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und konsequente Behandlung in der Ausführung Höhere-
Bedeutung gewinnt. Es ist der Geist Fiesole's und
der großen tieffühlenden Meister des löten Jahrhunderts
in Toscana, der durch seine Schöpfungen zieht, und
namentlich in den größer» Wandbildern sichtbar hervor-
tritt. So erinnert der tiefe Schmerz, die innige Theil-
nahme am Grabe des h. Bonifacius sogleich an die
Größe und Wahrheit, mit der D. Gbirlandajo einen
ähnlichen Gegenstand in S. Trinita zu Florenz behan-
delt hat. Aber weit entfernt Nachahmung, sey's im
Styl oder der Auffassung, zu scyn, ist es vielmehr die
gleiche Nähe zum wirklichen Leben, die unsere Bilder in
so große Uebereinstimmung mit den gedachten italienischen
stellt. In der Thar ist die Darstellung so einfach und
natürlich, daß sie selbst verschwindet und nur die Bege-
benheit übrig bleibt, in die wir uns sonach unmittelbar
versetzt glauben. Gerade diese Wahrhaftigkeit, die so
selten in neuern Werken gefunden wird, sey's, daß eine
gewisse poetische oder ästhetische Weltanschauung, oder
auch Reminiscenzen an fremde, namentlich ältere, Vor-
stellungsweisen das Auge des Künstlers befangen machen,
ist nach unserer Ansicht das hervorstechendste Verdienst
der Malereien, die den Schmuck der Bonifacinskirche
ausmachen werden.

(Fortsetzung folgt.)

Kupferstich>um-e.

Zn dem am 9. Juli 1840 in diesen Blättern
gegebenen Bericht über Albrecht Dnrer's kleines
Crucifir.

Der Verfasser obigen Berichtes hält die Angabe,
daß das von 'Albrecht Dürer gestochene kleine Crucifir
von einem Degenknopf abgedruckt scy für höchst zweifel-
haft, da weder Mathias Quad, noch Sandrart davon
irgend etwas zu wissen scheinen. Dem ungeachtet hat
jene Behauptung ihre Nichtigkeit, denn bei dem Abdruck,
welchen das Städel'sche Kunstinstitut zu Frankfurt a. M.
besitzt, befindet sich ein alter Zettel folgenden Inhalts:
„Dieses Crucifir ist also im abtrnk letz (verkehrt)
dann Johannes auff der rechten seithen stehet. Soll
also verstanden werden, das cs nit zum abtruk Albrecht
Dürer gestochen hatt (sondern im stich stehet cs recht)
Und hatt cr's dem König oder Kayser Maximilian dem
ersten in eytel Gold gestochen, welche güldene Blatt
oben in ein Schwerdtknvpff kommen ist. Welches Schwerdt
sampt diesem Crucifir ich etlich mahlen zu Jnßbrukh
gesehen Hab in der rüstkammer. ist nachmahls gen Wien

kommen, da Hab ichs widrumb in der rüstkammer gese-
hen Im Jahr 1556

Daniel Specklin."

Auf der Rückseite des Zettels steht ferner:

^Bericht von Ihr Fch. Herrn
Margraffen wegen klein
Crucifir

An. 1647."

Ob nun jener Degenknopf sich noch in der kaiserlichen
Sammlung oder Rüstkammer zu Wien befindet, wäre
dorten nachzusehen; sicher begründet ist indessen die all-
gemeine Annahme, daß jenes kleine Crucifir von einer
Goldplatte eines Degenknopfs des Kaisers Maximilian
ist abgedruckt worden.

I. D. Passavnnt.

Nene Kupferstiche.

Return from Hawking, paintecl by E d w i n
Lamlseer, engraved by Samuel Cou-
sins. London 1840 by Moon. s. gr. imp.
qu. Fol.

Eine Dame hält auf einem nur einfach gezäumten
Rappen an dem Portal ihres Jagdschlosses; liebkosend
betrachtet sie das ihr entgegengebrachte Kind, während
ihr Gemahl, welcher von einem kräftigen Schimmel, den
eine Page hält, abgestiegen, die elterlichen Freuden mit
seiner Gattin theilt, und seine Blicke auf den Liebling
seines Herzens richtet. Eine Gruppe verschiedener Jagd
Hunde ruht um und neben dem Pferd der Dame »ach
dem Vorgrund rechts. Zur Linken zieht eine andere
Gruppe das Auge des Beschauers auf sich; der mit der
Herrschaft zurückgekehrte Falkenier trägt den Reif mit
den zur Jagd verkappten Falken, noch flattert auf seinem
linken Arm ein Falke aus, indes? die ältere Tochter des
Hauses, ein liebliches Kim, im Vorgrund auf einem
Fußschemel ruht und mit einer Feder einen der Falken
neckt. Einige erlegte Reiher liegen bei ihr. In der
Ferne führt eine Allee von hohen Bäumen nach dem
geöffneten Thor des Schloßhofes.

Anordnung und Composition, so wie die schöne Wir-
kung geben ein treffliches Bild von vielem Charakter;
besonders fitst» die Pferde und Hunde der Natur treu
entnommen, wie überhaupt der Maler Landseer sich für
diesen Kunstzweig immer als großer Meister zeigt.
Mehr Handlung würde einigen der Figuren zu wünschen
seyn, da auch der Ausdruck des Hausherrn ein wenig
kalt läßt.

Was Cousins hier in Behandlung der Schabkunst
und Roulettenmanier geleistet, ist als vorzüglich zu
empfehlen. Fr.

Verantwortlicher Redactenr: von Schorn.
Register
J. D. Passavant: Kupferstichkunde. Zu dem in der Nr. vom 9. Juli über Albr. Drürer's kleines Crucifix gegebenen Bericht.
Fr.: Neue Kupferstiche. Return from Hawking, painted by Edw. Landseer, engraved by Samuel Cousins. London 1840.
 
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