Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
276

unbedeutend. — Sonderland in Düsseldorf gab drei
höchst ansprechende Gemälde: «der Abschied" und »die
Erwartung", die sich des allgemeinsten Beifalls erfreuten,
zugleich eine höchst drollige Scene: «Passagiere, welche
die Post versäumt haben und derselben Nacheilen. Ein
hagerer Gentleman fliegt voran, keuchend folgt ein dicker
Pächter und dessen Frau, die säst unter der Masse von
Gepäck und Schachteln erliegen. Adolph Schrödter's
«Kunstbesörderer" ist eine höchst geniale, humoristische
Parallele. Nicht etwa ein reicher Herr, der Bilder kauft
oder Künstler unterstüzt, oder Einer, der an der Spitze
eines Kunstinstituts steht, auch kein wohlwollender Kunst-
kritiker ist vor uns, sondern ein Mann, der durch Dünn
und Dick munter sein Ziel verfolgt, — ein fideler Fuhr-
mann, der seinem mit einem tüchtigen Schimmel be-
spannten Karren voranschreitet, Bilderkisten an den Kunst-
verein zu NN geladen hat, und sich um das Witzeln der
vorbcischreitenden Mädchen nicht kümmert: — denn ohne
ihn kann ja doch die Kunstausstellung nicht seyn! Das
geistreiche Bildchen ist zugleich durch schöne Farbe und
Ausführung werthvoll. Ein zweites Bild von Schrödtcr:
«Don Quirote und Sanchv Pansa, zusammen auf Aben-
teuer ausgehend," ist nur ausgeführte Skizze. Don
Quirote ist der personificirte, bejammernswerth-einfältige
Hochmuth, die hagere und steife Rosinante seiner völlig
würdig; Sancho Pansa, gemüthlich nebenher trabend,
speist ein Zwiebelchen. Dessen Radirung: «Musikanten
auf der Reise, im Sturm", ist auch ein höchst geniales,
komisches Blatt, man findet so lächerliche Personen kaum
in der Natur. Auf von Hagen's «Goldschmidts Töch-
terlein" ist die Hauptfigur die unbedeutendste; ihr fehlt
Geist und Lieblichkeit, der ganzen Scene gemüthliches
Leben. «Ein Johanniter führt einen erschöpften Pilger
auf seinem Pferde", von Zwerker in Düsseldorf, ist als
Gegenstand gefällig behandelt und von guter Farbe. —
Von C. Ebers' Gemälden zeichnet sich das größere:
«Slavonier nehmen einen Jäger gastfreundlich aus", vor-
theilhast aus; die Figuren bilde» eine höchst malerische
Gruppe, sind sehr sorgfältig gezeichnet und gemalt, und
machen gegen den dunkeln Hintergrund einen tüchtigen
Effect.

Wir wollen nun die noch übrigen Berliner betrachten.
Elzholz hat zwei kleine Soldatenscenen, Pistorius
nur zwei, mit gewohntem Fleiße ausgeführte Bildchen
geliefert, eine «Hundehütte" und einen «jungen Dorf-
geiger", Henning seine schon bekannte Römerin bei der
Toilette. Die Gemälde von Schulz, Mauck, Maaß,
Grvthe und Cronhelm sind in der gewöhnlichen Weife
dieser Künstler. Auf der „Brautbewerbung" von Sophie
Hartz sind zwei hübsche, freundliche Mädchen, geschmack-
voll kostumirt, aber ohne eigentliche Tiefe. — Der
«Sonntagsnachmittag" von Most — zwei Alte, in ihren

Lehnstühlen sanft schlummernd — zeichnet sich durch den
schönen Sonneneffect, durch das wirksame Helldunkel und
sehr saubere Behandlung aus. Dessen «Stiefelmarkt in
einer pommerischen Stadt" ist höchst launig. Es werden
Stiefel angepaßt, besehen, angepriesen und behandelt.
Ein Bauer u. a. quält sich, die neue, drückende Fuß-
bekleidung wieder auszuziehen, und schneidet dabei gewal-
tige Gesichter. — Kramer in Berlin nennt sich einen
Schüler von Lepoittevin in Paris. Er ist nicht ohne Ta-
lent, und hat sich allerdings eine ähnliche Technik ange-
eignet, doch Lepoittevins Geist und Genialität noch lange
nicht erreicht.

Referent fühlt sich hier ernst gemahnt, der Meister-
werke der französischen Künstler wenigstens zu gedenken,
welche wir meistcntheils der Gefälligkeit des Hrn. L.
Sachse verdankten. Diese sind: Biard's «Springer-
bande, die bei anhaltendem Rcgenwetter vergebens aus
Zuspruch harrt"; Mozin's «Taufe einer normännischen
Fischerbarke"; Lepoittevin's großes Seestück: «Schiffer
suchen Trümmer gescheiterter Schiffe anzuholen"; „der
Schäfer" von L. Scheffer; nicht zu gedenken der Ge-
mälde von Bouquet, Gudin, Huet u. s. w., welche
schon früher von andern Orten aus beurtheilt sind.

(Die Fortsetzung folgt.)

Beiträge zur Geschichte der alten Malcrschulen.
in der Lombardei.

(Fortsetzung.)

Ehe wir zum Bericht über die von Leonardo da Vinci
in Mailand gegründete Schule übergehen, ist noch des
Ambrogio Foffauo (einem Städtchen im Piemontesische»),
il Vorgognvne genannt, zu gedenken. Lanzi, den flüch-
tigen, von dem Rath Pagave erhaltenen Notizen folgend,
hat drei Maler aus unserm Meister gemacht: einmal nennt
er ihn Ambrogio Borgognone, das andere Mal Ambrogio
aus Fcssano, und endlich drittens: Ambrogio Egogui
1527, wie Lanzi die Inschrift: „Ambrosio 4>gogoJ
1522“ (nicht 1527) gelesen, die sich aus dem Altarblatt
einer Himmelfahrt und Krönung Mariä befindet. Dieses
Bild, ehedem in der Kirche zu Nerviano, besizt nun die
Pinakothek der Brera zu Mailand, und ist ein ausge-
zeichnetes Werk des Meisters. Der Anonvme des Mo-
relli und Lomazzo gedenken seiner schon mit Auszeichnung
unter dem Namen Ambrogio Borgognone, und Lczteree
nennt ihn einen Mailänder Maler. Seine Art der Auf-
fassung und der Ausführung weicht indessen sehr von der-
ber Mailändischen Maler ab, hat etwas viel Milderes
und der Sinnesweise nach eine gewisse Verwandtschaft
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen