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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 66.1915-1916

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Karlinger, Hans: Holzmodel aus der Sammlung Ebenböck von Hans Karlinger
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https://doi.org/10.11588/diglit.7140#0057
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Bekanntlich war es kein schlecht Geschäft ehedem,
die Wachszieherei. Ursprünglich haben die Klöster
das Gewerbe systematisch ausgeübt. Den Bienen-
züchter, von dem zunächst das ganze Geschäft ab-
hängt, treffen wir nach den Stürmen der Völker-
wanderung, seit wieder allmählich konsolidierte
Verhältnisse ins Land ziehen, im Gefolg des
Klosters. Der „Zeidler", wie sein alter Name
lautet, ist ein wichtiger Hintersasse jeder größeren
Kloftersiedelnng. „Zeidelhof" und „Zeidelweide"
erfreuten sich eines besonderen Rechtsschutzes,
Zeidelorte (wie z. B. Zeitlarn) finden sich beson-
ders in der Umgebung unserer alten Benediktiner-
klöster. In Bayern-Gsterreich sollen sich die slavi-
schen wenden, die im Gefolg der Einwanderer
ins Land kamen, am besten auf die Bienenpflege
verstanden haben. Für die Produkte hatte natur-
gemäß das Kloster in erster Linie Verwendung:
das wachs gab die Beleuchtung, der Honig spielte
für den Ulet in der Klosterbrauerei eine Rolle.
Die Bereitung des gesüßten Teiges für den „Leb-
zelten" ist zweifellos zuerst aus der Klosterküche
hervorgegangen. Und als sich dann nach einem
guten halben Jahrtausend dieses Gewerbe, wie
viele andere, von den Klöstern frei gemacht und

in der mittelalterlichen Stadt seinen Platz gefun-
den hatte, da waren wieder Kirche und Klöster
die Hauptabnehmer. Wohl hatte sich inzwischen
auch das Bedürfnis im bürgerlichen Haushalt ge-
steigert und hatte namentlich der Uletsieder, der
bis zum Ausgang des Mittelalters mit seinem
Geschäft dem Bierbrauer erhebliche Konkurrenz
machte, im Zunftwesen einen festen Stand inne.
Später wird der Lebkuchenbäcker ein größeres
Arbeitsfeld gefunden haben, denn der Gaumen
unserer Vorfahren scheint erst mit dem Ausgang
des Mittelalters anspruchsvoller geworden zu sein.
Zn großen Städten, wie Nürnberg, kommt der Leb-
zelter in den Zunftlisten des Jahrhunderts vor,
in München läßt sich der erste Lebzelter im Jahre
t370 Nachweisen. Zm \7. Jahrhundert war das Ge-
werbe zu großem Umfang gelangt, die Münchener
Zunftordnung von j.694 zählt zu den Befugnissen des
Lebzelters neben der Perstellung des Lebkuchens aus
Honig die Wachsbereitung, das Metsieden und die
Erzeugung der weißen Pechfackeln. Zm t8. Jahr-
hundert hatte das Gewerbe seine Zunftsatzung wie
jedes andere, mit fest umschriebenen Befugnissen
und Verordnungen für Meister und Gesellen. Der
letzte Gesellenfreispruch erfolgte in München \837,

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