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N°. 71.

K u n st

lütt.

Dienstage 6. September 183 1.

K u n st g e s ch i ch t c.

Elogio Storico di Raffael Io Santi daUrbino*
Fascfcolo I; Urbino 1829.

Der auf dem Tirelblatt nicht genannte Verfasser die-
ses angefangenen Werkes ist der schon durch andere kunst-
geschichrliche Arbeiten bekannte Luigi Pungileoni.
Er giebt in der Vorrede den Standpunkt an, von wel-
chem aus er das Leben Rafaels übersehen will, nennt ihn
den eigentlich biographischen, und unterscheidet ihn von
dem philosophischen vorzüglich dadurch, daß bei der Le-
bensbeschreibung eines Künstlers der Philosoph die Kunst-
werke desselben einer ästhetischen Kritik zu unterwerfen,
sie mit klassischen Werken zu vergleichen, und als Muster
für jeden aufzusiellen habe, der auf den Ruhm eines
ausgezeichneten Künstlers Anspruch machen will; der
Biograph dagegen habe von der geringsten Zufälligkeit
Rechenschaft zu geben, welche auf das Leben des Künst-
lers in irgend einer Beziehung stehe. Deshalb seien je-
nem tiefe Kenntnisse und Gedankenschärfe nöthig, diesem
genügen Fleiß und Urtheil. — Man sieht leicht ein, wie
oberflächlich und willkührlich hier beide Standpunkte ge-
schildert, und von einander getrennt sind, und wie mit
keinem Worte einer dritten, für die Künstlerbiographie
vorzüglich wichtigen Beobachtung gedacht wird, welche,
die Vortbeile jener beiden Standpunkte in sich vereinigend,
den Künstler in seiner Zeit auffaßt, und sein Verhält-
nis! zu seinen Meistern und Schülern feststellt. Hier würde
es denn zu einer gründlichen Auseinandersetzung der
Manier oder Manieren des Meisters kommen müssen,
und dieß mag der Grund sein, warum Pungileoni,
der auf eigentliche Kennerschaft selbst verzichtet, diese
Art der Betrachtung mit Stillschweigen übergeht.

Man ist demnach berechtigt in diesem Buche vorzüg-
lich Einzelheiten zu suchen, welche aus sicheren Quellen
das Bekannte berichtigen, oder früherhin Unbekanntes
zum erstenmal bekannt machen. Und gerade in Bezug
auf Rafael wäre eine Arbeit dieser Art mehr als je an
der Zeit, und eben so sehr einer allgemeinen Theilnahme
gewiß, als des höchsten DankeS werth. Hier ist nun

aber sogleich zu bemerken, daß eigentlich archivalischeFor-
schungen fast gar nicht in diesem Werke verkommen, son-
dern daß das Meiste aus Manuscripten und älteren
Werken geschöpft, ist. Und auch aus diesen hatte sich
eine reichere, und besonders eine sicherere Ausbeute ge-
winnen lassen, wenn der Verfasser zu einer schärferen Kritik
seine Zuflucht genommen, und nicht während der ganzen Ar-
beit in einem eigentlichen Schaukelspstem sich befunden hätte,
welches auf der einen Seite sichere und unsichere Nach-
richten aller Art zusammenbringt, flößen sie auch nur
aus brieflichen Mittheilungen oder Gemäldekatalogen,
auf der andern den Leser vor Langeweile zu bewahren und
durch Beschreibungen von Gemälden zu entschädigen sucht.
Leider nehmen diese gerade gegen das Ende des Heftes,
welchcZ-öen Aufenthalt Rafaels in Rom behandelt, vor-
züglich deswegen so zu, weil die angegebenen Quellen
hier fast gänzlich ausgehen.

Es ist somit vorzüglich der Mangel eines durchge-
henden Gesichtspunktes, einer eigentlich wissenschaftlichen
Haltung, welcher sich überall auf drückende Weise verrath.
Der Verfasser folgt eigentlich der chronologischen Ordnung,
wendet auch nicht selten auf Feststellung der Zeit einen
gewissen Fleiß, und doch geschieht cs häufig, daß Haupt-
sachen z. B. wann Rafael zum Perugino gekommen, nur
wie nebenbei in den Noten behandelt und doch zu keiner
Entscheidung gebracht werdest. Und doch sind es gerade
die langen Noten, welche den Verfasser selber stören, und
ihn nicht selten im Tert gerade mit denselben Worten
das wiederholen lassen, was die Note» schon früher nüt-
getheilt batten. Dies ist ihm z. B. bei der Nachricht
von Pinturicchio's Tode, und bei Beschreibung des
Bildes begegnet, welches ehemals in Loretto war. —
Dieser Mangel einer wissenschaftlichen Haltung einer-
seits, und diese Nacbläßigkeit und Ungebundenheit ande-
rerseits, geben dem Werke nebst vielen andern neueren
italienischen Büchern, welche über Kunstgeschichte sich ver-
breiten, ganz das Ansehen und den Werth von Gesprä-
chen, die nicht immer den vorliegenden Gegenstand nach
allen Seiten hin erschöpfen, und um nicht den Schein
der Steifheit anzunehmen, auch Wiederholungen nicht
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