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41.

Nordamerikanitche KunÜgekchichte.

Manche werden sich wundern über diese Ueberschrift,
und nicht Wenige vielleicht jezt zum ersten Mal etwas von
transatlantischer Kunst hören (versteht sich, mit Aus-
nahme der Altertbümer, denn über diese besitzen wir
längst schon Nachrichten, sowohl in Bezug auf die Verei-
nigten Staaten, als auf Mexico), nachdem sie von trans-
atlantischer Natur so Vieles vernommen. Und doch hat
der Vicepräsident der National-Kunstakademie, Hr. Wil-
liam Du nlap, zwei Bande darüber geschrieben unter
dem Titel t „History of the rise and progress of the
arts of design in the nnited States, by W. Dunlap.
(New-Aork, 1854.) Daß bei amerikanischer Kunst eben
so wenig an etwas eigentlich Nationales zu denken sey,
wie bei ihrer Literatur, wird man leicht begreifen. Wie
Allan Cunningham eine ziemlich detaillirte Geschichte der
englischen Künstler herausgab, so macht es Hr. D. mit
seinen Landsleuten: Lebensereignisse, Reisen, Anekdoten
und Cbarakterzüge bilden nicht selten die Hauptsache;
eine Menge nutzlosen Geschwätzes und viele häusliche
Geschichten, die nicht hieher gehören, sind dabei mit un-
tergelaufen. Nicht bloß diesseits des Weltmeers hat man
Ursache, sich über die Menge von Malern und Bild-
hauern zu verwundern, die man hier zusammengeftellt
findet: selbst des Vers. Landsleute sind in diesem Falle.
„Die gewaltige Zahl von Namen, bemerkt ein Kritiker
lM INorthamerican Review (Nr. 85, Juli 1835), würde
selbst die unerschrockensten Vertheidiger der Superiorität
des amerikanischen Genies die Augen weit aufreißen
machen vor Erstaunen. Diese Namenreihe umfaßt alle
Künstler, talentvolle und talentlose — aber wir halten
uns für verpflichtet, zu sagen, daß leztere Klasse über
die erstere eine große Majorität davonträgt." Wenn nun
auch dieses Buch viel Ueberflüssiges zu Tage fördert und
namentlich oft durch Details über uninteressante Strei-
tigkeiten langweilt, so liefert es dagegen auch wieder

brauchbares Material: es ist gut und fließend geschrieben,
die Kritik ist im Ganzen vernünftig, wenn auch oft ober-
flächlich; kurze Abhandlungen über einzelne Gegenstände,
über Technik, Ausstellungen u. s. w. sind beigefügt, und
autobiographische Skizzen nebst Briefen jezt Lebender mit-
getheilt. So gewinnt man eine ziemlich vollständige Ueber-
sicht des gegenwärtigen Zustandes, wobei als Hauptdesi-
derata erwähnt werden — Muster und Galerien. Hie
und da hat man durch Copien von Meisterwerken abzu-
helfen gesucht, indeß nur höchst unvollständig; die jähr-
lichen Ausstellungen, sowohl einheimischer Produkte, als
aus England eingeführter (von wo natürlich nicht eben
das Vorzüglichste gesandt werden mag) scheinen bis jezt
noch keine rechte Bedeutung erlangt zu haben.

Daß die Kunst in den Vereinigten Staaten mit der
englischen in der allernächsten Verwandtschaft steht und
eigentlich ein Kind derselben ist, begreift sich leicht. Die
ersten Maler waren Engländer — und Gott weiß, welche!

— zeigte sich einmal ein bedeutendes Talent in den Co-
lonien, so wurde es vom Mutterlande angezogen. Jezt
trifft man mehrere Nordamerikaner ans dem Continent,
und namentlich in Italien. — Der erste Maler, dessen
Erwähnung geschieht, war John Watson, ein Schotte,
welcher 1715 dort auftrat. Seine Bilder werden dadurch
charakterisirt, daß sie die Kinder in Schrecken sezten und
auf Erwachsene dieselbe Wirkung äußern konnten. Besser
als auf's Malen, scheint er sich auf's Geldmachen ver-
standen zu haben. Dann kommt Smybert an die Reihe,
von welchem ein Gemälde: „Btschof Berkeley und seine
Familie," namentlich angeführt wird, der aber mehr als
Lehrer, denn als ausübender Künstler geleistet haben soll.

— Nun folgen zwei berühmte Namen, Benjamin West
und John Singleton Copley. Beide gehören indeß
mehr der englischen Kunstgeschichte an, und namentlich
ist der Erstere als Historienmaler so bekannt, daß es
unnötbig ist. hier noch etwas nach Galt und Cunningham,
und den zahlreichen Kritikern unserer Tage, worunter
namentlich Sir Martin Archer Shee anzuführen ist, über
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