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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 1 (Januar 1926)
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Stiehler, Georg: Vom ''wissenschaftlichen'' Zeichnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0009
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essen, sondern um die harmonische Ent-
wtcklungder 3ugend und um den Eiubau, mit
Rückflcht auf die gesamte Kulturlage. Der
ReichSverband der Mathematiker hätte im sachlichen
3nteresse und schulischen änteresse eine Arbeitsgemein-
schaft mit den Zelchenlehrern an höheren Schulen
eingehen können, zumal auf dem Gebiete des Linear-
zeichnens, des kechnischen Zeichnens von Zeichen-
lehrern ln Deukschland wertoolle Vorarbeit geleistet
worden ist. Wenn man flch auf süddeutsche Verhält-
nisse lBayern, Würtkemberg, Baden) berufi, so hat
man dabei übersehen, datz in Bayern nur der
Zeichenlehrer das technische Zeichnen
an den höheren Schulen gibk, dah das
Linearzeichnen in Norddeutschland durch Grokhmann-
Großlichterfelde, Schudeisky-Gleiwih, Scheffers-
Defsa« in grundlegenden Arbeiken behandelt worden
ist, datz sächsische Seminarzelchenlehrer etnen Plan
für das Linearzeichnen aufgestellk haben, der soweit
gefatzk ist in selnen Forderungen, daß auch die Ber-
bindung mit den Sachdisziplinen gewahrt ist: „Das
gebundene Zeichnen — Werkstattzeichnen kann einem
dreifachen Zweck enksprechen: u) Gewandcheit und
Sicherheit im räumlichen Borstellen und Darstellen
konkreter Raumformen, d) material- und kon-
struktionsgerechter Enkwurf zwecks Herstellung
eines Gegenstandes oder einfacher Entwurf für eine
geschmackvolle Flächengliederung, o) schematische Dar-
stellung elner Zustands- oder Tättgkeiksform oder
elneS Arbeitsvorganges." Alles wissenschaftliche
Zeichnen verlaUgt neben sachlicher Richtigkeit
die technische Darstellung in wtrk-
samster Form. Bel den statistischen Aemtern
z. B. der Länder und des Reiches spielt deshalb der
Zeichner desGraphikersdle Rolle des Dar-
'stellers, Gestalters, während der Machematlker und
Rationalökonom den Text geben. Die graphtsche
Deutlichkeik und Sinnfälligkeit ist
edenso wichtig wie die sachliche Rich-
tigkeik. Direktor Dr. Wolf, Dozent für statistische
Graphik in Halle weist nachdrücklich auf diese not-
wendige Arbeitsteilung an Hochschulen hin: der
Wissenschaftler gckk den Text, der Gra-
phlker die gestaltende Zeichnung, bei
der Grötze, Farbe, Form, Beschriftung, Zahl als
Einheit der bildg?mLßen oder schemattsch
flächenhaften oder liniengemäßen Dar-
stellung eingehalten werden müssen. Wenn dlese
iüeale Arbeitsgemeinschafi an Hochschulen, an
statistischen Aemkern der Praxis im Intereffe der
Sache bestehk, so ist in der höheren Schule
erst recht eine solche Gemelnschafk der
Lehrer im Inkereffe der Schüler und Sache
geboken.

Es geht nicht an, das freihändige Zeichnen,
den Ünkerrichk im bildhasten Gestalten, einfach zu-
gunsken der wissenschaftlichen Sksff-
gebiete beiseike zu schieben. Dte Denk -
schrifkdes preutzischen Miniskeriums
enchebt uns der Aufgabe, auf dtese Forderung des
Reichsverbands der Mathemattker weiter einzugehen,
denn die Denkschrift gibt dem bildhasten Gestalten
endlich die Stellung, die der Gesamkaufgabe der
höheren Schule entsprichk. Man laffe dem Zeichen-
unterricht nun erst einmal einige Zahre Zeit, bevor
man vorzeitig verurteiü.

Der h. FranziskuS predigt den '
(Aufgabe vom Lehrer gestellt). Linost
Oberrealschule Uhlenhorst Hamburg

rer Fr.Br««st)

Der Lehrplanvorschlag des Reichsverbanbs Deut-
>er Machemakiker aber möchke nichk nur das frei-
ändige Zeichnen in die alte „Winkelstellsng" ver-
weisen, sondern zugunsten des monströsen Etoff- und
Lehrplanes ganz aus der V HI bis 1)11 dsr Richt-
vollanstatten und der O I1I bkK 01 der BollaNstalken
beseitigen. Warum? „Die linterrichtswerte des
wiffenschastlichen Zeichnens flnd Schülern ver-
schiedener Begabungsrichtung gleichmLßi-
ger zugängltch als die des FreihandzeichnenS
in Mittel- und Oberklaffen." Diese kühne Behaup-
kung bedarf des objekttven Beweises. Man stelle
einmal ganz objekttv gegeneinander die Durch-
schnittsleistungen -er Mathemaük, auf Grund der
Klausuren und sonstigen selbständigen Arbeiten von
011 bis O I und gebe dem Zeichenunkerricht Raum
und gletche Bedeutung wie
richk an höheren Schuien unl
öb der zeichnertsche t

d ru ck bei dntsprechender 1_

der Mathemattkunterrichk bei „Schülern öer-
schiedener Begäbungsrichkung" nicht
den machemakischen Leistungen im Durchschnitt wett
überlegen ist. Exakke Antersuchungen erst können
exakte Ergebniffe erzielen. Das hatte dle Denk-
fchrist abhaüen sollen, eine solche Behauptung änf-
zustellen.

Wir stehen aber ttohdem auf einem andern Stand-
punkk. So wie die erakte Naturwlffenschäst, die
Mathemakik für alle, Begabte und Schwache, Znter-

dem Machemattkunter-
> dann erst urttile man,
iestaltende AuS-
flege und Werkung wte
 
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