hier das (oder die) kennzeichnende „Döhr". — Ob und wieweit die älter be-
gangenen und durch den vorstehenden Fundbericht in urgeschichtliche Zeiten
zurückdatierbaren Hangwege über die Mehlenberg-Lucke für den Platz Döhren
schon namengebend wirksam werden konnten, ist neben den Ergebnissen der
Bodenforschung auch eine Frage der Sprachforschung.
Ein »Donnerkeil« und ein Schalenstein aus dem
Kreise Hameln-Pyrmont
Von J. Norkus
Mit 1 Tafel
Wilhelm Barner hat in der „Kunde" (N. F. 8, H. 3—4, 1957) von der alten
Sitte des „Beilzaubers" erzählt, die bis in die neueste Zeit hinein in der Leine-
gegend üblich war. Steinbeile, auf dem Felde gefunden, wurden als „Donner-
keile" bezeichnet und zum Schutze gegen Feuersgefahr und Blitzschlag im
Dachgebälk der Häuser aufgehängt. Der kürzlich verstorbene Dr. Spanuth,
Hameln, hat diesen alten Brauch auch im Kreise Hameln-Pyrmont feststellen
können. Im Jahre 1957 konnte er von dem Bauern Diekmann in Emmern eine
schöne Steinaxt erwerben, die sich heute im Heimatmuseum Hameln befindet.
Die aus dunklem, meliertem Urgestein gefertigte Axt ist sorgfältig geschliffen
und gut erhalten (s. Abb.). Sie ist 22 cm lang, an der breitesten Stelle 11 cm
breit und 5,8 cm dick. Die Unterseite ist nur wenig, die Oberseite stärker ge-
wölbt. Das Bohrloch ist konisch, oben 3,8 und unten 2,6 cm Durchmesser. Der
schräge, nichtgeschliffene Nacken weist sie in das Gebiet der Bandkeramik.
Sie wurde in dem Hause des Herrn Diekmann gefunden, wo sie in einer Aus-
sparung des gemauerten Schornsteines dicht unter dem Dachfirst ihren Platz
gehabt hatte. Spanuth schrieb damals in der „Deister- und Weserzeitung" über
diesen Fund u. a.: „... Wichtiger noch als die seltene Größe und die feine
Form des Gerätes ist in diesem Falle die ihm anhaftende uralte Tradition.
Mit einem Steingerät wie diesem hat es seine besondere Bewandtnis. Um
diese zu verstehen, müssen wir uns eines fast verlorenen alten Glaubens und
Brauches erinnern, der sich vor Zeiten mit einem solchen Funde verband. Nach
germanischem Mythos rief Donar oder Thor, wenn er im Wetter mit seinem
Bocksgespann durch die Lüfte fuhr, Blitz und Donner hervor, indem er seine
„Donnerkeile" durch die Wolken zur Erde hin schleuderte, wo sie in Gestalt
von durchlochten Steinbeilen tief in den Boden drangen.
Wer das Glück hatte, einen dieser Keile Donars zu finden, hob ihn sorg-
fältig auf. Denn dieser vom Himmel her, aus der Hand eines der hohen Götter
stammende Stein besaß die Kraft, jeden irdischen Raum, in dem er lag, vor
Blitzgefahr zu schützen. Darüber hinaus gingen von ihm geheimnisvolle Kräfte
aus, er schützte die Kühe und ihre Milch vor Hexenzauber, befruchtete die
Saaten, vertrieb Krankheiten und Entzündungen aller Art. Darum schabte man
feinen Staub von dem „Donnerkeil" ab und mischte ihn in Salbe, die dadurch
besonders heilkräftig wurde..."
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gangenen und durch den vorstehenden Fundbericht in urgeschichtliche Zeiten
zurückdatierbaren Hangwege über die Mehlenberg-Lucke für den Platz Döhren
schon namengebend wirksam werden konnten, ist neben den Ergebnissen der
Bodenforschung auch eine Frage der Sprachforschung.
Ein »Donnerkeil« und ein Schalenstein aus dem
Kreise Hameln-Pyrmont
Von J. Norkus
Mit 1 Tafel
Wilhelm Barner hat in der „Kunde" (N. F. 8, H. 3—4, 1957) von der alten
Sitte des „Beilzaubers" erzählt, die bis in die neueste Zeit hinein in der Leine-
gegend üblich war. Steinbeile, auf dem Felde gefunden, wurden als „Donner-
keile" bezeichnet und zum Schutze gegen Feuersgefahr und Blitzschlag im
Dachgebälk der Häuser aufgehängt. Der kürzlich verstorbene Dr. Spanuth,
Hameln, hat diesen alten Brauch auch im Kreise Hameln-Pyrmont feststellen
können. Im Jahre 1957 konnte er von dem Bauern Diekmann in Emmern eine
schöne Steinaxt erwerben, die sich heute im Heimatmuseum Hameln befindet.
Die aus dunklem, meliertem Urgestein gefertigte Axt ist sorgfältig geschliffen
und gut erhalten (s. Abb.). Sie ist 22 cm lang, an der breitesten Stelle 11 cm
breit und 5,8 cm dick. Die Unterseite ist nur wenig, die Oberseite stärker ge-
wölbt. Das Bohrloch ist konisch, oben 3,8 und unten 2,6 cm Durchmesser. Der
schräge, nichtgeschliffene Nacken weist sie in das Gebiet der Bandkeramik.
Sie wurde in dem Hause des Herrn Diekmann gefunden, wo sie in einer Aus-
sparung des gemauerten Schornsteines dicht unter dem Dachfirst ihren Platz
gehabt hatte. Spanuth schrieb damals in der „Deister- und Weserzeitung" über
diesen Fund u. a.: „... Wichtiger noch als die seltene Größe und die feine
Form des Gerätes ist in diesem Falle die ihm anhaftende uralte Tradition.
Mit einem Steingerät wie diesem hat es seine besondere Bewandtnis. Um
diese zu verstehen, müssen wir uns eines fast verlorenen alten Glaubens und
Brauches erinnern, der sich vor Zeiten mit einem solchen Funde verband. Nach
germanischem Mythos rief Donar oder Thor, wenn er im Wetter mit seinem
Bocksgespann durch die Lüfte fuhr, Blitz und Donner hervor, indem er seine
„Donnerkeile" durch die Wolken zur Erde hin schleuderte, wo sie in Gestalt
von durchlochten Steinbeilen tief in den Boden drangen.
Wer das Glück hatte, einen dieser Keile Donars zu finden, hob ihn sorg-
fältig auf. Denn dieser vom Himmel her, aus der Hand eines der hohen Götter
stammende Stein besaß die Kraft, jeden irdischen Raum, in dem er lag, vor
Blitzgefahr zu schützen. Darüber hinaus gingen von ihm geheimnisvolle Kräfte
aus, er schützte die Kühe und ihre Milch vor Hexenzauber, befruchtete die
Saaten, vertrieb Krankheiten und Entzündungen aller Art. Darum schabte man
feinen Staub von dem „Donnerkeil" ab und mischte ihn in Salbe, die dadurch
besonders heilkräftig wurde..."
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