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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 68.1917-1918

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Besprechungen
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Kunstgewerbliche Nachrichten
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Besprechungen

ITT. Picard, Expressionistische Bauernmalerei. Delphinverlag,
München. Preis 20 IN.

wir alle kennen sie, die kleinen, bunten „Heiligenbilder",
mit gewerblicher Routine hinter Glas gestrichen: zwei dicke,
rote Alexe auf den Backen, die Gesichtszüge schwarz einge-
zeichnet und dazu Aleider, deren Rot oder Blau aus der
milchig weißen Fläche schrill hervorstechen. Aus den Trödler-
läden der Vorstädte sind sie in den letzten Jahren mehr und
mehr zu den Antiquitätenhändlern des Zentrums gedrungen,
und nun erscheint gar ein Aompendium von 2* Lichtdruck-
tafeln, dessen hochtrabendes Vorwort mit unerträglichem
Schwulst den tiefen, unverfälschten Aunsttrieb dieser harm-
losen Bildchen anpreist. Man beschuldige uns nicht des Unver-
ständnisses gegenüber der Volkskunst; aber nachdem Scheffler
erst vor kurzem bei einem analogen Fall darauf hinwies, wie
die heutige Aunsttheorie das ethnographisch Primitive mit
dem psychologisch Ursprünglichen durcheinander zu werfen
pflegt, bedarf es nicht vieler Worte, um die Verirrung des
vorliegenden Merkes zu kennzeichnen. Von Kunstwerken und

Kunstgewerbliche Nachrichten

Sapec. Lanüesgewerbeanstalt Nürnberg. Wettbewerb.

Freitag, den 22. Februar, fand unter dem Vorsitz des Herrn
Vberbaurat von Kramer die Sitzung des aus zehn Herren
bestehenden Preisgerichts für den Wettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen zu Wohnungseinrichtungen in erster Linie
für Kriegsgetraute statt. Ausgeschrieben waren zwei wohn-
und Schlafzimmer zum Preise von je (ooo Ulf. bzw. 1(800 Ulf.
Zur Verteilung gelangten 5 erste Preise zu 300 Mk., 6 zweite
Preise zu 200 Mk. und 9 dritte Preise zu ioo Mk. Außerdem
wurden 1(5 Arbeiten zum Ankauf empfohlen. Die letzteren
hätten nach ihrer künstlerischen Bedeutung einen Preis ver-
dient, konnten aber nicht damit bedacht werden, weil sie sich
nicht innerhalb der gesteckten Preisgrenze gehalten haben.
Von den einfachen Wohnzimmereinrichtungen erhielten 3
den ersten, ( den zweiten und ( den dritten Preis, außerdem
wurde ( zum Ankauf empfohlen; von den einfachen Schlaf-
zimmern wurden 1 mit dem ersten, 2 mit dem zweiten, 4 mit
dem dritten Preise bedacht und i zum Ankauf empfohlen;
von den reicheren Wohnzimmereinrichtungen wurden i( mit
dem ersten, 3 mit dem zweiten, 4 mit dem dritten Preise aus-
gezeichnet und 4 zum Ankauf empfohlen und von den reicheren
Schlafzimmereinrichtungen wurden 9 zum Ankauf empfohlen.
Die Träger der fünf ersten Preise sind:

i. Architekt Franz Joseph Wilhelm Keppler-München
(mit zwei ersten Preisen), 2. Ignaz Mchs-Nürnberg, 3. Edu-
ard Tobler-München und 4. Architekt Albert voelter-
München. Die 6 zweiten Preise fielen auf (. den Kunstgewerbe-
schüler August Austel-München, 2. auf den Zeichner M.
Franke-Nürnberg, 3. auf den Architekten Franz Joseph
Wilhelm Keppler-München, 4. auf den Architekten Ignaz
<vchs-Nürnberg, 5. auf Eduard Tobler-München und s.
auf Adolf Tutz-München. Mit dem dritten Preise wurden
bedacht: j. Architekt Adolph Llemencon-München (zwei
dritte Preise), 2. Möbelzeichner Adolf Hetzler-Neu-Ulm,

3. Diplomingenieur Fritz Landauer, Architekt in München,

4. Emma Linden-München, 5. Architekt Iganz Gchs-Nürn-
berg, 6. Architekt Albert voelter-München, 7. Marianne
Zumbusch-Pasing (zwei dritte Preise). Zum Ankauf empfoh-
len wurden die Entwürfe von (. Egid Bauer-München,

Stilen aller Zeiten übersättigt, glauben die Neulinge des
Expressionismus — freilich für wie lange! — in den Erzeug-
nissen der Kongoneger oder unserer Sennerbuben auf die
künstlerischen Urtriebe zu stoßen, die sie bei Raffael vermissen,
befriedigen aber tatsächlich mit diesem Hang zur derben
Folklore nur die geschmäcklerische Laune ihrer abgestumpften
Sinne. Dabei begnügen sie sich nicht mit dem gewissen Kitzel
des Grotesken, den solche Äußerungen einer ungeschlachten
Hand oder besser: ihre Verballhornung wertvollerer Vorbilder
für einen pervertierten Geschmack an sich haben mögen, son-
dern die mystische Gebärde, die heute am Kulturmenschen so
gerne wahrgenommen wird, verschwendet ihre ganze Inbrunst,
um das Göttliche solcher Schöpfungen auszudeuten und dem
Laien nahezuführen.

Nur schlaffe Epigonen können sich an dem Hautgout letzen,
der solchen Erzeugnissen und ihren wehrlosen, analphabetischen
Urhebern angedichtet wird; die n e u e Kunst aber „spottet
ihrer selbst und weiß nicht wie", wenn sie sich für diese Ver-
irrungen einsetzt. R. Dldenbourg.

2. Architekt Permann Berndl-München, Hauptlehrer an
der städt. Gewerbeschule Liebherrstr. (zwei Arbeiten), 3. Archi-
tekt Adolph Elemencon-München, 4. Architekt Fritz Faßler-
Fürth, 5. Zeichner M. Franke-Nürnberg, 6. Möbelfabrik
Wilhelm Frick-Pappenheim (zwei Arbeiten), 7. Architekt
Franz Holz, Assistent bei Professor Ehmcke an der Kgl. Kunst-
gewerbeschule München, und Architekt Domini Böhm-Neu-
Ulm (zwei Arbeiten), 8. Emma Linden-München, 9. Hans
Pylipp jun. aus Nürnberg, z.Zt. am Baukommando inImmen-
stadt, (0. Hans Ranninger-München, ((. Adolph Tutz-
München (zwei Arbeiten).

An dem Wettbewerb waren beteiligt München mit (2(, Nürn-
berg mit ;06 und andere bayerische Städte mit 34 Arbeiten.
Aus dem Felde waren deren 6 eingelaufen.

Sapec. Lanüeshilfeverein vom Roten Rreuz.

Uber die Rotkreuzmünze schreibt uns der K. Direktor der
Münzsammlung und Honorarprofessor der Universität Dr. Georg
Habich in München:

Im Auftrag des Bayerischen Landeshilfsvereins vom Roten
Kreuz hat der auf dem Gebiete der Schaumünzen vorteilhaft
bekannte Bildhauer Professor Hans Schwegerle eine vor-
treffliche Porträtmedaille der Königin hergestellt, die unter
Überwindung großer, durch die Jeitverhältnisse verursachter
Schwierigkeiten von der Firma pöllath in Schrobenhausen
in Silber ausgeprägt wurde. Das zierliche Schaustück zeigt das
lebensvolle Bildnis der Königin in vornehm repräsentativer
Auffassung und auf der Kehrseite zwei Schwerverwundete,
über denen in einer Gloriole das bekannte Wahrzeichen des
Roten Kreuzes erscheint. Im Abschnitt ist das bayerische
Wappen mit den Jahreszahlen des Krieges angebracht. Die
zu Geschenkzwecken sehr geeignete Rotkreuzmünze wird zu-
gunsten pflegebedürftiger verwundeter in echt Silber zum
Preise von 20 Mk. und in echt Silber vergoldet zum Preise
von 80 Mk. dem verkauf unterstellt. In Silber vergoldet
wurden nur 50 numerierte Stücke hergestellt. Bestellungen
können erfolgen bei dem Zentralkomitee des Bayer. Landes-
hilfsvereins München, Briennerstr. 53.

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