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Wichtiges hoffen. Sollte nicht auch Syrien, wo mitten
in der Wüste die großartigen Ruinen von Palmyra und
Balbeck liegen, bei künftigen Ausgrabungen einen Schatz
von Alterthümern aufthun? So viel ist schon gewiß, wo
sich in jenen Gegenden größere oder kleinere Ruinen von
Tempeln finden, die durch ihre festere und solidere Bau-
art der Zerstörung und dem Einfluß.der Zeit entgangen
sind, da braucht man nur den Boden etwas rechts und
links aufzugraben, um auf Spuren von Wohnungen zu
stoßen, die häufig interessante Ausbeute geben.

Merkwürdiger noch und fast unerklärlich find die
tuinuii, die hier und da, bis in die Wüsten Sibericns
gefunden werden, in denen metallene Waffen von treff-
licher Arbeit liegen, die unwiderleglich für das Daseyn
einer weit vorgeschrittenen Civilisaticn in jenen Gegenden
sprechen. Eben so problematisch sind die Bauwerke von
Cusco, Quito und Palengue, besonders leztere, die sich in
ihren Trümmern zwölf bis dreizehn Lienes weit erstrecken,
in den verschiedenste» Dimensionen und Verhältnissen, die
mit allen übrigen Bauwerken in Meriko keinerlei Aehn-
lichkeit haben und überdies große Verschiedenheit zeigen,
denn sie sind manchmal nur im Groben angcdcutet, manch-
mal schön und sorgsam ausgeführt, immer aber groß,
erstaunend und einem civilisirtcn Volk angehörig.

Es gibt aber eine Art Alterthümer, die weniger als I
jene in die Augen fallen, daher lange vernachlässigt wur-
den, wiewohl ihre nähere Prüfung und Kenntniß zu
wichtigen Resultaten führen kann. Wir meinen die vielen
kleinen plastischen Gegenstände mannichfaltiger Art, die
bei den Ausgrabungen in Egypten immer gesunden wur-
den und jezt in alten Kunstsammlungen Europa's in
Menge vorhanden sind. Bald dienten sie zum Putz, bald
waren es kleine Möbeln und Geräthe, bald Amulette von
der verschiedensten Art und Gestalt. Ost lind dieselben
Dinge auf egpptischen Statuen, Tempelgemälden, Hypo-
gcen und den Vignetten der Papyrusrollen vorgcstellt.
Diesen Dingen sind ganz willkührliche Namen gegeben
worden, man schob ihnen auch eine verschiedene Verwen-
dung oder symbolische Bedeutung unter, oft ohne allen
Grund. Die nähere Forschung darüber ist aber gewiß
von großer Wichtigkeit, worüber wir nur ein Beispiel
ansühren wollen. In den Ruinen von Memphis wurde
ein metrisches Maß gefunden, das jezt im Turiner Mu-
seum ist. Jvmard hat dargethan, daß in sehr ferner Zeit
in Egypten eine Messung eines ErdengradS und des Erd-
umfangs unternommen, und daß irgend ein Theil von
diesem Umfang als Einheit des in diesem Lande gebräuch-
liche Maßes anfgestellt wurde. Daraus ergibt sich denn,
daß die schöne Arbeit des französischen Instituts gegen
das Ende des vorigen Jahrhunderts, zur Bestimmung
des Längenmaßes, eine Arbeit, die lange für eine höchst
geniale Neuheit gehalten wurde, eine uralte, von den

egyptischcn Astronomen und Geometern vielleicht schon
einige tausend Jahre vor unserer Zeit gekannte Sache war.

Der Abbe Lanzi, dessen Bemühungen um die Kennt-
niß des phönizischen und punischen Alphabets wir oben
schon bemerkten, hat seine Gelehrsamkeit und seine sinn-
reiche Kritik nicht darauf beschränkt, sondern beschäftigt
sich mit gleichem Erfolg mit vielen andern Zweigen der
Archäologie, und unter andern auch mit diesen kleinen
plastischen Gegenständen aus Egypten. Er hat nickt ohne
Glück den Beweis versucht, daß man sich früher oft über
ihre Bestimmung irrte. So findet man unter andern
welche, die einer abgestnzten Säule gleichen, die mchrsten
ohne Capitell und oben mit vorspringenden Ecke» aus
Jaspis, Email oder einer Art von Porzellan drei bis
fünf Zoll hoch, die zahlreich in allen Cabinetten sind.
Lange nannte man sie Nilmeffer, Lanzi zeigte aber, daß
es Altäre in Miniatur seyen, vielleicht dem Nilgott zu
Ehren, und diese Meinung wird durch die kleine Flamme
bestätigt, die als von dem Altärchen ausgehend vorgestellt
ist. So erkannte er auch Weihbrode, Candelabcr und
Rauchpfannen für die Wvhlgerüche, alles bei den Opfern
vorkommende Gegenstände, die als solche unverkennbar
Hauscapellen oder Eebetstellen angehörten. Durch das
Studium dieser kleinen Alterthümer ist dem Abt Lanzi
möglich geworden, mehrere bisher sehr dunkle Anspielun-
gen in den Büchern Mvsis und der Propheten auf den
egpptischen Culkus mit Glück zu versuchen.

Z» ähnlichem Resultat ist ein anderer Gelehrter ge-
langt durch die Untersuchung noch kleinerer Kunstgegen-
stände, nämlich der kleinen Eylinder aus Jaspis, Blut-
stein u. s. w., von denen wir schon oben bei der Keilschrift
gesprochen haben. Darauf sind Zeichen und Menicyen-
gcstalten, geflügelte Genien, wirkliche oder phantastische
Thiere u. dgl. cingegraben. Diese Art Amulette werden
in Persien, Babnlonien, bis an die Grenze EgyptenS
gefunden. Felir Lajard, dessen Abhandlung über den
Mithrasdienst im Jahr 1825 von der Acadeinie des In-
scripiioHs gekrönt worden ist, beschäftigt sich mit der
Herausgabe seiner langen und mühsamen Untersuchungen
über jene Cylinder, von denen er auf seiner Reise in
Kleinasien, Persien und dem Kaukasus eine seltene und
kostbare Sammlung zusammengebracht hat. Durch lange
Studien und Beobachtungen ist es ihm sehr wahrscheinlich
geworden, und wir thcilen seine Meinung, diese figurirten
Denkmäler seyen an sich selbst und durch ihre Beiwerke
und Symbole nichts als Mittel und Elemente, um Ideen
so gut als Worte und Phrasen einer Sprache auszudrückcn.
Man muß sie, wie so manche analoge, im Orient häufig
vorkommende Denkmäler, als eine in diesem Theil der
alten Welt allgemein angenommene Sprache betrachten,
die Ideen, aber keine Meinungen ausdrückt; von lczteren
sind sie ganz unabhängig und können daher, ungeachtet
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