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Die Kunde — N.F.10.1959

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Heft 3-4
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Jünemann, F. B.: Beobachtungen an Quarzitschlagstellen im südlichsten Niedersachsen
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https://doi.org/10.11588/diglit.71587#0199

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gelöste Übung brauchen, wenngleich uns verstandesmäßig längst klar ist, daß
alle Silices, ob Mineral oder Gestein, weitgehend in den Merkmalen absicht-
licher Zurichtung übereinstimmen. Beispielsweise hatte ich schon früher mit
Geologen und Prähistorikern zur Klärung anderer Fragen am Altarstein bei
Dransfeld gestanden. Aber damals „sah" keiner von uns die zahlreich an die-
sem Platz aus dem Boden herausragenden Abschläge. Wir setzten arglos den
Fuß darauf, obwohl sich später herausstellte, daß die meisten Stücke in ge-
radezu klassischer Klarheit die konventionellen Merkmale artefizieller Her-
richtung trugen (Abb. 2 und 3).
Was den Quarzit im Oberweserbergland zwischen Fulda- und Leinetal an-
belangt, handelt es sich durchweg um Verkieselung, um Opalverbackung oli-
gozäner und miozäner mittel- bis feinkörniger Quarzsande, so daß richtiger
von quarzitischem Sandstein oder von Sandsteinquarzit die Rede sein müßte 8.
Er begegnet als Rest tertiärzeitlicher Ablagerungen in bizarren Bildungen, in
allmählich entstandener Auslese nur den widerstandsfähigsten Zementationen,
allgemein unter dem Namen Knollenstein bekannt, im Volksmunde Kieser-
ling oder Puppenstein geheißen (Abb. 4).
An Berghängen treten weitläufige Blockfelder zu Tage, auf Kuppen oder
Geländeabsätzen hier und dort Einzelblöcke oder zahlreiche Großschollen
einer durch Unterspülung zerklüfteten Decke im Ausstrich 9.
Noch um 1910 herum lagen in den Feldmarken von acht Dörfern des
Kreises derart viele Kieserlinge frei, daß sich ihre industrielle Werbung zum
Bereiten von Silica-Steinen für Hochöfen lohnte. Härte, Festigkeit und Korn-
größe sind von Ort zu Ort verschieden 10.
Nun hatte Luttropp in Lenderscheid darauf hingewiesen, daß eine Häufung
von Artefakten im freien Felde jeweils dort auftrete, wo unter der Acker-
krume durch den Pflug größere Blöcke zu merken seien. An oder auf ihnen,
jedenfalls unmittelbar daneben, müßte sich die Herstellung der Geräte abge-
spielt haben.
Traf Luttropps Annahme das Richtige, dann war zu prüfen — so sagte ich
mir —, ob umgekehrt auch freiliegende, sonst unverdächtige Blöcke zu ver-
borgenen, von Boden bedeckten Artefakten hinzuführen vermögen. Unter
dieser Fragestellung kam es seit 1957 zur genaueren Betrachtung einiger
Quarzitvorkommen im Kreise Münden.
A. Quarzitblöcke im Felde
Der Eigentümer eines 800 m von der Dankelshäuser Faustkeilfundstelle
entfernten Ackers in der Gemarkung Scheden berichtete, daß bei ihm Quarzit
unter Pflugtiefe anstehe. Vom Absuchen der bezeichneten Stelle nahm ich
einige Dutzend Funde mit, deren Erhaltungszustand und Patina einen unver-
kennbaren Zusammenhang mit dem Erscheinungsbilde der Abschläge von

8 W.Deecke, Die mitteleuropäischen Silices; Jena 1933, S. 67 ff.

9 W.Schubel, Uber Knollensteine und verwandte tertiäre Verkieselungen;
Diss. Halle 1911, S. 28.

10 1952 fanden wir bei Wiershausen Kr. Münden in einem bronzezeitlichen Grab-
hügel einen Quarzitblock von 2,80 X2,20 X0,75 m Größe, dessen nur mittlere Härte
einmal gestattet hatte, 55 Näpfchen von 4 bis 8 cm Durchmesser und drei nieren-
förmige Schalen von 11 und 13 cm Länge bis 20 mm tief in den Stein hineinzuarbeiten.
Die artefiziellen Näpfchen sind gut von natürlichen, gerade an Braunkohlenquarziten
reichlich vorkommenden Grubenbildungen zu unterscheiden. Vgl. F. B. Jünemann,
Urgeschichtliche Bodendenkmalpflege im Kreise Münden 1953, S. 8, und 1954, S. 12 ff.

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