ben und Knochen oder Holz fehlen vollständig, eine Beobachtung, die schon
in anderen Mittelgebirgen gemacht worden ist und R. Lais veranlaßte, sich
mit diesem Problem einmal näher zu befassen2. Lais führte das Fehlen kera-
mischer Reste und solcher aus organischen Bestandteilen auf die Zersetzung
durch die Sickerwässer der Niederschläge zurück. Besonders die Scherben der
schlecht gebrannten steinzeitlichen Gefäße böten den eindringenden Wässern,
durch die z. T. sehr grobe Magerung mit kleinen Steinen, Quarzkörnern u. a. m.,
größere Angriffsmöglichkeiten, die Wässer dringen in die feinen Spalten zwi-
schen Magerungsbeimischungen und Ton ein, zumal in kristallinen Gebirgen
die Sickerwässer chemischen Veränderungen unterworfen seien, die Silikate
und Eisenverbindungen auflösten. Die anmoorigen Böden des Oberharzes ent-
halten zudem noch einen stärkeren Feuchtigkeitsgehalt und tragen bei dem
Wechsel von Frost und Auftauen zu einer weit stärkeren mechanischen Zer-
setzung der keramischen Reste bei. Ein gleicher Auflösungsprozeß muß bei
den mineralarmen Böden im Gebirge angenommen werden, wo die Humus-
stärken z. T. nur mit 5—10 cm Mächtigkeit gemessen worden sind.
In den braunen, gelbbraunen oder rotbraunen Verwitterungsböden werden
vorgeschichtliche Scherben in weichem, durchfeuchtetem Zustand kaum beach-
tet werden können, wenn sie überhaupt erhalten sind, was nur in den aller-
seltensten Fällen und unter den glücklichsten Umständen vorkommen mag.
Die auf Grund der Beobachtungen von R. Lais im Schwarzwald erzielten Er-
gebnisse können wir für die fast gleichartigen Verhältnisse im Oberharz in
vollem Umfang übernehmen.
Das Fehlen keramischer Hinterlassenschaften kann also m. E. kein Grund
sein, die Steinbeile nicht als Zeugen für die Anwesenheit des Menschen zur
Jungsteinzeit im Gebirge zu bewerten.
Das Problem wäre zweifellos einfacher zu lösen, wenn im Oberharz nur
Steinbeile vorlägen. Von den 30 Fundstellen (Abb. 1) lieferten 14 ausschließ-
lich Feuersteingeräte, Pfeilspitzen und Klingen. Die Fundstelle 20 St. Andreas-
berg / Rehberg hat sogar eine Feuersteinlanzenspitze geliefert. Hinzuzufügen
sind diesen Fundstellen jene Plätze von Walkenried (30), Scharzfeld (25), viel-
leicht auch Oderbrück (17), wo Beilfunde mit anderen Funden vergesellschaftet
sind. Beide Fundbestandteile, Beile und Feuersteingeräte, sind hier untrennbar
miteinander verbunden, was den Aussagewert zugunsten einer Begehung des
Gebietes zur Jungsteinzeit verstärkt. Mildenberger hat diese Fundplätze von
Walkenried und Scharzfeld an und für sich aus der Behandlung herausgenom-
men, nicht nur wegen ihrer klaren Stellung als Siedlungsplätze, sondern
wegen ihrer Randlage. Wenn wir sie in der Folge der Gebirgsfundplätze mit
führen, dann vornehmlich aus dem Grunde, daß sie die Ausgangspunkte für
das Eindringen des Menschen in das weitere Gebirgsinnere gewesen sein
müssen. Auf diesen Punkt wird noch zurückzukommen sein. In die Gruppe der
Fundplätze mit Steinbeilen und Feuersteingeräten ist mit größter Wahrschein-
lichkeit auch der Fundplatz am Iberg bei Bad Grund (5—6) einzuordnen. Es
ist sicher kein Zufall, daß auf dem Fundplatz am Iberg und auch bei Oder-
brück Steinbeile in unmittelbarer Nachbarschaft von Feuersteingeräten her-
ausgekommen sind. Am einwandfreien Fundbericht über das Beil vom Iberg
besteht kein Zweifel, was auch für den Fund von Oderbrück angenommen
werden muß, so daß für beide Fundkomplexe eine primäre Lagerung in Be-
tracht zu ziehen ist. Das Gleiche möchten wir für das Beil vom Brockenfeld
(18), für das Beil von der Waage bei St. Andreasberg (19), von Langelsheim,
2 R. Lais, Die Steinzeit im Schwarzwald. Badische Fundber. 13/1937, S. 46.
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in anderen Mittelgebirgen gemacht worden ist und R. Lais veranlaßte, sich
mit diesem Problem einmal näher zu befassen2. Lais führte das Fehlen kera-
mischer Reste und solcher aus organischen Bestandteilen auf die Zersetzung
durch die Sickerwässer der Niederschläge zurück. Besonders die Scherben der
schlecht gebrannten steinzeitlichen Gefäße böten den eindringenden Wässern,
durch die z. T. sehr grobe Magerung mit kleinen Steinen, Quarzkörnern u. a. m.,
größere Angriffsmöglichkeiten, die Wässer dringen in die feinen Spalten zwi-
schen Magerungsbeimischungen und Ton ein, zumal in kristallinen Gebirgen
die Sickerwässer chemischen Veränderungen unterworfen seien, die Silikate
und Eisenverbindungen auflösten. Die anmoorigen Böden des Oberharzes ent-
halten zudem noch einen stärkeren Feuchtigkeitsgehalt und tragen bei dem
Wechsel von Frost und Auftauen zu einer weit stärkeren mechanischen Zer-
setzung der keramischen Reste bei. Ein gleicher Auflösungsprozeß muß bei
den mineralarmen Böden im Gebirge angenommen werden, wo die Humus-
stärken z. T. nur mit 5—10 cm Mächtigkeit gemessen worden sind.
In den braunen, gelbbraunen oder rotbraunen Verwitterungsböden werden
vorgeschichtliche Scherben in weichem, durchfeuchtetem Zustand kaum beach-
tet werden können, wenn sie überhaupt erhalten sind, was nur in den aller-
seltensten Fällen und unter den glücklichsten Umständen vorkommen mag.
Die auf Grund der Beobachtungen von R. Lais im Schwarzwald erzielten Er-
gebnisse können wir für die fast gleichartigen Verhältnisse im Oberharz in
vollem Umfang übernehmen.
Das Fehlen keramischer Hinterlassenschaften kann also m. E. kein Grund
sein, die Steinbeile nicht als Zeugen für die Anwesenheit des Menschen zur
Jungsteinzeit im Gebirge zu bewerten.
Das Problem wäre zweifellos einfacher zu lösen, wenn im Oberharz nur
Steinbeile vorlägen. Von den 30 Fundstellen (Abb. 1) lieferten 14 ausschließ-
lich Feuersteingeräte, Pfeilspitzen und Klingen. Die Fundstelle 20 St. Andreas-
berg / Rehberg hat sogar eine Feuersteinlanzenspitze geliefert. Hinzuzufügen
sind diesen Fundstellen jene Plätze von Walkenried (30), Scharzfeld (25), viel-
leicht auch Oderbrück (17), wo Beilfunde mit anderen Funden vergesellschaftet
sind. Beide Fundbestandteile, Beile und Feuersteingeräte, sind hier untrennbar
miteinander verbunden, was den Aussagewert zugunsten einer Begehung des
Gebietes zur Jungsteinzeit verstärkt. Mildenberger hat diese Fundplätze von
Walkenried und Scharzfeld an und für sich aus der Behandlung herausgenom-
men, nicht nur wegen ihrer klaren Stellung als Siedlungsplätze, sondern
wegen ihrer Randlage. Wenn wir sie in der Folge der Gebirgsfundplätze mit
führen, dann vornehmlich aus dem Grunde, daß sie die Ausgangspunkte für
das Eindringen des Menschen in das weitere Gebirgsinnere gewesen sein
müssen. Auf diesen Punkt wird noch zurückzukommen sein. In die Gruppe der
Fundplätze mit Steinbeilen und Feuersteingeräten ist mit größter Wahrschein-
lichkeit auch der Fundplatz am Iberg bei Bad Grund (5—6) einzuordnen. Es
ist sicher kein Zufall, daß auf dem Fundplatz am Iberg und auch bei Oder-
brück Steinbeile in unmittelbarer Nachbarschaft von Feuersteingeräten her-
ausgekommen sind. Am einwandfreien Fundbericht über das Beil vom Iberg
besteht kein Zweifel, was auch für den Fund von Oderbrück angenommen
werden muß, so daß für beide Fundkomplexe eine primäre Lagerung in Be-
tracht zu ziehen ist. Das Gleiche möchten wir für das Beil vom Brockenfeld
(18), für das Beil von der Waage bei St. Andreasberg (19), von Langelsheim,
2 R. Lais, Die Steinzeit im Schwarzwald. Badische Fundber. 13/1937, S. 46.
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