N°. 51.
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K u n ft - B l a t t.
Dienstag, 28. Juni 1831.
Kunstausstellung in Mailand 18,5 0.
(Fortsetzung.)
Perspektivgemälde.
Man muß stets mit Johann Migliara anfangen
und sich hier gleich bei der Eröffnung der Thüren einen
Platz verschaffen, denn späterhin ist wegen der Menschen-
menge nicht 'möglich in die Nabe zu kommen. An die-
sem Herandrängen der Neugierigen ist zum Theil der
Künstler dadurch Schuld, daß er seit einiger Zeit den
Vordergrund etwas ins Schwarze malt. Diejenigen,
welche die Gemälde über die Schultern von zwei oder
drei Personen hin betrachten, sehen nichts als einen
großen sehr dunklen Fleck, der allerdings den Lichtern
im Gemälde größere Stärke gibt. Wenn lch aber in
dem Pallast der Brera, in seinen Hallen, Säulen, Ge-
wölben und langen dunkeln Gallerien umherwandle, sehe
ich überall das Spiel des Lichtes, und wie die Luft in
diese großeSchattenmaffen Reflere bringt, welche die Farbe
der Mauern noch deutlicher erkennen läßt. CS rhut mir
leid, daß ein Künstler von so schönem Talent zu dieser
Pfuschmanier seine Zuflucht nehmen zu müssen geglaubt hat.
Wir haben nur noch vier Gemälde von ähnlicher
Größe von ihm. Eine Ansicht des großen Hospitals in
Mailand, eine unterirdische Capelle, den Hof des Do-
genpallastes zu Venedig und einen Harem, eigene Com-
position.
Dann mehr als zwölf Medaillons, bei denen der
obenerwähnte Fehler noch mehr auffällt; aber alle diese
Gemälde sind reich an allerliebsten kleinen Figuren, die
mit eben so viel Geist als Geschmack ausgeführt sind.
Pompeo Calvi. Ein Dilettant kann bei man-
chem auf Nachsicht Anspruch machen, was man einem
Professor nicht Nachsehen würde, aber wenn man die
Gemälde des Hrn. Pompeo Calvi betrachtet, so
möchte man fast glauben, daß dieß sein Fach und nicht
seine Liebhaberei sev; er kommt dem Migliara sehr
nahe ohne bis jezt seine Fehler nachgeahmt zu haben.
Wir haben von ihm den Hof der Karthause vou
Pavia gesehen. Ferner:
den Vorhof eines Klosters mit artigen Figuren ; ein
Laboratorlum eines Chemikers; einen Missionär predi-
gend unter freiem Himmel, sehr schön gemalt; das
Aeussere einer Cbapelle zu Bergamo; das Innere einer
Kirche zu Como; das Innere des Doms zu Mailand;
das Innere einer gothischen Kirche; einen Kreuzgang
eines Mönchsklosters, die drei lezteren Medaillons.
Franz M o g g i a. Vier hübsche perspektivische An-
sichten in Oel, kleine Gemälde von reizender Wirkung
und reich an kleinen geschmackvollen Figuren.
Joseph Cannella hat das erstemal vier Gemälde
mit perspektivischen Ansichten ausgestellt. Sie sind von
schönem Farbenton, in dem das Licht sich überall bemerk-
lich macht, ohne dem Helldunkel Eintrag zu lhun, und
mit schön gezeichneten Figuren geschmückt. Dieß ist
wahrscheinlich die Frucht seiner Reisen, denn wir erfahren
von ihm, daß diese Gemälde nach der Natur gemalt sind
und man überzeugt sich von der Wahrheit durch die Wir-
kung, die nicht wie bei einigen andern willkührlich an-
georduet ist. Eine Ansicht des Cuenta bei Alicante.
Eine andere der Granja, beim Escurial. Eine Ansicht
von dem Aeussern der Kirche von St. Denis bei Paris.
Joseph Bi si. Mit Talent für die Kunst kann
man sich in verschiedenen Zweigen derselben auszeichnen,
wenn man sich nur zum Gesetz macht, nnabläßig nach der
Natur zu studiren. Dieß zeigt Hr. Bisi, ein Land-
schaftmaler, der sich nun auch mit Erfolg in perspektivi-
schen Architekturgemälden versucht. Er hat ein kleines
sehr interessantes Gemälde von dem Innern der Kirche
degli Angeli in Lugano geliefert, welches mit einem fei-
nen und graziösen Pinsel ausgeführt ist.
Lorenzo Macchi. Wir kennen Hrn. Macchi
schon als ausgezeichneten Künstler, wenn er die Natur
ausserhalb seines Cabinets nachahmt, wo er dann nicht
so viel Manier hat, wie es ihm Zuweilen begegnet.
In drei Perspektivansichten nach der Natur, die wir
dieß Jahr auf der Ausstellung gesehen haben, so wie in
den Medaillons ist sehr viel Wahrheit.
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K u n ft - B l a t t.
Dienstag, 28. Juni 1831.
Kunstausstellung in Mailand 18,5 0.
(Fortsetzung.)
Perspektivgemälde.
Man muß stets mit Johann Migliara anfangen
und sich hier gleich bei der Eröffnung der Thüren einen
Platz verschaffen, denn späterhin ist wegen der Menschen-
menge nicht 'möglich in die Nabe zu kommen. An die-
sem Herandrängen der Neugierigen ist zum Theil der
Künstler dadurch Schuld, daß er seit einiger Zeit den
Vordergrund etwas ins Schwarze malt. Diejenigen,
welche die Gemälde über die Schultern von zwei oder
drei Personen hin betrachten, sehen nichts als einen
großen sehr dunklen Fleck, der allerdings den Lichtern
im Gemälde größere Stärke gibt. Wenn lch aber in
dem Pallast der Brera, in seinen Hallen, Säulen, Ge-
wölben und langen dunkeln Gallerien umherwandle, sehe
ich überall das Spiel des Lichtes, und wie die Luft in
diese großeSchattenmaffen Reflere bringt, welche die Farbe
der Mauern noch deutlicher erkennen läßt. CS rhut mir
leid, daß ein Künstler von so schönem Talent zu dieser
Pfuschmanier seine Zuflucht nehmen zu müssen geglaubt hat.
Wir haben nur noch vier Gemälde von ähnlicher
Größe von ihm. Eine Ansicht des großen Hospitals in
Mailand, eine unterirdische Capelle, den Hof des Do-
genpallastes zu Venedig und einen Harem, eigene Com-
position.
Dann mehr als zwölf Medaillons, bei denen der
obenerwähnte Fehler noch mehr auffällt; aber alle diese
Gemälde sind reich an allerliebsten kleinen Figuren, die
mit eben so viel Geist als Geschmack ausgeführt sind.
Pompeo Calvi. Ein Dilettant kann bei man-
chem auf Nachsicht Anspruch machen, was man einem
Professor nicht Nachsehen würde, aber wenn man die
Gemälde des Hrn. Pompeo Calvi betrachtet, so
möchte man fast glauben, daß dieß sein Fach und nicht
seine Liebhaberei sev; er kommt dem Migliara sehr
nahe ohne bis jezt seine Fehler nachgeahmt zu haben.
Wir haben von ihm den Hof der Karthause vou
Pavia gesehen. Ferner:
den Vorhof eines Klosters mit artigen Figuren ; ein
Laboratorlum eines Chemikers; einen Missionär predi-
gend unter freiem Himmel, sehr schön gemalt; das
Aeussere einer Cbapelle zu Bergamo; das Innere einer
Kirche zu Como; das Innere des Doms zu Mailand;
das Innere einer gothischen Kirche; einen Kreuzgang
eines Mönchsklosters, die drei lezteren Medaillons.
Franz M o g g i a. Vier hübsche perspektivische An-
sichten in Oel, kleine Gemälde von reizender Wirkung
und reich an kleinen geschmackvollen Figuren.
Joseph Cannella hat das erstemal vier Gemälde
mit perspektivischen Ansichten ausgestellt. Sie sind von
schönem Farbenton, in dem das Licht sich überall bemerk-
lich macht, ohne dem Helldunkel Eintrag zu lhun, und
mit schön gezeichneten Figuren geschmückt. Dieß ist
wahrscheinlich die Frucht seiner Reisen, denn wir erfahren
von ihm, daß diese Gemälde nach der Natur gemalt sind
und man überzeugt sich von der Wahrheit durch die Wir-
kung, die nicht wie bei einigen andern willkührlich an-
georduet ist. Eine Ansicht des Cuenta bei Alicante.
Eine andere der Granja, beim Escurial. Eine Ansicht
von dem Aeussern der Kirche von St. Denis bei Paris.
Joseph Bi si. Mit Talent für die Kunst kann
man sich in verschiedenen Zweigen derselben auszeichnen,
wenn man sich nur zum Gesetz macht, nnabläßig nach der
Natur zu studiren. Dieß zeigt Hr. Bisi, ein Land-
schaftmaler, der sich nun auch mit Erfolg in perspektivi-
schen Architekturgemälden versucht. Er hat ein kleines
sehr interessantes Gemälde von dem Innern der Kirche
degli Angeli in Lugano geliefert, welches mit einem fei-
nen und graziösen Pinsel ausgeführt ist.
Lorenzo Macchi. Wir kennen Hrn. Macchi
schon als ausgezeichneten Künstler, wenn er die Natur
ausserhalb seines Cabinets nachahmt, wo er dann nicht
so viel Manier hat, wie es ihm Zuweilen begegnet.
In drei Perspektivansichten nach der Natur, die wir
dieß Jahr auf der Ausstellung gesehen haben, so wie in
den Medaillons ist sehr viel Wahrheit.