Dieser für das frühe Mittelalter einzigartige Münztyp ist im Laufe des
9. Jahrhunderts weitgehend nachgeahmt worden. Die Grade der Nachahmung
sind recht unterschiedlich. Nachahmungen mit nur geringfügig entstellter
Vorderseitenlegende und wenig barbarisiertem Brustbild kommen verhältnis-
mäßig selten vor. Diese früheren noch nicht so stark entstellten Nachahmun-
gen haben eine weite Streuung gefunden. Als Fundorte werden genannt:
Elgin (Schottland), Hon (Norwegen), Faymoreau (Vendee), St. Vincent-sur-
Graon (Vendee) 4 und Voorhout (Niederlande) 5.
Den ersten noch tragbaren Nachahmungen folgt dann eine Gruppe von
stark stilisierten Geprägen (vgl. Abb. 2—4). Das Brustbild ist in Linien auf-
gelöst, es bleiben nur noch Schwerpunkte in Form einer keilförmigen Nase,
eines nach oben verschobenen Auges sowie übertrieben gezeichneter Haare
und betonter Schleifenenden im Nacken. Aus dem Kreuz im Kranz der Rück-
seite ist ein Kreuz im Perlkreis geworden. Die Legenden sind in Striche auf-
gelöst, zwischen denen gelegentlich ein O oder V daran erinnert, daß das
Vorbild die Legende DN HLVDOVVICVS IMP AVG aufgewiesen hatte. Diese
vorgeschrittenen Nachahmungen hat man in erster Linie in den nordnieder-
ländischen Provinzen Friesland, Groningen und Drenthe gefunden. Der süd-
lichste Fundort ist Domburg (Zeeland), außerdem sind zwei Exemplare aus
England (Fundorte Cambridge und Lewes) bekannt6.
Das Herbrumer Medaillon weicht von den bisher bekannten Typen ab.
Bildmäßig zählt es schon wegen seiner auffallenden Stilisierung — Keilnase,
versetztes Auge, vereinfachter Lorbeerkranz — zu der zweiten, vorgeschrit-
tenen Gruppe. Schriftmäßig ordnet es sich jedoch mehr der ersten Gruppe
zu. So haben wir es mit einem Ubergangstyp zu tun. Als annähernde Zeit-
stellung dürfte die Mitte des 9. Jahrhunderts in Frage kommen, reichen doch
die Funde mit den stark barbarisierten Typen bis in die Zeit um 90G 7.
Der Fundort Herbrum ordnet sich dem bisherigen Bild ohne Schwierigkeit
zu. Wir haben es bei dem Ring offensichtlich mit einem Ausläufer des frie-
sischen Raumes zu tun, an den auch die Montierung des Schmuckstückes
erinnert. Bereits aus der merowingischen Zeit sind gerade aus Friesland
genug Schmuckstücke bekannt, die aus einer von konzentrischen Kreisen
umgebenen Goldmünze bestehen. Die Chronologie dieser Schmucktechnik
läßt sich gut an dem erhaltenen Material ablesen8.
Der Schmuck des 3. Jahrhunderts faßt die Aurei in eckigen oder runden
Rahmen, die ein durchbrochenes Muster aufweisen9; Münzschmuck dieser
Art ist wiederholt in Gallien, im Rheinland und in den Niederlanden gefun-
den worden 10. Im 5. Jahrhundert hat sich dieser Rahmen zu einer Form ent-
Heft 6/7, 1952/53, S. 55—60 (nimmt Dorestad als Hauptmünzstätte in Anspruch), und
dazu wieder P. Grierson, Zum Ursprung der karolingischen Goldprägung in Nordwest-
Europa, Hamburger Beiträge zur Numismatik, Heft 8, 1954, S. 199—206. Unsere Fol-
gerungen entsprechen etwa Griersons Hypothesen, vgl. Anm. 26.
4 Grierson, a. a. O., S. 25—27 und 38.
5 W. J. de Boone, Een oud vondstbericht, Westerhem I, 1952, S. 59—61.
6 Grierson, a. a. O., S. 28 ff.
7 Grierson, a. a. O., S. 9—10.
8 Vgl. hierzu A. N. Zadoks-Josephus Jitta, Notes and questions on coin ornaments,
Congres International de Numismatique, Paris 1953, Bd. II, Actes, S. 453—459 und
Muntsieraden, Antiquity and Survival, Bd. 2, 1959, S. 168—177.
9 Vgl. Zadoks, Coin ornaments, S. 455, und Zadoks, Muntsieraden, S. 170.
10 Ein Aureus des Victorinus in einer solchen Fassung kam z. B. im Fund von
Planche, Dep. Ain, vor (E. Poncet, Le tresor de Planche, Lyon 1890, S. 8), ein gefaßter
Aureus des Caracalla wurde in Hamminkeln, Kreis Rees, gefunden (Bonner Jahr-
bücher 155—156, 1955/56, S. 555).
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9. Jahrhunderts weitgehend nachgeahmt worden. Die Grade der Nachahmung
sind recht unterschiedlich. Nachahmungen mit nur geringfügig entstellter
Vorderseitenlegende und wenig barbarisiertem Brustbild kommen verhältnis-
mäßig selten vor. Diese früheren noch nicht so stark entstellten Nachahmun-
gen haben eine weite Streuung gefunden. Als Fundorte werden genannt:
Elgin (Schottland), Hon (Norwegen), Faymoreau (Vendee), St. Vincent-sur-
Graon (Vendee) 4 und Voorhout (Niederlande) 5.
Den ersten noch tragbaren Nachahmungen folgt dann eine Gruppe von
stark stilisierten Geprägen (vgl. Abb. 2—4). Das Brustbild ist in Linien auf-
gelöst, es bleiben nur noch Schwerpunkte in Form einer keilförmigen Nase,
eines nach oben verschobenen Auges sowie übertrieben gezeichneter Haare
und betonter Schleifenenden im Nacken. Aus dem Kreuz im Kranz der Rück-
seite ist ein Kreuz im Perlkreis geworden. Die Legenden sind in Striche auf-
gelöst, zwischen denen gelegentlich ein O oder V daran erinnert, daß das
Vorbild die Legende DN HLVDOVVICVS IMP AVG aufgewiesen hatte. Diese
vorgeschrittenen Nachahmungen hat man in erster Linie in den nordnieder-
ländischen Provinzen Friesland, Groningen und Drenthe gefunden. Der süd-
lichste Fundort ist Domburg (Zeeland), außerdem sind zwei Exemplare aus
England (Fundorte Cambridge und Lewes) bekannt6.
Das Herbrumer Medaillon weicht von den bisher bekannten Typen ab.
Bildmäßig zählt es schon wegen seiner auffallenden Stilisierung — Keilnase,
versetztes Auge, vereinfachter Lorbeerkranz — zu der zweiten, vorgeschrit-
tenen Gruppe. Schriftmäßig ordnet es sich jedoch mehr der ersten Gruppe
zu. So haben wir es mit einem Ubergangstyp zu tun. Als annähernde Zeit-
stellung dürfte die Mitte des 9. Jahrhunderts in Frage kommen, reichen doch
die Funde mit den stark barbarisierten Typen bis in die Zeit um 90G 7.
Der Fundort Herbrum ordnet sich dem bisherigen Bild ohne Schwierigkeit
zu. Wir haben es bei dem Ring offensichtlich mit einem Ausläufer des frie-
sischen Raumes zu tun, an den auch die Montierung des Schmuckstückes
erinnert. Bereits aus der merowingischen Zeit sind gerade aus Friesland
genug Schmuckstücke bekannt, die aus einer von konzentrischen Kreisen
umgebenen Goldmünze bestehen. Die Chronologie dieser Schmucktechnik
läßt sich gut an dem erhaltenen Material ablesen8.
Der Schmuck des 3. Jahrhunderts faßt die Aurei in eckigen oder runden
Rahmen, die ein durchbrochenes Muster aufweisen9; Münzschmuck dieser
Art ist wiederholt in Gallien, im Rheinland und in den Niederlanden gefun-
den worden 10. Im 5. Jahrhundert hat sich dieser Rahmen zu einer Form ent-
Heft 6/7, 1952/53, S. 55—60 (nimmt Dorestad als Hauptmünzstätte in Anspruch), und
dazu wieder P. Grierson, Zum Ursprung der karolingischen Goldprägung in Nordwest-
Europa, Hamburger Beiträge zur Numismatik, Heft 8, 1954, S. 199—206. Unsere Fol-
gerungen entsprechen etwa Griersons Hypothesen, vgl. Anm. 26.
4 Grierson, a. a. O., S. 25—27 und 38.
5 W. J. de Boone, Een oud vondstbericht, Westerhem I, 1952, S. 59—61.
6 Grierson, a. a. O., S. 28 ff.
7 Grierson, a. a. O., S. 9—10.
8 Vgl. hierzu A. N. Zadoks-Josephus Jitta, Notes and questions on coin ornaments,
Congres International de Numismatique, Paris 1953, Bd. II, Actes, S. 453—459 und
Muntsieraden, Antiquity and Survival, Bd. 2, 1959, S. 168—177.
9 Vgl. Zadoks, Coin ornaments, S. 455, und Zadoks, Muntsieraden, S. 170.
10 Ein Aureus des Victorinus in einer solchen Fassung kam z. B. im Fund von
Planche, Dep. Ain, vor (E. Poncet, Le tresor de Planche, Lyon 1890, S. 8), ein gefaßter
Aureus des Caracalla wurde in Hamminkeln, Kreis Rees, gefunden (Bonner Jahr-
bücher 155—156, 1955/56, S. 555).
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