N\ 41.
Kunst-Bla t t.
Dienstag, 24. Mai 1851.
Berlinische Briefe über Kunst und Kunstsachcn.
(Beschluß von Nr. n.)
Die LgyxtIsche Sammlung.
Ich werde von Ihnen erinnert, daß meine Nachrich-
ten über Kunst und Kunstsachen in Berlin mehreres
übergehen, z. B. die Sammlung von Münzen, geschnit-
tenen Steinen und ägyptischen Alterthümern.
Von den Münzen habe ich, da ihre Sammlung nicht
hervorragend ist, keine nähere Notiz genommen, die
Sammlung geschnittener Steine aber noch in ihrem alten
Lokale mit dem erfahrenen Vorsteher durchgesehen und
mich gefreut in dem Stosch'schen Dorrathe die durch lan-
gen Ruhm seit Winckelman» bekannten Stücke nun auch
im Original, neben ihnen auch aus anderem, zum Theil
älterem, zum Theil späterem Brandenburger Erwerb,
mehrere Werke von Auszeichnung zu sehen. Ungegründet
ist das Gerücht, daß aus der Stosch'scden Sammlung
Manches durch Veruntreuung unter einer früheren Auf-
sicht abhanden gekommen sey. Wir dürfen erwarten, nach
Versetzung dieser kostbaren Vorräthe in ihr neues Lokal,
sie in der allgemeinen Katalogirung des Museums be-
griffen und dadurch noch nutzbarer gemacht zu sehen.
Sehr erwünscht sind dem Liebhaber die eben so genauen
als billigen Gvpsabdrücke derselben, welche der akademi-
sche Former Winckler besorgt hat, und im Ganzen oder
Einzelnen verkauft.
Die ägvvtischcn Sammlungen mußte man, weil der
Raum im Museum für sie nicht ausreichte, getrennt
halten. Sic sind nicht weit vom Museum in dem Garten
von Monbijou ausgestellt und nehmen den untern Saal
eines geräumigen Pavillons in ihm ein. Eiatretend
bat man von der Sammlung, welche nach ihrem Hauptin-
halte in zwei Theile geschieden, zur Rechten den Vorrath
des Hr». Passalacqua, zur Linken den des Hrn. Grafen
von Minntvli, mit welchem der alle Brandenburger Be-
sitz, desgleichen was der Hr. Graf von Sack geschenkt
bar, und was aus der Barrholdpschen Sammlung stammt,
ist vereinigt worden. Da zu beiden Seiten sich Kunst-
gegenstände ans allen Gattungen der ägyptischen Archäo-
logie finden, auch sehr Vieles in gleichen oder ähnlichen
Eremplaren sich wiederholt, so sind eigentlich hier zwei
ägyptische Museen unter einem Dache vereinigt, von
denen jedes für sich reich und des Beachrens würdig ist.
Anordnung, Aufstellung und Bezeichnung der sämmtli-
chen Gegenstände ist (abgerechnet, daß der Raum Be.
schränkung und oft Häufung gebot) vortrefflich und mei-
sterhaft, und die genauen und sehr belehrenden Etiketten
an den einzelnen Gegenständen oder Klaffen der Gegen-
stände ersetzen wenigstens zum Theil den Mangel eines
gedruckten Kataloges, den für die Passalacqna'sche Samm-
lung der im Jahre 1826 gedruckte, wegen seiner auf die
frühere Aufstellung und Lokalität berechneten und dadurch
unbequemen Anordnung nur zum Theil aufhebt; doch
gibt es diesem einen bleibenden Werth, daß er ausführ-
liche Nachrichten von der Entdeckung des priesterlichen
Grabes in der Nekropolis von Theben, Beobachtungen in
den Gräbern und über die Gräber, und eine Sammlung
von wissenschaftlichen Abhandlungen Pariser Gelehrten
über den naturhistorischen, technologischen, archäologischen
Inhalt der Sammlung enthält- *)
Den Schmuck der Passalacqua'schen Sammlung bildet
ausser einer Reihe vortrefflich erhaltener Stelen und Weih-
tafeln von weißem Kalkstein uns Sarkophagen, der In-
halt jenes Grabes, das er, wie bekannt im Jahre 1825
*) Der besondere Titel faßt dieselben so zusammen: Par
Messieurs Brongniart pour la mincralogie,
Kunth pour la bolanifjue, Geoflroy Sainh
Hilaire cl Latreille, pour la Zoologie; Vau-
gublin, Darcet cl Le Baillifpourla cbimic,
Jomard, Mcrimee et Brongniart sur dif-
fercns Instruments et produits de l’art et de 1 ’ In-
dustrie des Egvpticns; Lelronne et Reinaud,
sur des manuscrits et des inscriplions grecs et ara-
bes, de V'erneuil et D e 1 o t , sur lcs roomies
et lcs embaumcmcnts; C h a m p o 11 i o n - Fi g c a c
pour I ’ Archeologie et la Chronologie. Es sind gvofs
seniheils kurze aber genaue Notizen über die genannten
Gegenstände, zu denen die Sammlung Gelegenheit gege-
ben halte.
Kunst-Bla t t.
Dienstag, 24. Mai 1851.
Berlinische Briefe über Kunst und Kunstsachcn.
(Beschluß von Nr. n.)
Die LgyxtIsche Sammlung.
Ich werde von Ihnen erinnert, daß meine Nachrich-
ten über Kunst und Kunstsachen in Berlin mehreres
übergehen, z. B. die Sammlung von Münzen, geschnit-
tenen Steinen und ägyptischen Alterthümern.
Von den Münzen habe ich, da ihre Sammlung nicht
hervorragend ist, keine nähere Notiz genommen, die
Sammlung geschnittener Steine aber noch in ihrem alten
Lokale mit dem erfahrenen Vorsteher durchgesehen und
mich gefreut in dem Stosch'schen Dorrathe die durch lan-
gen Ruhm seit Winckelman» bekannten Stücke nun auch
im Original, neben ihnen auch aus anderem, zum Theil
älterem, zum Theil späterem Brandenburger Erwerb,
mehrere Werke von Auszeichnung zu sehen. Ungegründet
ist das Gerücht, daß aus der Stosch'scden Sammlung
Manches durch Veruntreuung unter einer früheren Auf-
sicht abhanden gekommen sey. Wir dürfen erwarten, nach
Versetzung dieser kostbaren Vorräthe in ihr neues Lokal,
sie in der allgemeinen Katalogirung des Museums be-
griffen und dadurch noch nutzbarer gemacht zu sehen.
Sehr erwünscht sind dem Liebhaber die eben so genauen
als billigen Gvpsabdrücke derselben, welche der akademi-
sche Former Winckler besorgt hat, und im Ganzen oder
Einzelnen verkauft.
Die ägvvtischcn Sammlungen mußte man, weil der
Raum im Museum für sie nicht ausreichte, getrennt
halten. Sic sind nicht weit vom Museum in dem Garten
von Monbijou ausgestellt und nehmen den untern Saal
eines geräumigen Pavillons in ihm ein. Eiatretend
bat man von der Sammlung, welche nach ihrem Hauptin-
halte in zwei Theile geschieden, zur Rechten den Vorrath
des Hr». Passalacqua, zur Linken den des Hrn. Grafen
von Minntvli, mit welchem der alle Brandenburger Be-
sitz, desgleichen was der Hr. Graf von Sack geschenkt
bar, und was aus der Barrholdpschen Sammlung stammt,
ist vereinigt worden. Da zu beiden Seiten sich Kunst-
gegenstände ans allen Gattungen der ägyptischen Archäo-
logie finden, auch sehr Vieles in gleichen oder ähnlichen
Eremplaren sich wiederholt, so sind eigentlich hier zwei
ägyptische Museen unter einem Dache vereinigt, von
denen jedes für sich reich und des Beachrens würdig ist.
Anordnung, Aufstellung und Bezeichnung der sämmtli-
chen Gegenstände ist (abgerechnet, daß der Raum Be.
schränkung und oft Häufung gebot) vortrefflich und mei-
sterhaft, und die genauen und sehr belehrenden Etiketten
an den einzelnen Gegenständen oder Klaffen der Gegen-
stände ersetzen wenigstens zum Theil den Mangel eines
gedruckten Kataloges, den für die Passalacqna'sche Samm-
lung der im Jahre 1826 gedruckte, wegen seiner auf die
frühere Aufstellung und Lokalität berechneten und dadurch
unbequemen Anordnung nur zum Theil aufhebt; doch
gibt es diesem einen bleibenden Werth, daß er ausführ-
liche Nachrichten von der Entdeckung des priesterlichen
Grabes in der Nekropolis von Theben, Beobachtungen in
den Gräbern und über die Gräber, und eine Sammlung
von wissenschaftlichen Abhandlungen Pariser Gelehrten
über den naturhistorischen, technologischen, archäologischen
Inhalt der Sammlung enthält- *)
Den Schmuck der Passalacqua'schen Sammlung bildet
ausser einer Reihe vortrefflich erhaltener Stelen und Weih-
tafeln von weißem Kalkstein uns Sarkophagen, der In-
halt jenes Grabes, das er, wie bekannt im Jahre 1825
*) Der besondere Titel faßt dieselben so zusammen: Par
Messieurs Brongniart pour la mincralogie,
Kunth pour la bolanifjue, Geoflroy Sainh
Hilaire cl Latreille, pour la Zoologie; Vau-
gublin, Darcet cl Le Baillifpourla cbimic,
Jomard, Mcrimee et Brongniart sur dif-
fercns Instruments et produits de l’art et de 1 ’ In-
dustrie des Egvpticns; Lelronne et Reinaud,
sur des manuscrits et des inscriplions grecs et ara-
bes, de V'erneuil et D e 1 o t , sur lcs roomies
et lcs embaumcmcnts; C h a m p o 11 i o n - Fi g c a c
pour I ’ Archeologie et la Chronologie. Es sind gvofs
seniheils kurze aber genaue Notizen über die genannten
Gegenstände, zu denen die Sammlung Gelegenheit gege-
ben halte.