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sollte cs der Reiz der Augen seyn, welche von Liebcsgluth
entbrannt nicht nur Manncrherzen bethören-, sondern
selber den Neid der Frauen erregen könnten? Wir finden
hier nichts von dem. Oder ist cs die glückliche Wahl in der
Wendung, die Grazie des ganzen körperlichen Ausdruckes?
Oder auch nur die Wohlgestalt einer Italienerin in ihren
Körperformen, wie sie Goethe in seinen römischen Elegien
schildert? Wir erkennen sic nicht. Mißfälliges in der
Zeichnung stört. Zuletzt steht sogar der Name des Künst-
lers auf dem Hcmdccrmel geschrieben, als ob das Mädchen
bei ihrem Umschauen sagen wollte, mein Herz ist schon ver-
geben. Die bekannten Italienerinnen von Winterhalter
und Richter waren die Veranlassung zu dieser. Der junge
Künstler nehme gegenwärtige Rügen nicht mit Unwillen
auf, da er in der Fertigkeit der Technik und besonders im
Portraitfache weit genug ist, so daß man Besseres von ihm
fordern kann. Cr suche außer dem Wahren auch das Schöne
auf, lerne, was die Kunst auf ihrer Höhe sey, und wende
den Sinn besonders zu dem Zarten in den Bildungen, daß
die Blüthe des Gefühles sich erschließe.

„Landschaft amBodensee," vonJoseph Mosbrug-
g er. In diesem Künstler entwickelt sich ein schönes Talent
gesetzmäßig und ohne Sprung. Lex continua in natura.

„DcrOrtler in Tyrol," von Schivennin ge r. Nicht
genug Absetzungen.

„Landschaft," von Rottmann in Durlach. Dieser
Künstler ist noch in der eigenen Manier befangen, die,
wenn auch an sich gut, doch wohl schwerlich sich mit einer
anständigenFrcihcitinnererVvrtrefflichkeit bewegen dürfte,
bis sie sich dahin neigt, wo sic sich mit der Natur verschwi-
stert. Wir zweifeln aber gar nicht, daß von so löblichen
Bestrebungen nicht auch alles Bessere bald errungen werde.

„Thierstücke," von Ernst Richard in Mannheim.
Mit ernstem Sinne.

„Scene am Tamarfluß in England," von P. H. Ro-
gers in Carlsruhe. Man wird überrascht durch den dop-
pelten Lichteffect des Mondes und einer Pechflamme.

„Eingang in den Hafen von Plymonth," von demsel-
ben. Eine Landschaft von höchstem Werth, auch durch die
reiche Staffage. Rogers gehört zu den ersten Landschaf-
tern, die nach dem Ehrenkranze der Kunst ringen, und als
ob die Muse selber solchen ihrem Haupte darreichc.

„Heilige Familie," von Fasel. Fasel hat in diesem
Bilde das ernste Feld heiliger Symbolik erwählt. Das
Christkind auf dem Schooße der Mutter deutet, in stillem
Verständnis! mit Johannes, auf das Kreuz desselben, daß
solches eigentlich ihm gehöre. Maria, nicht ahnend, was
hier vorgeht, wendet als glückliche Mutter die Blicke gleich-
sam in sich, während Joseph eben auch nur dabei ist, weil
er mit zur heiligen Familie gehört. Dieses Nichtbewußt-
scyn dessen, was zwischen den Kindern, die eine göttliche
Vorahnung treibt, vorgeht, macht das Rührende der Scene

aus. Raffaelschon dachte sich diesen hochwichtigen Moment.
Hinsichtlich der ganzen Behandlung hat das Bild entschie-
denes inneres Verdienst, daß sich die allenfalls noch bei-
gegcbenen Schwächen gern vergessen lassen. Möge dem
Künstler doch auch die Anerkennung werden, die ihm so
sehr gebührt, um ein so kühnes Talent nicht zu cntmuthigen.

(Schluß folgt.)

Vach richten vom Februar.

Malerei.

Frankfurt a. M., n. Febr. Steinle aus Wien ist
sehr thätig bei uns in Fertigung der Cartons zu beit Frescos
für die dem Pros. Bethmann-Holweg gehörige Capelle auf
Burg Rheineck. Auch hat er einige schöne Zeichnungen ge-
fertigt, namentlich eine Jungfrau von Orleans zu Pferde,
in der die Kriegerin und Visivnärin bewundernswürdig dar-
gestcllt ist. Die Zeichnung ist auf gelblich Papier in Indigo
mit dem Pinsel auf das Zarteste in der Zcichnungsmanicr
behandelt. — Won Overbeck hat Hr. Springsfeld eine zweite
herrliche Zeichnung erworben: Christus beruft Johannes und
Jacobus zum Apostelamt, umgeben mit einer Einfassung, in
welcher die Parabel des guten Hirten und die des Wcinstocks
angebracht ist. Die Zeichnung bildet ein Gegenstück zu Christus
bei Maria und Martha, welche Becker lithographirt hat.

Düsseldorf, 20. Febr. Th. Hildebrandt hat wieder
ein Bild, ein Nachtstück, von seltener Farbenpracht und Wir-
kung, vollendet. Bor der geöffneten Thürc eines kerzenhcllen
Zimmers eine Gruppe Kinder, die zur Weihnachtsbeschcerung
einzutreten im Begriff sind. Leider bleibt das Bild nur kurze
Zeit im Atelier des Meisters und geht dann sogleich nach
Petersburg, für den Großfürsten Thronfolger bestimmt. —
A. Schrödter hat bereits einige Zeichnungen zum Eulen-
spiegel entworfen, und hofft die ganze Suite zur projectirten
neuen Ausgabe im Laufe dieses Jahrs zu vollenden.

Dcrlin, 18. Febr. Die königl. Porzellanmanufactur hat
in neuster Zeit wieder eine Reihe von Kunstwerken geliefert,
die einen bedeutenden Fortschritt bekunde». Unter diesen zeich-
nen sich drei große Basen aus, von denen zwei mit Schlacht-
gcmäldcn verziert, und, einschließlich der Sockel, i F. hoch
sind, während die Mittclvase 5 F. Höhe mißt, und eine schwe-
bende Victoria trägt, die in jeder Hand einen Lorbeerkranz
hält. Auch drei Vasen im persischen Geschmack von etwas
kleinern Dimensionen nach Zeichnungen von Schinkel, die
Verzierungen nach den Originalien des Architekten Stier
und die Figurenmalerei nach den Entwürfen und Oelbildern
des Prof. v. Klocber machen eine» herrlichen Effect. Eine
andere 51/2 F. hohe Vase, mit dem Brustbilde Sr. Maj. des
Königs, ist dadurch besonders merkwürdig, daß der Grund
derselben nicht mit Farben bedeckt, sondern rein weiß ist, und
so de» Beweis liefert, daß in der k. Manufactur zu derglei-
chen größern Stücken dieselbe feine Masse genommen wird,
wie zu andern.

Neue Kupferstiche.

Paris. Strafford allant au supplicc, d’apres Mr. Paul
Dclaroche grave au burin par Henriquet Dupont.
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