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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 67.1916-1917

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Vereinsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7004#0062
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tim die Ausstellung besonderes Verdienst erworben staben,
seien es Aussteller, seien es Arrangeure, den wärmsten Dank
des Vereins auch an dieser Stelle zum Ausdruck zu bringen.*
gum Wechsel in der Vorstandschaft des Vereins führt der Bericht-
erstatter aus: „wie Ihnen bekannt, sah sich Herr Prof, Honig
veranlaßt, die Stelle des I. Vorsitzenden niederzulegen. Mit
dem Gedanken des Rücktrittes trug er sich ja schon seit geraumer
geit, und nur wiederholte Bitten verschiedener Herren des
Ausschusses hatten bis dahin seine Absichten zurückgedrängt.
Äußeren Anlaß zu seinem endlichen unerschütterlichen Entschluß
zurückzutreten, bot der plötzliche Tod seines Bruders, mit dem
ihn innige Liebe, wesensglcichheit und Geistesverwandtschaft
in künstlerischen und allgemeinen Lebensfragen allzeit ver-
bunden hatte. Der unerwartete Rücktritt Prof, Honigs traf
unseren Verein hart, wir wissen alle, daß Hönig sich bereit
finden ließ, in einer momentanen Krisis die Leitung des
Vereins zu übernehmen, die andere weniger selbstbewußte
Naturen zurückgeschreckt hätte. Dafür schulden wir heute
noch Herrn Prof, Hönig unvergeßlichen Dank. Mit
starker Hand, unermüdlichem Fleiß und Eifer und
mit klarer gielbewußtheit suchte er sein ganzes Ich
dem Verein zu widmen. Seinem ehrlichen Streben kam
insonderheit seine temperamentvolle Redegewandtheit zugute,
deren überzeugende Beweiskraft selten versagte. Daß dabei
Prof, Hönig im Eifer des ausgetauschten Wortes da und dort
auch über das Maß hinausschoß, haben wir ihm, als einem
überzeugungstreuen Menschen und seinem pfälzischen Naturell
zugut gerechnet, wußten wir ja doch auch, daß letzten Endes
feine Impulsivität einzig dem guten Zweck, dem erwünschten
Ziele, dem erhofften Erfolg galt.

Prof, Hönig hat die Geschicke des Vereins in der
schweren Zeit des Krieges mit Glück geleitet und
ein gut Teil der Kraft eines auf der Höhe des
Lebens stehenden Mannes und Künstlers seiner ver-
antwortungsvollen Stelle gewidmet. Und damit
halte ich mich verpflichtet, ihm den wärmsten Dank
unseres Vereins auch nochmals in der Generalver-
sammlung auszusprechen.

Meine Herren! Das vertrauen Ihres Ausschusses hat mich
nun an die Stelle eines I. Vorsitzenden berufen. Wochenlang
verschloß ich mich dem ehrenden Antrag, bis ich endlich glaubte,
im Interesse des B. K.S.V. mich doch nicht länger ablehnend
verhalten zu sollen. Erlassen Sie mir die näheren Umstände,
die Gründe und Gegengründe und erlassen Sie mir auch ein
langatmiges Programm. Begnügen Sie sich, bitte, mit dem
versprechen, daß ich dem Gedeihen des Bayerischen Kunst-
gewerbevereins und dem bayer. Kunstgewerbe überhaupt
stets ein getreuer Anwalt sein will, vielleicht ist es aber doch
dem einen oder andern von Interesse, zu wissen, daß ich einst
selbst in Schule und Werkstatt als Kunstgewerbler saß, und wenn
ich schließlich auch die Praxis des Kunsthandwerkers mit der
Theorie des Kunsthistorikers und Kunstschriftstellers — früher
als Lehrer an der Kunstgewerbeschule und nun als Museums-
vorstand — vertauscht habe, so hoffe ich, daß aus dieser Theorie
letzten Endes doch auch wieder der Praxis Nutzen erblühen
könnte. Rund 30 Jahre verbinden mich mit dem Kunsthand-
werk, mehr als 20 mit dem Kunstgcwerbeverein. Sie sehen,
die alte Liebe ist jung geblieben. Ich danke Ihnen, meine Herren,
für das vertrauen, das Sie mir entgegenbringen, was an mir
liegt, um dem bayerischen Kunstgewerbe, in welches Erd-
reich immer es seine Wurzeln senkt, zu seinem alten
Ruhm und Ruf aufs neue zu verhelfen, soll geschehen und in
diesem Sinne will ich versuchen, den B. K.G.V. zu leiten zur

Erstarkung im Innern, zu Ansehen und Erfolg nach
außen. Sie aber, meine Herren, bitte ich um Ihre gütige
Hilfe und Unterstützung."

Der nächste Punkt der Tagesordnung brachte das Referat über
den von der Vorstandschaft und dem Gesamtausschuß geneh-
migten Wirtschaftsplan, der auch die Genehmigung durch die
Generalversammlung fand.

Nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses für die Lrgänzungs-
wahl wurden bei der diesjährigen Wahl in den Ausschuß
gewählt die Herren: Brandes August, Maler; Koob
August, Direktor der Frauenarbeitsschule; Leipfinger
Joseph, Dekorationsmaler; L ö m p e l Or. Heinrich, Architekt,
Dipl.-Ing.; MaurmeierRobert, Rechtsanwalt, Kgl. Justiz-
rat; Rosenthal Martin, Kgl. Kommerzienrat; Scharvogel
Iakob Iulius, Kgl. Professor und Keramiker; Schüttle
Georg, Kunstschreinermeister; gettler Franz, Kgl. Hof-
glasmaler.

Unter Hinweis auf die oben erwähnten hervorragenden Ver-
dienste Prof, Hönigs wurde auf Antrag des Gesamtausschusses
Herr Prof. L. Hönig zum Ehrenmitglied des Vereins
ernannt.

Die Ausstellungshalle hatte trotz der Kriegszeit erfreuliche
Erfolge zu verzeichnen. Der Gesamtumsatz betrug rund
ZOO800 Mk., also um das Doppelte mehr als im wirtschafts-
plan angenommen wurde.

Zur kehrlingsprämierung *9*6 die Mitteilung, daß ** Lehr-
linge ausgezeichnet und ihnen der Geleitsbrief des Vereins
zuerkannt werden konnte.

Vereinsabende fanden seit der letzten Generalversammlung
statt: Am 22. Mai *9*6 Schlußfeier mit Preisverteilung an
die Lehrlinge. — r. November *9*6 Vortrag: Dr. Georg
Kunzer über „Rußland, der Balkan und die Zentral-
mächte mit besonderer Berücksichtigung von Bul-
garien", mit Lichtbildern. — 2*. November Vortrag: Prof.
Or. PH. M. Halm über „Neuerwerbungen des Bayer.
Nationalmuseums während der Kriegsjahre" mit
Lichtbildern. — 28. November Zwanglose Zusammenkunft mit
Vorführung eines von f^erm 3- Schncckendorf erfundenen Ton-
wellenapparates. — 5. Dezember Vortrag: Dr. Georg Jakob
Wolf über „Eisen" mit Vorführung von Lichtbildern aus der
Lisenausstellung des Bayer. Kunstgewerbevereins. — 9. Ja-
nuar *9*7 Vortrag: Oberstleutnant Joseph Baumann über
„Samoa" mit Lichtbildern. — 23.Januar Vortrag: Or. R. A.
Peltzer über „Hans Reichel, ein bayerischer Bildhauer
des Frühbarock" mit Lichtbildern. — *7. April Vortrag:
Or. Hans Karlinger über „Die romanischen Wandmale-
reien Regensburgs im *2. Jahrhundert" mit Licht-
bildern. — 2-*. April Vortrag: Or. Michael Hartig über „Das
bayerische Kunstgewerbe im Dienste der Kirche bis
zum Ausgang des Mittelalters" mit Lichtbildern. —
*. Mai Vortrag: Prof. Or. kucian Scherman über „£jans-
typen und Haussitten in Hinterindien" mit Lichtbildern.
8. Mai Vortrag: Or. Adolf Dirr über „westafrikanische
Kunst" mit Lichtbildern.

Im Anschluß an diese geschäftlichen Mitteilungen wurde noch
bekannt gegeben, daß der Ausschluß eines Mitgliedes zurück-
genommen wurde.

Am Schluß der Generalversammlung brachte der I. Vorsitzende
den Dank des Bayerischen Kunstgewerbevereins zum Aus»
druck „allen jenen, die unserem Streben Gunst und Wohl-
wollen durch Gesinnung und Tat bekundet haben".

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Ccroitttr. Redakteur (ausgenommen Anzeigern!): Alexander Heil meyer. — Herausgegeben vom Bayer. Aunstgswerbeverrin. — Druck und Verlag

von R. Dldrnbourg, Rlnnck'en.
 
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