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kommt diesen Darstellungen an Poesie, an Erfindung und
feuriger Harmonie des der besten Venezianer, namentlich
Veronese's, würdigen Colorits gleich. Und wenn auf
jene Stylisirung, die jede Falte bedenkt, hier nicht zu
rechnen ist, so ist doch Alles für die Distanz sehr vollendet,
und nur von der Höhe des-Gerüstes zeigt sich die Fresko-
behandlung. Alle diese Bilder sind nach der jezt in Paris
üblichen Art in Oel, aber unmittelbar auf den mit heißem
Oel getränkten, wohlgrundirten Stein gemalt.

Am wenigsten befriedigt eins seiner neuern Bilder:
Algierische Frauen in ihrem Gemache (Luxemburg). Das
Bild mag Wahrheit haben, aber es fehlt ihm zu sehr an
Schönheit. Namentlich ist die Farbe unangenehm. Es
ist übrigens interessant, zu bemerken, wie die Algierische
Expedition auf die französischen Künstler Einfluß übt.
So wie einst die ägyptische die Kenntniß des Alterthums,
des damals ausschließlich geschäzten, förderte, so führt
der längere Vesiz der Nordküste Afrika's die genauere
Kenntniß des jetzigen Zustandes jener Länder mit sich,
und zwar mehr wie jene. Denn mußten damals die
Gelehrten unter steter Begleitung des Heeres zwischen
Marsch und Schlacht ihre Untersuchungen anstelle», so
können jezt die Künstler frei mit den Beduinen der Wüste
verkehren. Viele haben die Gelegenheit benuzt; ihren
Bildern testamentarischer Gegenstände sieht man das
Studium des Orients an: oft im Uebermaß, wie der
Knecht Abrahams von Vernet ganz ein Sohn der Wüste
ist, wie in dem sehr braven Bilde: Hiob und seine Freunde
von Gallait (Luxemburg) wir sogleich eine Gruppe Syrer
oder Beduinen in ihren weißen Kleidern, mit ihren sonne-
gebräunten Gesichtern erkennen. Genremaler und Land-
schafter haben Algier ausgebeutet. Charles Descamps,
ein geistreiches, aber bizarres Talent, hat mannichfache
Situationen von dort entnommen. Hier sehen wir die
Kinder der Beduinen am Strande mit Schildkröten spie-
len, dort einen orientalischen Eselstall. Descamps, von
dem man auch zahlreiche Aquarellen hat, dürfte zu den
glücklichsten Humoristen der französischen Kunst gehören.
Hier ist es Sancho, der auf dem geduldigen Esel durchs
Kornfeld seinem Ritter voranzieht, dort Soldatesken;
eine Zeitlang malte er nur Affen, aber mit einer Meister-
schaft, mit einer Persiflage menschlicher Physiognomie, die
sich nicht beschreiben läßt; doch kehren wir nach diesen
nur bei Gelegenheit gemachten Bemerkungen zur Historie
zurück.

(Die Fortsetzung folgt.)

Nachrichten vom Oktober.

Olasmarleer.

Paris, 13. Oktober. Man schreibt aus Lille: Ein junger
Maler Namens Stalars habe kürzlich in einem alten Manu-
script das Geheimniß der alten Art auf Glas zu malen ent-
deckt, und die von ihm gemachten Versuche seyen mit dem
besten Erfolge gekrönt worden.

Kunstausstellungen.

Amsterdam, 24. September. Auf der Gemäldeausstel-
lung, die jezt hier stattfindet, befinden sich zwar über 5vo
Arbeiten von holländischen Malern, jedoch ist darunter nur
ein einziges -größeres Gemälde: Pin nemans Uebergabe
von Hasselt im Jahre i83i.

Brussel, 2ü September. Unsere Kunstausstellung enthält
595 Nummern, darunter 22 historische Bilder. 142 Genre-
bilder, 172 Landschaften und Thierstücke. 19 Seebilder. 2 4
religiöse Bilder. 22 Blumenstöcke, 10 Marmorbüsten. 2
Marmor- und 2 Bronze-Statuen, 11 Gypsstatuen; Beitrage
lieferten 120 Künstler in Brüssel, 55 in Antwerpen, 50 in
Paris, 12 in Gent, 10 in Brügge, 8 in Mecheln, 8 in
Löwen, 6 in Lüttich rc.

Kassel, 15. Oktober. Unsere Kunstausstellung ist nun
beendigt, nachdem sie in den lezten Tagen noch mit hollän-
dischen Gemälden und mit einem von unserm talentvollen
Landsmanne. Jhlee (gegenwärtig in Düsseldorf), war be-
reichert worden. In Allem sind mit Einschluß der vom
Kunftverein gewählten und verloosten Bilder für 940 bis
9 5o Ld'r. Kunstgegenstände gekauft worden.

Akademien und Vereine.

Berlin. Die Vertreter der Kunstvereine von Königsberg,
Danzig. Stettin, Breslau, Potsdam, Magdeburg, Halle,
Halberstadt, Braunschweig. Münster, dann des sächsischen,
churhessischen und rheinisch-westphälischen Kunstvereins haben
in der am 17. Oktober allhier gehaltenen Versammlung be-
schlossen, daß künftig jeder dieser Kunstvereine alle 2 Jahre
ein größeres Gemälde, entweder durch Ankauf oder Bestel-
lung von der Staffelei. zur gegenseitigen Mittheilung für
die Ausstellungen der zu solchen Zwecken verbundenen Ver-
eine erwerben solle, so daß ein solches Kunstwerk erst nach
vollendetem Kreisläufe solcher Mittheilungen zur freien Ver-
fügung des Besitzers gestellt werde. Wenn mehrere Ver-
eine zur gemeinsamen Erwerbung eines Kunstwerks zusam-
mentreten. so soll der Beitrag jedes einzelnen wenigstens
5vo Rthlr. betragen. Für 185 7 soll der Ausstellungscyclus
im Januar mit Königsberg beginnen, worauf Danzig, Stet-
tin und Breslau folgen. Zum Hauptgeschäftsführer dieses
Cyclus ward Hr- Justizrath Remy zu Stettin erwählt.
Im Jahr 1858 , wo die Vereine jenseits der Elbe Ausstel-
lungen veranstalten, macht Magdeburg den Anfang, worauf
Halle, Halberstadt, Braunschweig, Cassel und Münster folgen.
Für diesen östlichen Cpclus wird Hr. Rendant Ribbeck zu
Magdeburg als Hauptgeschäftsführer fungiren.

Verantwortlicher Redakteur: Dr. Schorn.
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