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willkührlichen, einseitigen und lächerlichen Eintheilungen
der Völker ä la Bory de Saint. Vincent, nach Affenart
entgegengesezt werden kann, gan; im Gegensatz mit den
verständigen Ansichten, die früher schon Blumenbach,
Lawrence, Link, Cuvier und Andere über diesen Gegen-
stand aufgestellt hatten. Nicht weniger wichtig ist die
religiöse und sittliche Bedeutung desselben, eine Richtung,
mit der sich jezt zwei französische Gelehrte, der Dr. Broc,
Professor der Anatomie und Physiologie, und der Biblio-
thekar Brvtonne, beschäftigen.

Von großer Wichtigkeit ist die Archäologie auch für
die Mythologie, die erst feit einigen Jahren eine ganz
neue Gestalt und Richtung angenommen hat, seitdem sie
neuen und gründlichen Forschungen unterworfen worden
ist. Es handelt sich hier nicht bloß von der klassischen
Mythologie, wiewohl auch sie gar mancher Vervollkomm-
nung, Aufklärung und Verbesserung bedarf, denn die
Nationaleitelkeit der Griechen brachte sie dazu, über die
Gegenstände ihres religiösen Cultus unbegründete Ana-
logien und Jrrthümer anzunehmen, die später bei der
Auslegung und Commentirung ihrer Schriften nicht er-
kannt und berichtigt worden sind. Von dem problemati-
schen Ephemerus bis auf unsere Zeit hat man zwar zahl-
reiche Versuche gemacht, die Allegorien der Mythologie
zu erklären und auszulegen, sie sind aber dadurch nur
noch dunkler geworden, denn jeder gelehrte Ausleger
glaubte sich im ausschließlichen Besitz des Schlüssels zu
den mvthischen Räthseln, zu ihrem Ursprung und ihrer
Bedeutung. Es handelt sich hier von etwas viel Wichti-
gerem, nämlich von der Auffindung eines allgemeinen
Systems aller alten Theologien. Dazu muß bei jeder
der vorherrschende Grundgedanke gefunden und dieser
dann wo möglich von allen philosophischen Theorien ent-
kleidet werden, die zugleich mit den religiösen Ideen ent-
standen, sich ihrer bald bemächtigten, sie verdrängten, an
ihre Stelle traten, and endlich ihre Lehren so entstellte»,
daß sie unkenntlich geworden sind. Berühmte Forschun-
gen darüber sind bereits seit mehreren Jahren augestellt
worden, zumal in Deutschland von Kanne, GörreS,
Schelling, Uwarof, besonders aber von Rhode und Ereu-
zer. Auch mehrere französische Gelehrte haben ähnliche
Forschungen und weniger mit vorgefaßten Meinunge.»
angesiellt. In dieser Beziehung erinnern wir nur an
Rollc's gute Abhandlung über den Bachus-Cultus, die
4810 ovn der Academie des inscriptions den Preis erhielt,
ferner an den Jupiter von Em. David von I8ZZ. Gleich
Wackeres läßt sich von Lajards Untersuchungen über den
Vcnus-Cultus erwarten, eine Darstellung, aus der klar
hervorgehen soll, wie in den religiösen, philosophischen
und sittlichen Ideen im hohen Alkerthum offenbar zwischen
de» Völkern des Orients und Oecidents Gemeinscha't
herrschte.

Nun geht der Vf. in den Entstehungs- und Bildungs-
gang der Religionen ein, und entfernt sich dadurch von
seiner Richtung und seinem Zwecke, die Wichtigkeit und
das reiche, mannichfaltige Interesse der Archäologie mit
ihren Fortschritten, besonders in Frankreich, darzuthun.

I».'. M.

Nekrolog.

Alfred Johannot.

A. Johannot widmete sich von früher Jugend an der
Kupferstecherkunst, worin er bald Ausgezeichnetes leistete.
Die »Waisenkinder" nach Ary Scheffer, welche er im
Jahr 1824 ausstelltc, sind eins seiner ersten Werke. Er
war es vorzüglich, welcher die Vignette von England nach
Frankreich übersiedclte. Die Kupfer, welche die Romane
Walter Scotts und Eoopers, die Poesien Lamartine's und
Byrons begleiten, rühren meistens von A. Johannot her.
Wir begreifen kaum, wie ei» so kurzes Künstlcrleben
zur Vollendung so vieler Arbeiten hingereicht hat; fast in
allen Bibliotheken fiudct man A. Jvhannvt'sche Kupfer-
stiche, welche eine reiche, unendlich mannichfaltige Einbil-
dungskraft, ein seines, geistreiches Gefühl und eine sel-
tene, tiefe Auffassungsgabe der Dichter verralhe», deren
Schöpfungen A.Johannot mit seinem Grabstichel übersezte.

Die Aquarelle von A. Johannot waren sehr beliebt;
in seinen Gemälden abmte er die Meister der niederlän-
dischen Schule nach. Seine bekanntesten Bilder sind:
»Die Herzogin von Orleans, welche dem Volke den Sieg
bei Offenbach anzeigt"; »die Verhaftung unter Lud-
wig xiit."; »Franz i. und Karl V.«; „Heinrich II. und
seine Familie"; »der Herzog von Guise wird der Katha-
rina von Medicis vorgcstcllt"; »die Schlacht bei Rösebeck"
und »die Schlacht bei Brätele»« (fürs historische Museum
in Versailles); endlich die beiden Gemälde der Hyacimhus-
Eapelle in der neuen Kirche Notrc Dame de Lorette.
Besondere Erwähnung verdienen auch seine gemalten
Studien nach Walter Scott, welche die Prinzessin Marie
angekauft hak.

A. Johannot gehört keiner Schule an; er verdankt
seine Manier eignem Nachdenken und eignem Studium.
Einige Erinnerungen der englischen Kunst sind vielleicht
bei ihm haften geblieben; jedoch gibt sich darin vielmehr
der Einfluß seiner erste» Studien, als der Wille zu copircn
und nachzuahmen kund. Dieser Umstand spricht sehr zum
Dortheil unseres Künstlers, dessen Bildungsepoche in eine
Zeit fiel, wo eine neue Malerschule sich gegen die David'sche
Schule erhob und die Venekianer nachäffte. A. Johannot
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Alfred Johannot: Nekrolog.
 
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