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Kunst und Handwerk am Oberrhein: Jahrbuch des Badischen Kunstgewerbevereins und des Kunstgewerbevereins Pforzheim — 2.1926-1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.12927#0012
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EINFÜHRUNG

Es ift fchwer, heute in künftleri|chen und kulturellen Dingen ein Pro-
gramm aufzuhellen Es gibt deren jchon zu viele. Ein Zeichen für
die Unraft un|erer Zeit ßnd die außerordentlich zahlreichen Schlag-
worte. Den Exprejponismus hat die moderne Sadilichkeit abgelöfv.
aber auch ihre Lebenskraft fdieint jchon wieder im Erlöfchen. über
Konftruktivismus und Punktionalismus [breiten ßch in der Baukunft
die gegenfätzlidien Gruppen. Das Kun[?gewerbe gar will man als
|elb[tandige Erzeugungsform aus|chalten. Es ift gewiß ein erftYebens-
wertes Ziel, alle Gegenftände, die heute als Kunfthandwerk bezeidinet
werden — in halb bewußtem Gegenfatz zu Erzeugnifjen, die der Lebens-
notdurft dienen — fo zu gepalten, daß (ie als |elbftverft!ändliche Äuße-
rungen einer praktifdien Lebens- und Wohnkultur gelten können,

ohne den Beige|chmack des Luxuriösen.
Wann wir aber |o weit kommen, läßt ßch nodi nicht abfehen. Ein
witziges Wort über diefe Dinge hat Erich Mendelfohn geprägt: Kunp
i[? das, was das 10. Jahrhundert darunter verbanden hat. In anderen
Zeiten — könnte man ergänzen — war der Begriff der Kun(? kein
|elb(tändiger, jondern ein untrennbarer Teil aller Dinge und Äuße-
rungendesmenfdilidien Lebens. Diefem Ziele wieder nahe zu kommen,
|oll die Hauptarbeit der treibenden Kräfte in den Kunf? gewerbevereinen
gewidmet fein. Ihre Aufgabe ift fomit umriffen in pädagogifch erziehe-
rijcher Richtung, als auch in (chöpferifch tätiger Arbeit. Unabhängig
hiervon joll nun im Pol genden ein Querfchnitt gegeben werden von
dem, was im badifchen Kunstgewerbe als praktifche, hochwertige Durdi-
|chnittsarbeit geleitet wird. Spitzenlei(?ungen werden fidi von felbß
kundgeben. Sie können nur befruchten und anregen, nicht aber das
Bedürfnis des wirklichen Lebens ausfüllen. Wenig(?ens heute noch nidu
Vielleicht kommt bald die Zeit, da |oldie Hödi[?leif?ungen von heute
Gemeingut aller Schaffenden geworden ßnd. Ein (teiler weg, den zu
gehen wir nicht müde werden dürfen. Möge diefer II. Band

diefelben Freunde finden wie der erf?e.

ALFRED FISCHER.

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