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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 66.1915-1916

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Karlinger, Hans: Altes Kupfer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7140#0189
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„auf dem Platz" durch eine Urkunde der Rupfer-
schmiedezunft genau geregelt, wie allenthalben im
Mittelalter war die Arbeitsteilung innerhalb der
Rotschmiedezünfte groß. Neben den „Rotschmieden"
schlechthin, die sich anscheinend in früherer Zeit
hauptsächlich mit dem Guß befassen, haben u. a.
die Flaschner, die Pfannenschmiede, die Schellen-
macher mit dem Rupfer zu tun. Getrennt von
ihnen sind die Gelbgießer und vor allem die Becken-
schläger, die Bearbeiter des Messings.

Die größere künstlerische Aufgabe lag bis zum
t6. Jahrhundert in den fänden der letztgenannten.
Altarleuchter, Geräte, dann seit dem *4- Jahr-
hundert als wesentliches Stück im pausrat Schüssel
und Becken gehen aus der Werkstatt des Gelb-
gießers hervor. Der Rupferschmied als Rünstler
— sein Pauptgebiet ist hier die Treibarbeit —
scheint von paus ein Sohn der italienischen Re-
naissance zu sein; man darf sich wohl einzelner
Notizen aus Benvenuto Lellinis Lebensbeschreibung
erinnern. In Deutschland bürgert er sich durch-
schnittlich im Laufe des {6. Jahrhunderts ein. Zn
Nürnberg kämpfen im \6. Jahrhundert Becken-
schläger und Rotschmiede um den Vorrang zum
Siege der letzteren. Christoph Weigel (1654—J725)

erzählt, daß zu seiner Zeit das Gelbschmiede-
gewerbe im Aussterben begriffen war. Der Becken-
schläger, der hauptsächlich die verzierten Messing-
schüsseln herstellte — heute als Taufschüsseln und
Aderlaßbecken im Pandel —, arbeitete fast aus-
schließlich mit dem Prägestempel. Die freihändige
Treibarbeit war bei ihm Nebensache, sie beschränkte
sich auf Nachtreiben der Formen im Raltschlag, da
das Messing das Erhitzen der Bleche in ähnlichem
Maße wie das Rupfer nicht gestattet, ohne zu ver-
färben. Lin charakteristischer Zug des Stilwechsels:
die im Typischen gebundene und große Runst des
Mittelalters wird auch hier von der Tendenz zum
Individualismus abgelöst. Der Rupferschmied der
Renaissance eröffnet für die Massenproduktion das
Feld der Treibarbeit aus freier pand.
pand in pand gehen Erleichterungen der Roh-
metallbearbeitung in dem Aufkommen der pam-
merwerke. Der Rupferhammer ist in seiner grö-
ßeren Ausgestaltung gleichfalls eine Erscheinung
des \6. Jahrhunderts. Er liefert zunächst die
Bleche, für deren Perstellung es bei den Gelb-
gießern eine eigene Arbeitergruppe gab — die
Messingschaber —, dann aber auch schon die Roh-
formen. Der Nürnberger pans Flinsch betrieb z. B.

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