Eine Wollfilzkappe
Moorfund von Bargerfehn/ Ostfriesland
Von Karl Schlabow
Mit 2 Abbildungen im Text und 1 Tafel
Anläßlich eines Vortrages im Museum für Hamburgische Geschichte über-
reichte mir Professor Zylmann einen noch von feuchter Moorbrühe getränkten
Moorfund von Bargerfehn. Der Fund im umfangreichen Handgepäck machte
beim Offnen den Eindruck eines mit dichten Haaren besetzten Fellstückes. Als
solches wurde er auch beim Torfgraben von dem Finder erkannt und erfreu-
licherweise geborgen.
Nach einem Wasserbade entpuppte sich der Fund als ein mit ca. 2 bis 3 cm
langen Wollfäden besetzter Filzstoff. Die eigenartige Form der Filzfläche deu-
tete auf eine Kopfbedeckung hin. Nach weiterer Untersuchung und bei einer
Ausbreitung des Originals über eine runde Holzform zeigten sich die Reste
einer sorgfältig gearbeiteten Mütze im Schnitt einer Filzkappe. Unter Kappe
ist hier eine enganliegende, weit in den Nacken herunterreichende Kopfbedek-
kung zu verstehen.
Rohmaterial des Filzes und seine Herste11ungstechnik.
Die Filzbereitung im nordischen Raum kann erstmalig vor rund 3500 Jah-
ren bei der Fertigung der berühmten halbkugelförmigen Männermützen der
Bronzezeit nachgewiesen werden h Hier handelt es sich um einen Filzstoff von
fast einem Zentimeter Stärke, der aus drei Stofflagen eines weichen, sehr
leicht filzbaren Wollgewebes gefertigt worden ist. In einem Walkprozeß sind
die drei Tuchgewebelagen innig miteinander zu einem festen Filz verbunden.
Diese Filzbereitung, bei der als Rohstoff ein gewebtes Tuch Verwendung
findet, wird als Tuchfilz benannt.
Eine andere Filzbereitung wird durch die Ausbreitung wirr miteinander
verschlungener Tierhaare erzielt. Es ist der Haarfilz, welcher heute für
die Hutfabrikation meist Verwendung findet. Die Festigkeit dieses Filzes
beruht auf der Eigenart der Tierhaare, die infolge ihrer Schuppenschicht unter
Einfluß von feuchter Wärme, starkem Druck und Reibungen sowie unter Zu-
satz besonderer Walkmittel (z. B. Seife) in Richtung ihrer Wurzelenden wan-
dern und sich dadurch innig untereinander verschlingen. So entsteht eine
kompakte, in festem Zusammenhänge verbindende Fläche. Es ist ein Textil-
erzeugnis, welches wir Haarfilz nennen. Ein solcher Filz wird heute meist aus
Hasen-, Kaninchen- oder Biberhaaren hergestellt, wobei der aus Biberhaaren
am wertvollsten ist.
In gleicher Technik kann auch aus einer feinen Grundwolle des Schafes
eine Filzfläche gewonnen werden. Es ist die dritte Art der Filzbereitung, die
als Wollfilz bekannt ist. Auf diesem Wege ist auch der Originalfilz von
Bargerfehn gefertigt worden. Er hat eine Stärke von 2 bis 3 mm und ist in
sich vorzüglich zu einer kompakten Filzdecke verbunden.
1 Karl Schlabow, Die 3500jährige germanische Tuchmacherkunst durch einen Fund
auf deutschem Boden bestätigt. — Forschungen und Fortschritte, Berlin, Oktober 1943.
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Moorfund von Bargerfehn/ Ostfriesland
Von Karl Schlabow
Mit 2 Abbildungen im Text und 1 Tafel
Anläßlich eines Vortrages im Museum für Hamburgische Geschichte über-
reichte mir Professor Zylmann einen noch von feuchter Moorbrühe getränkten
Moorfund von Bargerfehn. Der Fund im umfangreichen Handgepäck machte
beim Offnen den Eindruck eines mit dichten Haaren besetzten Fellstückes. Als
solches wurde er auch beim Torfgraben von dem Finder erkannt und erfreu-
licherweise geborgen.
Nach einem Wasserbade entpuppte sich der Fund als ein mit ca. 2 bis 3 cm
langen Wollfäden besetzter Filzstoff. Die eigenartige Form der Filzfläche deu-
tete auf eine Kopfbedeckung hin. Nach weiterer Untersuchung und bei einer
Ausbreitung des Originals über eine runde Holzform zeigten sich die Reste
einer sorgfältig gearbeiteten Mütze im Schnitt einer Filzkappe. Unter Kappe
ist hier eine enganliegende, weit in den Nacken herunterreichende Kopfbedek-
kung zu verstehen.
Rohmaterial des Filzes und seine Herste11ungstechnik.
Die Filzbereitung im nordischen Raum kann erstmalig vor rund 3500 Jah-
ren bei der Fertigung der berühmten halbkugelförmigen Männermützen der
Bronzezeit nachgewiesen werden h Hier handelt es sich um einen Filzstoff von
fast einem Zentimeter Stärke, der aus drei Stofflagen eines weichen, sehr
leicht filzbaren Wollgewebes gefertigt worden ist. In einem Walkprozeß sind
die drei Tuchgewebelagen innig miteinander zu einem festen Filz verbunden.
Diese Filzbereitung, bei der als Rohstoff ein gewebtes Tuch Verwendung
findet, wird als Tuchfilz benannt.
Eine andere Filzbereitung wird durch die Ausbreitung wirr miteinander
verschlungener Tierhaare erzielt. Es ist der Haarfilz, welcher heute für
die Hutfabrikation meist Verwendung findet. Die Festigkeit dieses Filzes
beruht auf der Eigenart der Tierhaare, die infolge ihrer Schuppenschicht unter
Einfluß von feuchter Wärme, starkem Druck und Reibungen sowie unter Zu-
satz besonderer Walkmittel (z. B. Seife) in Richtung ihrer Wurzelenden wan-
dern und sich dadurch innig untereinander verschlingen. So entsteht eine
kompakte, in festem Zusammenhänge verbindende Fläche. Es ist ein Textil-
erzeugnis, welches wir Haarfilz nennen. Ein solcher Filz wird heute meist aus
Hasen-, Kaninchen- oder Biberhaaren hergestellt, wobei der aus Biberhaaren
am wertvollsten ist.
In gleicher Technik kann auch aus einer feinen Grundwolle des Schafes
eine Filzfläche gewonnen werden. Es ist die dritte Art der Filzbereitung, die
als Wollfilz bekannt ist. Auf diesem Wege ist auch der Originalfilz von
Bargerfehn gefertigt worden. Er hat eine Stärke von 2 bis 3 mm und ist in
sich vorzüglich zu einer kompakten Filzdecke verbunden.
1 Karl Schlabow, Die 3500jährige germanische Tuchmacherkunst durch einen Fund
auf deutschem Boden bestätigt. — Forschungen und Fortschritte, Berlin, Oktober 1943.
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