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ii'flt mäßig tsttb clegant, während andere junge Künstler
sich ins Ausschweifende, Garstige warfen, unter dem Vor-
wände, daß das Ertravagante genial se», und das Häßliche
mit dem Schönen wenigstens gleichen Antdcil an der
Kunst haben müsse, weil Beides in der Natur vorhanden.

A- Jvhannvt suchte stets jene elegante Wahrheit und
Natürlichkeit, welche den Leuten von Geschmack behaget,
und von der angeblichen Natürlichkeit und brutalen Wahr-
heit, welche der Kunst und den Fortschritten unserer Tage
Zur Schande gereichen, weit absteht. Er war seinem
Wesen nach ernst und schwermüthig; die meisten seiner
Arbeiten tragen daS Gepräge dieser Seelcnstimmung; sie
sind ernst, poetisch, edel, erbaben und religiös; die zwei
Fehler, welche in den lezten Jahren so viele auskeimende
Talente verdorben haben, die Uebertreibung und Manierirt-
heit, wußte er glücklich zu vermeiden. Sein Cvlorit hatte
schöne Eigenschaften: es war kraftvoll ohne affectirte Ge-
gensätze, reich ohne verschwenderische Fülle an eclatantcn
Farbentöne», harmonisch und fein und vor allen Dingen
frei von jenem tadelnswerthen Kunstgriff vieler französi-
schen Maler, welcher darin besteht, manche Theilc eines
Gemäldes auszuopfcrn, um einen Punkt besonders her-
verzuheben und geltend zu machen. Alle Iohannct'schen
Gemälde sind klar und verständlich; einige davon haben
das Verdienst gewisser Werke niederländischer Meister,
und das ist ein Vorzug, welchen A. Jvhannvt über viele
moderne französische Coloristen hat, welche die Form ganz
und gar in den düstern oder blendenden Nebel ihrer
Farbengebung hüllen, so daß alle Umrisse verschwinden.

A. Jvhannvt hinterläßt zwei unvollendete Gemälde,
welche er für den nächsten Salon angcsangen hatte; cinS
davon stellt «die Königin Elisabeth nebst ihrem Hofe,»
das andere »Karls ll. Rückkehr nach London» vor. Der
Bruder des verstorbenen Künstlers, Tony Jvhannvt, wird
diese Bilder ohne Zweifel beenden; denn beide Brüder
arbeiteten viel zusammen. Alfred war der Lehrer seines
jünger« Bruders Tony gewesen; die Namen d'.cier beiden
Künstler waren so eng mit einander verbunden, daß man
nie von dem einen sprach, ohne des andern zu erwähnen.
Alle zwei waren anfangs Kupferstecher, dann Zeichner,
imd endlich Maler geworden, und bildeten so zu sagen
nur -eine Individualität; die Kritik machte gleichsam den
Einen für den Andern solidarisch verbindlich. Der Tod
hat diesen so rührenden und so fruchtbaren Bruderbund
getrennt; Tony ist nur noch allein übrig, um die zahl-
reichen Arbeiten sortzusctzen, welche er mit seinem Bru-
der übernommen hatte. Die Paulin'schcn Ausgaben von
Meliere und Don Quirote, wozu Tcny Jvhannvt die
Holzschnitte geliefert, sind wahre Kunstdenlmälcr.

A. Jvhannvt hintcrlaßt zahllose Arbeiten in diesem
Fach, denen er nicht immer seinen Namen beigcsügt hat;
er starb im 37. Jahre seines Alters an der Schwindsucht,

welche ihn seit Jahren aufrieb. Die Ausnahme in die
französische Akademie ist ihm nicht zu Theil geworden,
wohl aber der Ruhm der Salons, der Albums und eine
große Popularität.

Paris, Januar 1838.

Nachrichten vom Januar.

Akademien und Vereine.

London, 1. Januar. DaS königliche Institut britischer
Architekten hat seine Sitzungen wieder eröffnet, und der Vor-
sitzende, Kr. Papwvrth, benachrichtigte die Versammlung,
am 4. Deccmber, daß die Königin auch von diesem Verein
da» Patronat übernommen habe. Am genannten Tage wur-
den Mitthciluvgcn von Hrn. v. Klenze aus München und
Hrn. PittakiS aus Athen verlesen, die crstcrc eine Beschrei-
bung deS von K. erbauten jonischen Tempels in München
enthaltend, die leztcre von den Farben an alten Gebäuden
(der Polychromie der Alten) handelnd. In der am 18. Dc-
ccmber gehaltenen Sitzung ward Sir. R. Peel zum Ehren-
mitglied gewählt und nachgenannte auswärtige Architekten
zu corrcspondirenden Mitglieder» ernannt: Hübsch in
Karlsruhe, Ohlmüller in München, de Salucci in
Stuttgart, Lawaß in Hannover, de Lassaulr jn Koblenz,
Förster und de Nobile in Wien, und Serrure in Ant-
werpen. Vorgclcse» ward ein Aufsatz über die Geschichte der
engliscben Sebule gotlnscher Architektur »nd eine Schilderung
des Patent-Marinc-Metalis des Barons Wcttcrstedt.

liom. Am 4. Deccmber fand, wie alljährlich am Ge-
burtstage W > n ckc lm a u n's , die Eröffnung des archäologi-
schen Instituts i» de», Local ans dem tarpejischcn Felsen statt.
Bibliothekar Dr. Brau n theilic Nachrichten über de» Zustand
des Instituts mit, a»S denen stch ergab, daß es seine» Wir-
kungskreis immer mehr anSbrcitct, und sich neuerdings Mit-
glieder in Griechenland,, der Türkei, verschiedenen Theilc»
Asiens, Egypten und Algier erworben hat. Biele werthvvlle
Werke sind im Laufe dcS Jahres von verschiedenen Ländern
eingcgangc». Dr. LcpsiuS hielt einen Vortrag über die
neuesten Entdeckungen hinsichtlich der Hieroglhphen ans Obe-
lisken, und Dr. Abeken berichtete über die lezten Ausgrabun-
gen in Pompeji.

Kleinchen, 2 5. Januar. In der gestrigen Generalver-
sammlung des Kunstvcreins wurde der Antrag des Augs-
burger Vereins, stch dem hiesigen mit 80 Mitgliedern anzu-
schließen , angenommen. ES werden demnach künftig die
Kunstgegenstände, nachdem sie hier ausgestellt gewest», zu
gleichen Zlvecken nach Augsburg gesandt.

Klannhru». Der rheinische Kunstverein hat einen Ge
ncralbericht für das Jahr 185 7 und eine Einladung zu der
iin Jalir 1858 stattfinbcndeu Kunstausstellung bekannt ge-
macht (si Kunstbl. Nr. ii); eben so ist ein Jahresbericht deS
Kunstvcreins in Darmstadt für 185 7 erschienen. AuS diesen
Bekanntmachungen ersieht man, daß jenes durch Verbindung
von fünf einzelne» Vereinen gebildete Institut gleich im
ersten Jahre seines Bestehens sehr ansehnliche Summen für
Gemäldeläufe verwendet hat. Außerdem wurden in Karls-
ruhe, Mannheim lind Straßbnrg auch Lithographien unter
die Mitglieder vertheilt. I» Darmstadt soll im laufenden
Register
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