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Hot, sind jene vier köstliche Bilder, von denen die des I
Melchjsedek und Abraham und daS Mannalesen sich auS
der Bvissereeschen Sammlung in der Münchner Pina-
kothek, das Passafest und der Prophet Elias vom Engel
geweckt, im Berliner Museum befinden. Sie unter-
scheiden sich von den anerkannten Werken Memling's
durch eine weniger studirte, steifere Zeichnung, durch
etwas gestrecktere Gestalten, dagegen durch einen Schmelz
in der Färbung, der an Tiefe des Tons, besonders in
den Gewändern, den des Memling öfters überbietct.

Die königliche Bibliothek im Haag bewahrt ein köst-
liches Gebetbuch Philipps des Gute», Herzogs von Bur-
gund (st. 1467), welches aufs reichste mit grau in Grau
gemalten Miniaturen geschmückt ist. Einige derselben
sind von vorzüglicher Zartheit und scheinen mir unbe-
zweifelt von Memling's Hand, namentlich eine Verkün-
digung und die Krönung Mariä.

lieber die Miniaturen Memlings in dem einst dem
Kardinal Grimani gehörigen, seht in der Marcusbiblio-
thek z» Venedig ausbcwahrten Brevier hat bereits von
Schorn im Kunstblatt vom Jahr 1823 S. 53 sehr schätz-
bare Mitthcilungen gemacht, und namentlich angeführt,
daß das Bild der h. Dreieinigkeit außer allem Zweifel
von unserem Meister herrührt, womit jeder Kenner auf
den ersten Anblick der unvergleichlichen Miniatur ein-
verstanden seyn wird. Hier glaube ich nur darauf auf-
merksam machen zu müssen, daß nach Ursachen, die ich
unten angeben werde, die Darstellung der Anbetung der
Könige in jenem Brevier höchst wahrscheinlich dem Livino
von Antwerpen zuzuschreiben ist, welchen bekanntlich
der Anonyme des Morclli neben Memling und Gerhard
von Gent als Fertiger jener Miniaturen angibt.

(Fortsetzung folgt.)

Rcber Martin Schongauer's Oelgemät'de und
Han-zeichnnngen.

(Fortsetzung.)

11) „Die heilige Jungfrau." (Brustbild. Rund.
Auf Holz. Durchmesser 5" 6'".) *

Die Betrachtung dieses reizenden Bildchens führt
unmittelbar zur Erinnerung an Wimpfelings Lobsprüche
auf Martin Schvngauer, zufolge deren nichts Licbcns-
würdigeres, nichts Reizenderes, nichts Holderes habe
s-nialr werden können, als dieses Meisters Bilder.**
Was anderswo *** mit so viel Sachkenntniß und treffender

« Cab. VIII. Nr. iss.

2m feine *orfl-

1 läse, Nr. jj — ls.

Nachfolger.

Bezeichnung zur Charakteristik unseres Künstlers und
seiner Schule entwickelt wurde, daß nämlich, während
in der Nürnberger Schule neben dem cdlcrn Streben
nach Anmuth und Würde vorzugsweise noch ein derbes
phantastisches Nachbilden der Natur in magern und
häßlichen Formen als handwerksmäßige Manier fort-
dauerte, der elsäßische Meister bereits zu einer hohem
Stufe schöner Bildung der menschlichen Gesichtszüge sich
erhoben, und daß gegenüber den flandrischen Malern,
die mit dem Streben nach Wahrheit und Würde einen
gleichmäßigen Eindruck des harmonischen Lebens der
Menschen und ihrer landschaftlichen Umgebung hervor-
zubringen und solches namentlich durch Farbenpracht
und die sorgfältig gewählten Bezüge der Beleuchtung zu
bewirken wußten; ferner gegenüber der altern Kölnischen
Schule, welche durch großartige Strenge der Zeichnung
und ernste Würde des Ausdrucks in Gestalten und
Köpfen einen idealen Charakter ausgesprochen hatte,
Martin Schvngauer vielmehr bedacht war, in der An-
muth des Ausdruckes, in der Darstellung der sanftesten
und mildesten Gefühle der Andacht, Hingebung und
Gcmüthsruhe dasjenige Ideale, was ihm die Frömmig-
keit seiner vaterländischen Umgebung zu bieten vermochte,
dem Angesicht aufzudrücken; findet kaum eine genügendere
Bestätigung als auf dem uns gegenwärtigen Bildchen.
Recht herausfordernd zum Vergleich und zu noch sieg-
hafterem Nachweis dieser Wahrheit dient ein anderes
gleichen Inhaltes, ja zufällig von ganz nämlicher Di-
mension (5" 6"') von Lucas Cranach, und laut Inschrift
von dem Jahre 1549. Hier erscheint, was anderswo
nicht nur ein milderes sondern wohlanerkennendes Urtheil
finden müßte. Alles hart und scharf in den Umrissen,
die Färbung zwar energisch, aber in der Carnatio» ohne
Frische und Reiz, der Kopf, die hundertste Wiederholung
seines oberfränkischen Ideals, ohne den Hauch einer
höheren Heiligung, das Ganze mit geringer Tiefe der
Auffassung und wenig Gefühl gemalt, sobald unsere
Blicke zwischen ihm und dieser heiligen Jungfrau von
unserem Schvngauer verkehren. Bei letzterer sind Adel
und Ebenmaß der Züge mit dcmüthiger Hingebung zum
holdesten Ausdruck verschmolzen. Der lcbenswarme Teint
wird durch das Dunkel des Auges und der Locken zart
gehoben, und nicht allein die madonnenhafte Anordnung
des in weichen und cdcln Falten geführten Schleiers,
der gesenkte Blick, — ein unbeschreibliches Etwas, das
sich nur nebenbei in einer überaus milden und reizenden
Fülle des Kinns und einer gewissen Reife der übrigen
Züge kund gibt, haucht über die Gestalt jene Mütter-
lichkeit in ihrer höchsten Veredlung, die an keiner Ma-
donna vermißt werden soll, und am allerwenigsten durch
den Ausdruck der naiven kindlichen Heiterkeit, durch die
bloße Gutmüthigkeit eines unbefangenen wohlgeartetcn
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