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(in dessen Nähe auch jene obigen Falschrunen sich fanden),
westlich von Furth gelegen, welche urkundlich zum ersten
Male im Jahr 1157 als Cadoldes - Lurc vorkommt; sie
verkünden dem Forscher beim ersten Blicke, daß einzelne
noch „im g ethischen Geschmack erbauten Tbeile wahr-
scheinlich dem vierzehnten Jahrhundert entstammen, ob-
gleich auch Zeugen der grauesten Vorzeit vorhanden
sind, unter welche ein, im äußeren Zwinger in einem
tiefen Gewölbe entdeckter Stein gehört, der ganz mit
Runenschrift bedeckt ist." In diesen Worten*) wird
aber 1830 nicht strenger mit den Beiwörtern gothisch
und runisch umgegangen, als schon 1785 S. W. Let-
ter in seinen „Gegründeten Nachrichten von dem ehe-
maligen Residenz-Schloß Kadotzburg» (Erlangen bei
Palm, 4, S- 14) von denselben Zeichen sagt: «Es
sind dieß alte runtsche Buchstaben, welche etwas ge-
heimes in sich haben.»
Von diesen unterirdischen «Runen« wird es
Referenten mögliä), eine genaue Zeichnung zu geben,
die er durch die Güte des Herrn Studiosus Flesse von
Herzozen-Aurach von dessen Hrn.Vater erhielt- Schon D ö-
derlcin, öicctor zu Weißenburg, ließ dieselben «von
sehr geschickter und accurater Hand sorgfältig abzeichnen"
und den r>civa litteraria arculi Franconie» Sk. 2 in
Kupferstich beilegen, wonach sie Oetker an a. O. wieder-
gibt, aber diese Zeichnung, überaus winzig und äußerst
willkührlich, machte eine neue, wirklich treue, gerade recht
nöthig; sie ist viel zu sehr entstellt"') und Döderlein sah
in ihnen «Steinmetz-, Steinhauer- und Manrerzeicheu«,
Letter dagegen (S. 14) behauptete: «Man darf nicht
glauben, daß dieß nichts bedeutende Charaktere sepen,
welche die Bauleute zum Scherz dahin gesetzt haben.» —
Runen sind nun dieselben keines Falls, aber viel-
leicht desto räthselbaftcre Zeichen! Sie schließen sich, merk-
würdig genug, in einer selbstständigen zweiten TvpuS-
Richtnng an die sonderbaren, von großen Sandstein-
Säulen des Oden Waldes in Nr. 77 und 78 des
Kunstblattes von 1829 in Abbildung mitgetheiltcn und
daselbst S. 506 — 507 näher besprochenen Schriftzeichen
an. Die Lösung dieser neuen sonderbaren und räthselhaf-
ten Steinschrift den Gelehrten und Forschern im Otejat-
kreise überlassend, will Referent hier nur folgende erläu-
ternde Bemerkungen noch hinzufügen:
1) Die auf dem Steindruck unter A mrtgetheilren
Zeichen des (in der obigen Notiz des von Hormayrischcn
Taschenbuches genannten) Schloßzwingers rühren von
einer früheren Zeichnung des ehemaligen Rentamts-Scri-
benten Herrn Fauste zu Cadolzbnrg selber her, wovon
*) Aucv in dein Jahresbericht S. rü beigen sie Runen!
") Auch Falkenstein in s. Nord-auisch. Geschichte Th. 3,
S. i3S besprach die Inschrift.
sie der Forstgehülfe Herr F. Prager höchst sauber copirte.
Die unter B gegebenen Zeichen zeichnete Herr Prager
selbst ab.
2) Die unter A begriffenen Zeichen aus der Tiefe
des Schloßzwingers sind in einen Felsen eingchaucn
und fortlaufend in den Reiben und in der Stellung
zu einander, wie sie hier abgebildet sind.
Die unter B finden sich einzeln an den meisten
Steinen des a l t en Sch l v sses zu Cadolzburg eilige-
hauen und zwar s) links und rechts am äußern Thore,
b) am Laboratorium, c) am Folterthurme, d) am inner»
Thore. Die meisten dieser unter atcl mitgethcilten
wiederholen sich sehr oft, nur die beiden am inner»
Thore (B, d) kommen nicht öfter als einmal vor.
5) A und B sind ans halbe Größe zurückgebracht,
6 zeigt die natürliche Größe von A.
Offenbar haben alle diese Zeichen im Ganzen viel
mit den in Nr. 77 und 78 des Kuustblatteö 1829 ans
dem Odenwaldc bekannt gemachten gemein, und wenn
schon die meisten gar nicht gleich sind, so gehören sie doch
im Wesentlichen ein und demselben Anschauungskreise,
ein und derselben Bezeichnungsweise an. Die einen ver-
folgen nur mehr am senkrechten Hauptstriche den Quer-
balken des Kreuzes, die andern mehr die Pfeilspitze u. s. w.
Während aber die unter B begriffenen, als aus ein-
zelnen Steinen einzeln vorkommend und sich wieder-
holend, der Ansicht Vorschub leisten, worimch dieselben,
gleich Venen am sogenannten Markomannischen Thurnie*)
für Stcinmetzzeichen **) gelten sollen, was eigentlich
ihre Aufklärung nur hinaussä,leben heißt, insofern sie
doch auch als solche immer einer irgend einmal geläufig
und gcbräu-dlich gewesenen Schrifrwcise verbleiben, — er-
weitert das den Bereich unserer Prüfung, daß die unter
A stehenden Zeichen in einer Felswand, also doch wobt
zur Baudeukschrist, und gleich den auf den Odenwaldischen
Säulen in fortlaufenden Reihen, also doch wohl
in zusammenhängendem Redesinu, eingehanen erscheinen.
Bloße Zusammenstellung etwa aller unter B vorkom-
menden einzelnen Steinmetz < oder Namen-Zeichen sind
diese Zeichen unter A auch wohl schon deßhalb nicht, welk
die unter B verzeichnet«! unter A nur wenig wieder er.
scheinen; weil ferner dieselben alsdann wohl nicht in die
Tiefe des Gewölbes angebracht worden wären, und als
solche Zusammenstellung der einzelnen Chiffer-Zeichen die
ganze Felsinschrift höchstens ein Meuscheualrcr lang und
nur für Hütlengeuossen der Steinmetz-BrüderschaftWerih
gehabt hätten; während man gegen eure Voll-Jnsihrifc
*) Kunstblatt 1S29, Nr. 77, S. 307 — 308.
*’■") Wie Referent deren j. B> jüngst recht scharf elngebnttena
und eige»thümNa>e an irr senkrechten Seite der Sa-wst-
steine Ui Kuppellocher a-.uDouithurinc zu Kawffauxfaiiä..
(in dessen Nähe auch jene obigen Falschrunen sich fanden),
westlich von Furth gelegen, welche urkundlich zum ersten
Male im Jahr 1157 als Cadoldes - Lurc vorkommt; sie
verkünden dem Forscher beim ersten Blicke, daß einzelne
noch „im g ethischen Geschmack erbauten Tbeile wahr-
scheinlich dem vierzehnten Jahrhundert entstammen, ob-
gleich auch Zeugen der grauesten Vorzeit vorhanden
sind, unter welche ein, im äußeren Zwinger in einem
tiefen Gewölbe entdeckter Stein gehört, der ganz mit
Runenschrift bedeckt ist." In diesen Worten*) wird
aber 1830 nicht strenger mit den Beiwörtern gothisch
und runisch umgegangen, als schon 1785 S. W. Let-
ter in seinen „Gegründeten Nachrichten von dem ehe-
maligen Residenz-Schloß Kadotzburg» (Erlangen bei
Palm, 4, S- 14) von denselben Zeichen sagt: «Es
sind dieß alte runtsche Buchstaben, welche etwas ge-
heimes in sich haben.»
Von diesen unterirdischen «Runen« wird es
Referenten mögliä), eine genaue Zeichnung zu geben,
die er durch die Güte des Herrn Studiosus Flesse von
Herzozen-Aurach von dessen Hrn.Vater erhielt- Schon D ö-
derlcin, öicctor zu Weißenburg, ließ dieselben «von
sehr geschickter und accurater Hand sorgfältig abzeichnen"
und den r>civa litteraria arculi Franconie» Sk. 2 in
Kupferstich beilegen, wonach sie Oetker an a. O. wieder-
gibt, aber diese Zeichnung, überaus winzig und äußerst
willkührlich, machte eine neue, wirklich treue, gerade recht
nöthig; sie ist viel zu sehr entstellt"') und Döderlein sah
in ihnen «Steinmetz-, Steinhauer- und Manrerzeicheu«,
Letter dagegen (S. 14) behauptete: «Man darf nicht
glauben, daß dieß nichts bedeutende Charaktere sepen,
welche die Bauleute zum Scherz dahin gesetzt haben.» —
Runen sind nun dieselben keines Falls, aber viel-
leicht desto räthselbaftcre Zeichen! Sie schließen sich, merk-
würdig genug, in einer selbstständigen zweiten TvpuS-
Richtnng an die sonderbaren, von großen Sandstein-
Säulen des Oden Waldes in Nr. 77 und 78 des
Kunstblattes von 1829 in Abbildung mitgetheiltcn und
daselbst S. 506 — 507 näher besprochenen Schriftzeichen
an. Die Lösung dieser neuen sonderbaren und räthselhaf-
ten Steinschrift den Gelehrten und Forschern im Otejat-
kreise überlassend, will Referent hier nur folgende erläu-
ternde Bemerkungen noch hinzufügen:
1) Die auf dem Steindruck unter A mrtgetheilren
Zeichen des (in der obigen Notiz des von Hormayrischcn
Taschenbuches genannten) Schloßzwingers rühren von
einer früheren Zeichnung des ehemaligen Rentamts-Scri-
benten Herrn Fauste zu Cadolzbnrg selber her, wovon
*) Aucv in dein Jahresbericht S. rü beigen sie Runen!
") Auch Falkenstein in s. Nord-auisch. Geschichte Th. 3,
S. i3S besprach die Inschrift.
sie der Forstgehülfe Herr F. Prager höchst sauber copirte.
Die unter B gegebenen Zeichen zeichnete Herr Prager
selbst ab.
2) Die unter A begriffenen Zeichen aus der Tiefe
des Schloßzwingers sind in einen Felsen eingchaucn
und fortlaufend in den Reiben und in der Stellung
zu einander, wie sie hier abgebildet sind.
Die unter B finden sich einzeln an den meisten
Steinen des a l t en Sch l v sses zu Cadolzburg eilige-
hauen und zwar s) links und rechts am äußern Thore,
b) am Laboratorium, c) am Folterthurme, d) am inner»
Thore. Die meisten dieser unter atcl mitgethcilten
wiederholen sich sehr oft, nur die beiden am inner»
Thore (B, d) kommen nicht öfter als einmal vor.
5) A und B sind ans halbe Größe zurückgebracht,
6 zeigt die natürliche Größe von A.
Offenbar haben alle diese Zeichen im Ganzen viel
mit den in Nr. 77 und 78 des Kuustblatteö 1829 ans
dem Odenwaldc bekannt gemachten gemein, und wenn
schon die meisten gar nicht gleich sind, so gehören sie doch
im Wesentlichen ein und demselben Anschauungskreise,
ein und derselben Bezeichnungsweise an. Die einen ver-
folgen nur mehr am senkrechten Hauptstriche den Quer-
balken des Kreuzes, die andern mehr die Pfeilspitze u. s. w.
Während aber die unter B begriffenen, als aus ein-
zelnen Steinen einzeln vorkommend und sich wieder-
holend, der Ansicht Vorschub leisten, worimch dieselben,
gleich Venen am sogenannten Markomannischen Thurnie*)
für Stcinmetzzeichen **) gelten sollen, was eigentlich
ihre Aufklärung nur hinaussä,leben heißt, insofern sie
doch auch als solche immer einer irgend einmal geläufig
und gcbräu-dlich gewesenen Schrifrwcise verbleiben, — er-
weitert das den Bereich unserer Prüfung, daß die unter
A stehenden Zeichen in einer Felswand, also doch wobt
zur Baudeukschrist, und gleich den auf den Odenwaldischen
Säulen in fortlaufenden Reihen, also doch wohl
in zusammenhängendem Redesinu, eingehanen erscheinen.
Bloße Zusammenstellung etwa aller unter B vorkom-
menden einzelnen Steinmetz < oder Namen-Zeichen sind
diese Zeichen unter A auch wohl schon deßhalb nicht, welk
die unter B verzeichnet«! unter A nur wenig wieder er.
scheinen; weil ferner dieselben alsdann wohl nicht in die
Tiefe des Gewölbes angebracht worden wären, und als
solche Zusammenstellung der einzelnen Chiffer-Zeichen die
ganze Felsinschrift höchstens ein Meuscheualrcr lang und
nur für Hütlengeuossen der Steinmetz-BrüderschaftWerih
gehabt hätten; während man gegen eure Voll-Jnsihrifc
*) Kunstblatt 1S29, Nr. 77, S. 307 — 308.
*’■") Wie Referent deren j. B> jüngst recht scharf elngebnttena
und eige»thümNa>e an irr senkrechten Seite der Sa-wst-
steine Ui Kuppellocher a-.uDouithurinc zu Kawffauxfaiiä..