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Die Kunde — N.F.10.1959

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Heft 1-2
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Strautz, Willfried: Früheisenzeitliche Siedlungsspuren in einem älteren Auelehm des Wesertales bei Wellie (Kreis Nienburg)
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https://doi.org/10.11588/diglit.71587#0079

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Früheisenzeitliche Siedlungsspuren in einem älteren Auelehm
des Wesertales bei Wellie (Kreis Nienburg)
Von Willfried Strautz1
Mit 8 Abbildungen im Text und 1 Tafel
Einführung
Im Verlauf der geologischen Kartierung der topographischen Karte 1 :25000,
Blatt Stolzenau (3420) fand der Verf. bei einer Begehung der in der Wesertal-
aue gelegenen Tongrube der Ziegelei Wittenberg, Wellie, im Herbst
1957 an einigen Stellen dieses Auelehmaufschlusses Tonscherben, Holzkohle,
Hüttenlehm, Feuersteinabschläge und größere, meist abgeplattete Feldsteine
in einer etwa 50 cm unter der Rasenoberfläche gelegenen Kulturschicht. In
dem bereits abgebauten Teil der Tongrube wurden von den Abraumhalden
im Ostteil dieser Grube viele Tonscherben und Feuersteinabschläge aufgele-
sen, woraus erkannt wurde, daß eine Anzahl von Fundstellen durch die
Baggerarbeiten zerstört worden war. Die Verbreitung der Streufunde ist aus
dem Ubersichtsplan in Abb. 4 zu ersehen.
Bei einer gemeinsamen Begehung der Fundstellen mit Herrn Dr. Genrich
vom Landesmuseum Hannover, wurde auf Grund der Funde, ihrer Häufigkeit
und Verteilung die Möglichkeit des Vorhandenseins einer vorgeschichtlichen
Siedlung in Erwägung gezogen. Die geborgenen Fundstücke wurden, wenn
auch zunächst mit Vorbehalt, der vorrömischen Eisenzeit zugeordnet. Die
sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Altersstellung dieses Aue-
lehmes ließen eine eingehende Bearbeitung dieses Problemes wünschenswert
erscheinen. Vom Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung wurde dar-
aufhin im Herbst 1958 in Gemeinschaftsarbeit mit der Urgeschichtlichen
Abteilung des Landesmuseums Hannover im Südostteil des Abbaugeländes
der Ziegelei Wittenberg eine Grabung durchgeführt. Für die Unter-
stützung der Grabungsarbeiten möchte ich an dieser Stelle der Firma Wit-
tenberg meinen Dank aussprechen.
Vor der ausführlichen Darstellung der Grabungsergebnisse soll zum Ver-
ständnis der Gesamtsituation die geologische Entwicklung des Wesertales in
diesem Bereich an Hand der in Abb. 1 dargestellten geologischen Skizze
beschrieben werden. Es kann aber in diesem Rahmen nur soweit auf die
Geologie eingegangen werden, wie es zum Verständnis der Grabungsergeb-
nisse notwendig erscheint.
Geologische Entwicklung des Wesertales im Holozän
Das bei Wellie 2,5 bis 3,5 km breite Wesertal wird beiderseits von der sich
bis an die Geestränder hin ausdehnenden Niederterrasse ,— der Aufschüttungs-
ebene der Weser der letzten Kaltzeit, der Weichseleiszeit — begrenzt, in die
sich der Fluß in der Spät- und Nacheiszeit zunächst tief eingeschnitten hatte.
Im Holozän begann im Mittellauf des ausgeräumten Wesertales jedoch bald,
vielleicht als Folge der durch den Nordseeanstieg veränderten Vorflutbedin-
gungen, wieder eine Sedimentation mit einer mehrere Meter betragenden Auf-
schotterung des Talbodens. Bis etwa zur Höhe des gewöhnlichen Wasser-

1 Anschrift des Autors: Dipl. rer. hort. Willfried Strautz, Institut für Bodenkunde
der Technischen Hochschule Hannover, Herrenhäuser Straße 2.

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