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Die Kunde — N.F.10.1959

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Heft 1-2
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Pudelko, Alfred: Alte Verkehrswege und die Befestigungen der Gartower Landschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.71587#0154

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ihre Aufgaben ergründen. Wir werden sehen, daß sich diese Anlagen in den
verhältnismäßig kurzen Abschnitt vom Ende des 8. Jahrhunderts bis etwa
zum Ende des 14. Jahrhunderts eingliedern lassen, daß schriftliche Quellen
nur in bescheidenem Umfange, manchmal überhaupt nicht zur Verfügung
stehen, daß daher der Spatenforschung viel zu ergründen übrig bleibt und
sie einiges dafür schon getan hat L
* * *
Von Westen her, vom Flußpaß Lüchow aus, kann man über den Oring,
über die trockenen, durch Dünen angehöhten Talsandgebiete östlich Trebel
— hier die Wüstung „Rottleben" — zur Seege bei Meetschow gelangen, von
wo man über den Höhbeck das nahe Hochufer der rechten Elbseite bei Lenzen
erreicht. Es liegt auf der Hand, daß dieser Weg in der Begegnung der Deut-
schen mit den Slawen eine gewisse, wenn auch nicht entscheidende Bedeutung
erlangen mußte. Er war ja weithin der einzige hochwasserfreie Übergang
über den Fluß. In seinem Bereich finden wir die ältesten Befestigungen der
Landschaft: das „Kastell" östlich Vietze, dessen karolingische Herkunft seit
den letzten Ausgrabungen von Prof. Sprockhoff (1958) deutlicher geworden
ist, und die Burg von Meetschow. Am Rande gehört noch der Rundwall im
Elbholz bei Gartow hinzu, vielleicht auch die „Schwedenschanze" auf dem
Höhbeck. Da von dieser Anlage bestimmende Funde — trotz jahrelanger
Beobachtung und zweier kleiner Grabungen — fehlen, möchte ich annehmen,
daß sie nur ganz kurze Zeit eine Rolle gespielt hat. Schuchhardt schlug drei
Deutungen vor: „Vorschanze des fränkischen Lagers" (Kastell) — „ältere
sächsische Warte" oder „umhegtes Heiligtum". Nun, man könnte an einen
slawischen Abschnittswall denken, als einer Anlage gegen das fränkische
Kastell. Beim Rundwall im Elbholz handelt es sich entweder um eine kleine
slawische Herrenburg oder um einen ersten slawischen Stützpunkt für den
Flußübergang aus „mittelslawischer" Zeit. Die einzige bisher bekannte slaw.
Siedlung in seiner Nähe liegt auf dem alten vorgeschichtlichen Siedlungsplatz
auf dem „Irenberg", halbwegs zwischen Pevestorf und Restorf, die nächsten
zeitgleichen auf dem anderen Elbufer bei Breetz, Gandow und Wustrow
(Schuldt, S. 62, 64 und 73).
Neben dem „Kastell", auf dessen Probleme hier nicht besonders eingegan-
gen werden soll, da hierzu genug Literatur vorliegt, erscheint die Burg bei
Meetschow als die größte und wichtigste Anlage an diesem West-Ost-Weg.
Die Forschung hat sich mit ihr wohl deshalb noch nicht befaßt, weil sie oft
monatelang durch den Rückstau des Elbehochwassers völlig abgeschnitten ist
und das hochwachsende Gras auf den Weiden viele Einblicke verwehrt. Es
zeigte sich nun in diesem trockenen Sommer, daß außer dem großen Rund-
wall mit dem eingebauten eckigen Erdwerk, die auf einem kleinen diluvialen
Taltonhorst angelegt sind, und dem Doppelgraben noch Anlagen im Vor-
gelände zu beachten sind. Leider haben Besitzer der Weiden damit begonnen,
die Unebenheiten auszugleichen. Aber gerade auch durch diese Arbeiten
traten die Anlagen deutlicher hervor. Wir konnten 3 Abschnittswälle und
zwischen dem äußeren und inneren eine merkwürdige Reihe von 11 bzw.
12 „Hochbeeten" beobachten. Eine endgültige Deutung wird man erst nach
einer gründlichen Untersuchung vornehmen können. Auf Grund des heute
vorliegenden (geringen) Fundmaterials und des Augenscheins möchte ich
1 Für viele Hilfen und Hinweise danke ich meinen Kollegen R. Haberland, Weide
und Mittendorf.

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