zu Heidelberg, gewidmet" seinem Buche voranstellte, das den Titel erhielt:
„Schliemann's Ausgrabungen in Troja, Tiryns, Mykenä, Orchomenos, Ithaka
im Lichte der heutigen Wissenschaft". Uber die Entstehung des Buches schreibt
Schuchhardt selbst 1889 im Vorwort: „Die Ausführung wurde mir schon im
Jahre 1886 übertragen, als ich noch, bei den pergamenischen Ausgrabungen
beschäftigt, in Kleinasien weilte. Ich hatte so den Vorteil, während jener Zeit
und im Laufe fast des ganzen folgenden Jahres an Ort und Stelle die Studien
für die bevorstehende Arbeit machen und in beständigem lebhaften Verkehr
mit den in Betracht kommenden Persönlichkeiten mich auch über alles das,
was weder aus Büchern noch aus den Denkmälern zu erfahren war, unterrich-
ten zu können. Das Buch ist dann in Athen begonnen, in Berlin und Rom
weitergeführt und in Hannover beendigt worden."
In Pergamon und Athen war Schuchhardt als Stipendiat des Archäologi-
schen Instituts des Deutschen Reiches. Dazu hatte ihm besonders Theodor
Mommsen verholfen, dem für seine „Römische Geschichte" der Bericht Schuch-
hardts über seine Aufnahme der sog. „Trajanswälle" in der Dobrudscha sehr
gelegen kam. Diese hatte Schuchhardt im September 1884 gemacht, als er
Hauslehrer beim rumänischen Fürsten Bibesco war und die großen Ferien
seiner Aufgabe zuliebe aus dem heißen Sommer in den Herbst verlegt wurden.
Was Schliemann in Griechenland ausgegraben hatte, war den gesetzlichen
Bestimmungen entsprechend im Lande geblieben. Von dem aber, was er in
der Türkei auf dem Hügel von Hissalik fand, in dem er das homerische Troja
erkannte, durfte er zunächst die Hälfte selbst behalten. Später war es bloß
noch ein Drittel, nachdem er die Erlaubnis zum Weitergraben nur dadurch
erwirkt hatte, daß er der türkischen Regierung das Fünffache der Strafsumme
zahlte, zu der er verurteilt worden war, weil er den sog. „Schatz des Priamos"
mit seinen reichen Goldsachen usw. ganz an sich genommen hatte.
Schliemanns Funde aus Tiryns usw. konnte Schuchhardt also in Athen
studieren, die hauptsächlichsten aus Troja in Berlin. Denn Schliemann hatte
ja — von Rudolf Virchow dafür gewonnen — seine zunächst in London auf-
gestellte Sammlung nach Berlin überführt und bereits 1881 in hochherziger
Schenkung „dem deutschen Volke" überwiesen. In Berlin war Schuchhardt
unmittelbar nach seiner Rückkehr von Athen vom 1. Oktober 1887 bis Ende
Juni 1888 mit Arbeiten beschäftigt, die die Zusammensetzung des berühmten
Frieses am Pergamon-Altar aus vielen Bruchstücken erleichtern sollten. Die
nebenher geförderte Arbeit am Schliemannbuch erhielt guten Auftrieb durch
eine Einladung nach Leipzig zu Brockhaus, wo eine Besprechung über die
Haltung des Buches und seine Illustrierung zu beiderseitiger Zufriedenheit
verlief.
Wie aber kam es, daß Schuchhardt sein Schliemannbuch auch in Rom fort-
setzte? Das lag letztlich an dem feuchten Sommer des Jahres 1888, der den
Bau für das im Entstehen begriffene Kestner-Museum in Hannover nicht
gehörig austrocknen ließ. Deshalb ging sein Direktor, der mit 28 Jahren auf
diesen Posten in seiner Vaterstadt berufene Carl Schuchhardt, für das erste
Viertel des Jahres 1889 nach Rom. Dort hatte ja August Kestner, der vierte
Sohn von „Werthers Lotte", die Sammlung zusammengebracht, die der Anlaß
zur Gründung des neuen Museums wurde. Auf seinen Spuren wandelnd,
konnte sich Schuchhardt noch besser auf seine künftigen Aufgaben vorberei-
ten. Dank seiner neuen Würde erhielt er ein stattliches „Professorenzimmer"
im deutschen archäologischen Institut, wo auch einige ungefähr gleichaltrige
Fachgenossen wohnten. „Abends hab' ich fleißig an meinem Schliemannbuche
1*
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„Schliemann's Ausgrabungen in Troja, Tiryns, Mykenä, Orchomenos, Ithaka
im Lichte der heutigen Wissenschaft". Uber die Entstehung des Buches schreibt
Schuchhardt selbst 1889 im Vorwort: „Die Ausführung wurde mir schon im
Jahre 1886 übertragen, als ich noch, bei den pergamenischen Ausgrabungen
beschäftigt, in Kleinasien weilte. Ich hatte so den Vorteil, während jener Zeit
und im Laufe fast des ganzen folgenden Jahres an Ort und Stelle die Studien
für die bevorstehende Arbeit machen und in beständigem lebhaften Verkehr
mit den in Betracht kommenden Persönlichkeiten mich auch über alles das,
was weder aus Büchern noch aus den Denkmälern zu erfahren war, unterrich-
ten zu können. Das Buch ist dann in Athen begonnen, in Berlin und Rom
weitergeführt und in Hannover beendigt worden."
In Pergamon und Athen war Schuchhardt als Stipendiat des Archäologi-
schen Instituts des Deutschen Reiches. Dazu hatte ihm besonders Theodor
Mommsen verholfen, dem für seine „Römische Geschichte" der Bericht Schuch-
hardts über seine Aufnahme der sog. „Trajanswälle" in der Dobrudscha sehr
gelegen kam. Diese hatte Schuchhardt im September 1884 gemacht, als er
Hauslehrer beim rumänischen Fürsten Bibesco war und die großen Ferien
seiner Aufgabe zuliebe aus dem heißen Sommer in den Herbst verlegt wurden.
Was Schliemann in Griechenland ausgegraben hatte, war den gesetzlichen
Bestimmungen entsprechend im Lande geblieben. Von dem aber, was er in
der Türkei auf dem Hügel von Hissalik fand, in dem er das homerische Troja
erkannte, durfte er zunächst die Hälfte selbst behalten. Später war es bloß
noch ein Drittel, nachdem er die Erlaubnis zum Weitergraben nur dadurch
erwirkt hatte, daß er der türkischen Regierung das Fünffache der Strafsumme
zahlte, zu der er verurteilt worden war, weil er den sog. „Schatz des Priamos"
mit seinen reichen Goldsachen usw. ganz an sich genommen hatte.
Schliemanns Funde aus Tiryns usw. konnte Schuchhardt also in Athen
studieren, die hauptsächlichsten aus Troja in Berlin. Denn Schliemann hatte
ja — von Rudolf Virchow dafür gewonnen — seine zunächst in London auf-
gestellte Sammlung nach Berlin überführt und bereits 1881 in hochherziger
Schenkung „dem deutschen Volke" überwiesen. In Berlin war Schuchhardt
unmittelbar nach seiner Rückkehr von Athen vom 1. Oktober 1887 bis Ende
Juni 1888 mit Arbeiten beschäftigt, die die Zusammensetzung des berühmten
Frieses am Pergamon-Altar aus vielen Bruchstücken erleichtern sollten. Die
nebenher geförderte Arbeit am Schliemannbuch erhielt guten Auftrieb durch
eine Einladung nach Leipzig zu Brockhaus, wo eine Besprechung über die
Haltung des Buches und seine Illustrierung zu beiderseitiger Zufriedenheit
verlief.
Wie aber kam es, daß Schuchhardt sein Schliemannbuch auch in Rom fort-
setzte? Das lag letztlich an dem feuchten Sommer des Jahres 1888, der den
Bau für das im Entstehen begriffene Kestner-Museum in Hannover nicht
gehörig austrocknen ließ. Deshalb ging sein Direktor, der mit 28 Jahren auf
diesen Posten in seiner Vaterstadt berufene Carl Schuchhardt, für das erste
Viertel des Jahres 1889 nach Rom. Dort hatte ja August Kestner, der vierte
Sohn von „Werthers Lotte", die Sammlung zusammengebracht, die der Anlaß
zur Gründung des neuen Museums wurde. Auf seinen Spuren wandelnd,
konnte sich Schuchhardt noch besser auf seine künftigen Aufgaben vorberei-
ten. Dank seiner neuen Würde erhielt er ein stattliches „Professorenzimmer"
im deutschen archäologischen Institut, wo auch einige ungefähr gleichaltrige
Fachgenossen wohnten. „Abends hab' ich fleißig an meinem Schliemannbuche
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