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Mädchens, welcher Auffaffungsweise sich Cranach dies-
mal, wie öfters, hingab, zu ersetzen wäre. Eigenthüm-
lich ist dem Bilde, daß Schongauer den freilich nur
spärlichen Grund hier nicht mit Gold, sondern einem
bräunlichen Tone bedeckte.

(Fortsetzung folgt.)

Nachrichten vom Decemlier.

Museen und Sammlungen.

Lyon, 12. Dec. Zu den größten Sehenswürdigkeiten
von Lyon gehört unstreitig, das Museum, das in dem soge-
nannten Palais des Arts, an der place ries tcrreaux, unweit
des Rathhauscs und Opernhauses sich befindet. — Das Aeußere
des Hauses hat wenig Imposantes und trägt das Gepräge
des Klösterlichen. Es war eines der ältesten Klöster von
Lyon und zwar für den Orden der Benedictinerinnen gestiftet.
Das gegenwärtige Gebäude stammt indeß aus dem i?ten Jahr-
hundert, und wurde na« den Zeichnungen eines Avignonesen,
des Hrn. de la Balfinier«, gebaut. — Vier große dreistöckige
Gebäude schließen einen geräumigen, mir Alleen bepflanzten
Hof ein. in dessen Mitte ein Springbrunnen angebracht ist,
dessen Wasser in einen antiken Sarkophag abläuft. Schöne
Oleander- und andere Prachtsträucher find hin und wieder
zur Verzierung angebracht. Rund um das Erdgeschoß läuft
ein offener Bogengang, in welchem Bruchstücke von Inschriften,
Torsos von Statuen, Steinvascn u. dgl, aufgestellt sind.
Sie sollen größtenihcils aus Artaud's Sammlung her-
rühren, desselben, der früher Director des Museums war,
und sich durch mehrere Schrfftcn über die Geschichte der
Malerei, so wie durch sein großes Werk über die unten
erwähnte große Mosaik, und durch sein (leider nicht voll-
endetes, nur bis zum i2tcn Hefte gediehenes) Prachtwerk:
Mosaiques de Lyon et du midi de la France, bekannt gemacht
hat. Das erste Stockwerk hat grandiose und imposante Ber-
hälmiffe, die noch mehr hervortreten würden, wenn nicht
überall die reinigende Hand vermißt würde, und, wohin
man nur blickt, man Staub und Schmutz bemerkte. Ein
guter Abguß der Pallas vonVelletri verziert den Vorsaal.
Aus diesem tritt man in das eigentliche Museum, das in
einem schönen Saale von sechs oder acht Fenstern, der durch
beide Stockwerke, das zweite und dritte, geht, und dessen
Decke mit Frescogemälden prangt, ausgestellt ist. I» der
Mitte sieht man einen Löwen, das Sinnbild der Stadt Lyon,
aufgestellt. Die Bilder sind zu beiden Seiten an den Wänden
aufgehängt und daher schlecht beleuchtet. Es ist eine sehr
gemischte Sammlung, in der sich indeß manches Gute befindet.
Hiezu gehören in dein ersten, von de» andern größere»
Räumen durch eine Säulenreihe getrennten Zimmer zwei
schöne Blumcnflückc von (dem kürzlich verstorbenen) Van-
dael, ein schönes Blumenstück von de Heem mit dem
Bildnisse König Wilhelm's IN. in der Milte, ein schönes
Blumenstück von Mdme. la Bvugere (geb, Lebarbier) in
Paris, einer Schülerin Vanbaels (es war ihre erste Arbeit,
die sie im Jahre ist? vollendete, und die von der Regie-
rung gekauft und dem Museum in Lyon geschenkt wurde);
mehrere schöne Landschaften von S w c b a ch und Bourgeois,
eine Landschaft des Hin. Advinant u. s. w. — I» dem
eigentlichen Museum finden sich die größer» Bilder. Unter

diese» bemerkt man ein größeres Bild von Rnbens, vor
Allem ein treffliches Bild von Pietro Perugino, ein
Geschenk des Papstes Pius vii. zum Andenken an de» wohl-
wollenden Empfang, der ihm in Lyon zu Theil geworden
und der sich in der auf dem Rahmen befindlichen Inschrift,
in olloslalo del suo affetto e dclla grata sua rimembranza
per la citta di Lione, ausspricht. Es ist eil! großes, vielleicht
8 F. langes und k — 8 F. breites Bild, die Himmelfahrt
Christi mir den Aposteln darstellend, auf dem namentlich
die Gruppe der Apostel, zur rechten Seite, meisterhaft gemalt
ist. Das Bild ist auf Holz gemalt, aber leider nicht gut
gehalten. Außerdem findet man hier noch ein schönes Bild
von Gucrcino aus seiner schönsten Zeit, die Beschncidung
Christi, zwei schöne Porträte von Mierevelt, mehrere
Bilder vom Sammet-Breughel und ein schönes Porträt
vvn Mignard. — Eine dritte Abthcilung des Saales enthält
die Alterlhümer, unstreitig die wichtigste Abtheilung des
Museums. Sie besteht aus Bruchstücken ägyptischer, griechi-
scher und römischer Alterlhümer, die zum Theil in Schränken
an den Wänden ausgestellt sind. Unter den ägyptischen be-
findet sich auch eine von dem berühmten Sammler, dein
Consul Drovetti, dem Museum verehrte Mumie (was
auch durch eine Inschrift bemerkt ist), die man, sonderbarer
Weise, von oben beleuchtet hat. Unter den römischen Alter-
thümern fiel uns ein Bruchstück eines schönen Frieses, das
bekannte Fest der Suovetaurilia darstellend, auf; ein kleiner
schöner Sarkophag >rägr die Inschrift: O. M. L. Aurclius
Terentius sibi el Ticherno (sic) suae (wahrscheinlich ein
gallischer Frauenname). Eine der größten Merkwürdigkeiten
der Sammlung ist indeß die bekannte, im Jahr 1528 auf-
gefundene Broncetafel, welche die Rede des Kaisers Claudius
verewigt) die dieser im Senat hielt, um den Galliern die
Zulassung zu demselben zu erwirken. Die beiden noch vor-
handenen Stücke (cs waren ursprünglich drei) sind gegen-
wärtig zusammengesetzt worden und bilden nun eine Tafel
von etwa v F. Länge und 4‘/2 F. Höhe. Die Buchstaben
haben ungefähr die Länge eines Zolles. Unter den aniiken
Büsten befindet sich auch eine, die den Jun. Brutus darstellen
soll, von den übrigen aber (namentlich der in England, in
der Srrickland'sche» Sammlung, befindlichen) sehr abweicht.
Eine Hauptzierde des Museums sind die vier große», in den
Fußboden des Saales eingelegten, Mosaiken, unter denen die
schönste ein antikes Pferderennen darstellt. Diese, in dem
Garten des Hrn. Macors in Ainay. bei Lyon, im I. 1808
entdeckt, gehört zu den schönsten Ucberbleibseln dieser Art
von Kunstwerken, welche wir aus dem Alterthum besitzen.
Die verschiedene» Parteien der Roßlenkcr erscheinen in ihren
verschiedenen Farben. Der Grund der Mosaik ist schwarz,
was die Farben der Figuren um so stärker hervortrcten läßt.
Um die ganze Mosaik, die ungefähr 20 F. lang und 12 F.
breit ist, laufen verschiedene Reihen von Ornamenten, und
das Ganze ist so vortrefflich erhalten, als ob es in diesem
Augenblicke erst aus der Erde gegraben worden wäre. Ein
rund umher gezogenes Geländer sichert das kostbare Gemälde
vor aller Beschädigung. Die zweite Mosaik ist kleiner; es
ist ein regelmäßiges Viereck, in dem ein Faun und ei» Amor
dargestellt sind. Die dritte, ebenfalls von mäßige» Verhält-
nissen, zeigt eine ähnliche Darstellung, und die vierte den
Apoll, mit einer phrygischen Mütze bekleidet und eine Lcyer
in der Hand haltend. Die zweite Mosaik ist eine Frucht
der Nachgrabungen bei St. Colombe, die dritte wurde im
I. 1822 in einem Hause bei' der Terrasse von Gourguillon
(nicht weit vom bespiee de l’antiquaillc) gefunden, und die
vierte kam aus St. Romain en Gal.

Verantwortlicher Redacteur: von Schorn.
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