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ausgegrabenen, zeigt die Canace so durchaus im nämlichen
Typus, daß man dieselbe für eine Copie unserer sowohl
als der wahrscheinlich von Timcmachus geschaffenen Medea-
figur des pompejanischen Wandgemäldes halten sollte.

Ein zweites wichtiges Ereigniß des römischen Kunst-
handels ist, daß die schöne vvlscentische Gewandfigur,
welche früher einen Hauptschmuck des Gregorianischen
Museums bildete, nach der im Sommer rvrigen Jahres
vorgcnommencn Theilung zwischen beiden Besitzern, der
päbstlichen Regierung und dem Kunsthändler Campanari,
dem leztern anheimgefallen und von diesem Sr. Maj.
dem König von Bayern käuflich überlassen worden. Mit
diesem Werk zieht eine der herrlichsten Bronze-Arbeiten,
vielleicht die einzige der besten römisch-etruskischen Kunst,
aus den Mauern von Rom, und dieses behält keinen
andern Antheil daran, als daß seine Gelehrten über Be-
nennung der Statue sich vielfach den Kopf zerbrochen
haben. Die unleugbare Handbewegung einer Spinnerin,
das Fragment des in der Nähe gefundenen Helms haben
zulezt Vincenzv Campanari in einer vor wenigen Tagen
in der Akademie der Künste und Wissenschaften gelesenen
Abhandlung dahin bestimmt, die Figur für eine Athene
Ergane zu halten. Abgesehen aber davon, daß eine Athene
Ergane, wenigstens nach den uns erhaltenen Bildiverken,
wohl schwerlich vorzugsweise als Spinnerin anfgesaßt und
dargestcllt worden, ist auf den Umstand Gewicht zu legen,
daß weder das rohe Helmsragment von einer und dersel-
ben Arbeit mit der überaus fein gearbeiteten Figur er-
scheint, noch daß Charakter und Styl derselben einer
Athene entsprechen. Leider ist der Kopf, wenn auch eine
vorzügliche, doch eine moderne Restauration; aber die
Faltung des Gewandes, die Ringe der Hand, die sehr
spitzen Schuhe machen sehr wahrscheinlich, daß wir in
unsrer Figur nur eine Porträtstatue besitzen, wie in der
sogenannten Pietas von Neapel, welche, nebst der einen,
freilich in Marmor gearbeiteten, Tochter des Balbus
(Gerb. Ncap. Ant. N. 42) in Styl und Bekleidung am
meisten mit jener Statue verglichen zu werden verdient.
Was aber die spinnende Bewegung betrifft, so liegt ei»
Gedanke an die wollespinnenden Frauen Tvrrheniens nah,
und vielleicht könnte man gar dem Gedanken eines ita-
lienischen Kunstfreundes beipflichreu, daß eine Tanaquil
dargestcllt worden, wenn nicht die Darstellung derselben
in einer so späten, der alten Einfachheit entfremdeten
Zeit an sich etwas Unwahrscheinliches hätte, und der Typus
der Tanaquil selbst nach Festus s. v. »rodia ein anderer
gewesen wäre.

Rom, 14. Januar 1838.

W. Abckeu.

Archäologie.

E88ai sur les progres de l’Arclieologie,
par Mr. Boissier.

(Fortsetzung.)

Der Vf. geht von der Paläographie zur Archävgraphie
über, die sich nach ihm nicht nur mit dem Aeufiern und
Architektonischen aller alten Bauwerke, Tempel, Paläste,
Gräber, Aquäducten u. s. w. beschäftigt, sondern auch mit
Allem, was in den Nebensachen und Verzierungen dieser
Gebäude über Gebräuche, Sitten, Religion, Künste und
wissenschaftliche Fortschritte bei den antiken Völkern Auf-
klärung geben kann. Dieser Gegenstand ist gleichfalls in
den lezten zwanzig Jahren ungemein erweitert und erhellt
worden. Zuerst über das früher angenommene fabelhafte
Alter der egyptischen Bauwerke und andern Alterthümer,
die nun durch die Bemühungen der französischen Erpedition
unter Champollion halb und halb historisch festgestellt worden
sind, und zwar durch Gelehrte, welche die großen Gebäude
Egyptens lediglich in Beziehung aus bildende Kunst er-
forschten, sonst aber gar keine historischen Untersuchungen
gemacht hatten. Gau und Hugvt beobachteten die Zeichen
des Fortschritts oder des Verfalls der Kunst in der Bauart
mit großer Genauigkeit, und bestiinmten hiernach daS
Früher oder Später ihrer Entstehung. Jezt ist nicht
mehr die Rede von den bekannten Thierkreisen, die manche
Gelehrte dazu benutzen wollten, die bieherigen Annahmen
über das Alter des Menschengeschlechts umzustoßen. Biot
und Letronne haben durch gelehrte Kritik dargethan, daß
diese Zodiake nichts anders als phantastische Horoskope für
Aufgaben über Geburtstage mit der Darstellung eines
siderischcn HimmclszustandcS sind, den keine verständige
astronomische Berechnung annehmen und aufstelleu kann,
.hier lassen sich auch noch die Tafeln von Abydus und
Adutis anführen. Besonders die erstere ist von Werth,
denn sie bestätigte die Reihenfolge der egyptischen Dyna-
stien, die bisher immer als eine bloße Angabe des Prie-
sters Manethon und wie eine bloß sacerdotale Erfindung
betrachtet worden war.

Der protestantische Pfarrer Coquerel und derGencral-
Vicar Grappo haben in ihren Schriften den bedeutenden
Nutzen der Chamxollivn'schen Arbeiten für die Kritik der
heiligen Schrift dargethan. Die Archävgraphie Egyptens
schreitet ra^ch und thaiig fort, Gegenden, deren Erforschung
kaum begonnen hat, verspreche» schon jezt reiche Ausbeute.

Im südlichen Indien sezt die asiatische Socictat in
Calcutta ihre sorgfältigen Nachforschungen fort. Nicht
bloß in Beziehung auf Numismatik, sondern auch in
anderer antiquarischer Hinsicht geben das nördliche Indien,
die Tartarei und die benachbarten Länder bedeutende
Ausbeute, und lassen nach dem neuerdings da aufgefun-
denen scptho-indischen und parthischen Münzenschatz auf
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