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Die Kunde — N.F.10.1959

DOI issue:
Heft 3-4
DOI article:
Bauer, A.: Ein Fund der Römischen Kaiserzeit aus Holzhausen bei Osnabrück
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https://doi.org/10.11588/diglit.71587#0324

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in seinem vollen Zusammenhang erst jetzt erkannt wurde und in der urge-
schichtlichen Fachliteratur nur teilweise publiziert ist.
Fundgeschichte: 1919 brachte Prof. Friedr. Knoke, Direktor des Ratsgymna-
siums Osnabrück und verdienter Urgeschichtsforscher des Osnabrücker Lan-
des, in Erfahrung, daß in der Bauernschaft Holzhausen auf dem Gelände des
Bauern Dransmann (Bl. Osnabr. 3714, 3,5 v. li., 11,8 v. unt.) 4 Hügelgräber bei
einer Bodenkultivierung eingeebnet werden sollten. Er benutzte diese Gele-
genheit, die 4 Grabhügel bei der Zerstörung zu untersuchen.
Nach Knokes Fundbericht waren 4 Grabhügel vorhanden. Der nördliche
Hügel (17 m Dm., 1,4 m H.) enthielt einen Knochenhaufen, eine Brandschicht
und am Rande eine Steinpackung. Der größte Hügel, der in der Mitte lag
(20—22 m Dm., 2—3 m H.), enthielt außer Knochensplittern und Kohleresten
nichts. Der östliche Hügel (16 m Dm., 1 m H.) war in der Mitte bereits durch
eine alte Grabung zerstört. An der Westseite fand Knoke eine Steinpackung
und verschiedene Scherben, an der Nordostseite wurden 2 Urnen geborgen. In
beiden Urnen, bei denen es sich nach der Abbildung anscheinend um Rauhtöpfe
gehandelt hat, befanden sich kleine Beigefäße. Außerdem kamen 2 Feuer-
steinabschläge und winzige Bronzereste zutage. Leider ist alles nicht mehr
auffindbar, so daß eine genaue Zeitbestimmung unmöglich ist. Wir dürften es
hier aber mit Sicherheit mit einem älteren Fundkomplex zu tun haben, der
der Alteren Eisenzeit angehört.
Die meisten Funde wurden in dem unberührten westlichen Hügel gemacht
(13 m Dm., knapp 1 m H.). Es fanden sich mehrere Knochenhaufen sowie
2 Urnen mit Leichenbrand. Die eine davon, ein tassenartiges Gefäß mit ab-
gebrochenem Henkel, ist noch vorhanden. Sie hat sich nur 20 cm unter Boden-
niveau befunden und war mit Knochen gefüllt. Die zweite wurde nur in Trüm-
mern geborgen und ist nicht mehr auffindbar. Es scheint sich bei der letzteren
um ein hohes grobes, außen rauhes Gefäß gehandelt zu haben. Sie enthielt
Knochen und kleine Bronzereste (von Ohrringen?). Mitten im Hügel befand
sich in 50 m Tiefe frei im Boden ein prachtvoller goldener Fingerring. Un-
mittelbar unter der Oberfläche des Hügels lagen eine Reihe von Scherben, aus
denen später in Mainz ein römisches und ein germanisches Drehscheibengefäß
rekonstruiert worden sind. Diese Gefäße sind in der Mainzer Zeitschrift
Nr. 26/1930 veröffentlicht. Sie wurden ferner durch v. Uslar 1930 oder 31 im
Museum Osnabrück aufgenommen und in der „Germania" 19, 1935 veröffent-
licht. Die Gefäße sind jetzt nicht mehr vorhanden; es war trotz vieler Be-
mühungen leider unmöglich, etwas über ihren Verbleib zu erfahren. Knoke
hat von der gelungenen Zusammensetzung der Gefäße nie berichtet, auch in
der Kartei von Gummel findet sich kein Hinweis. Knoke hat die vollständige
Abräumung des Hügels nicht abgewartet. So fanden die Bauern am nächsten
Tage eine Bronzestatuette des Merkur, die sie nicht ablieferten, da sie sich
darüber geärgert hatten, daß Knoke den Goldring mit nach Osnabrück ge-
nommen hatte. Der Verf. wurde 1950 anläßlich anderer urgeschichtlicher Funde
in Holzhausen auf diese Statuette aufmerksam und konnte sie von Herrn
Dransmann erwerben. Die Sicherheit des Fundzusammenhanges wurde durch
den Lehrer Heuermann, einen bewährten Heimatforscher, bezeugt.
Das Fundgut: Museum Stadt Osnabrück, Lagebuch Nr. 3939/2. Großes
tassenartiges Gefäß mit abgebrochenem einseitigem Henkel, Randlippe, ange-
deutetem Hals und mittelständigem Umbruch. Außenwand glatt, Farbe jetzt

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