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steht; daß auf dem Calvarienberg einer der Schacher
noch an dem Kreuze hängt, der andere in eine Grube
geworfen wird. Matham hat von dem Bilde einen
Kupferstich, aber als Albrccht Dürer herauSgegebcn.

In dem andern Gemälde von Gerhard von Hartem
(Nr. 31) ist die Geschichte der Ueberreste Johannes des
Täufers in drei Begebenheiten dargestellt. Zuerst rechts
in einiger Entfernung wird der Leichnam des Heiligen
in Beiseyn Jesu zur Erde bestattet. Im Vordergründe
laßt der römische Kaiser Julianus Apostat« dieselben
wieder aus dem Grabe reißen, verbrennen und die Asche
in den Wind zerstreuen. Weiter rückwärts aber über-
bringcn mehrere Geistliche einige gerettete Reliquien dcS
Heiligen nach dem Hauptsitze des Johannitcrordens zu
St. Jean d'Acre, wie cs im Jahr 1252 geschehen. Aus
Holz gemalt und wie die andere Tafel 5' 6" hoch, 4' 5"
breit. Wie schon angegeben, ist die Zeichnung in diesen
Bildern schön und frei, die Carnation in den Schatten
bräunlich, so haben auch in der Landschaft die Gebäu-
lichkeiten und das Erdreich einen bräunlichen Ton. Im
Ganzen ist die Farbenstimmung ernst und kräftig, aber
mild. Die Tvdtengräber sind von großer, bis an die
Caricatur streifender Wahrheit; die Johanniter scheinen
alle Porträte. Albrecht Dürer war beim Anblick der
Altartafel, wozu unsere Bilder gehörten, so ergriffen,
daß er ausricf: „Wahrlich, der war schon im Mutter-
leibe Maler!" — Später, nach Zerstörung des AltarS,
sah sie van Mander in dem Saal des Comthurs der
Johanniter, im Jahr 1635 aber erhielt sie König Karl i.
von England al-s Geschenk des holländischen Gesandten,
wie dieses auf einem Zettel mit alter Schrift, wahr-
scheinlich von van der Doort, an das letztere der Bilder
geheftet, folgendermaßen angegeben ist: üiareße S3>>>
1635. This is tlic 2d Peece heilige one of Ihe 5 Pictures
wh was preseiaed io the Kingc at 8. James by tlie
State tiieir imhassadour. Bekanntlich hat bei der Zer-
streuung der Gemälde Karl's i. der Herzog Leopold
Wilhelm, Statthalter der österreichischen Niederlande,
mehrere derselben erstanden, unter denen sich auch die
unsrigen werden befunden haben. Sie sind für die
Kunstgeschichte Hollands um so wichtiger, als wir sonst
keine beglaubigte Gemälde von Gerhard von Harlem
besitzen; denn daß die ihm zugeschriebene Ruhe in
Aegypten der Boiffereeschen Sammlung und eine ähn-
liche in der Galerie des Belvedere (Nr. 77. S. 240),
ohne Angabe des Meisters, von unserm Maler seyn
dürften, ist wegen zu verschiedener weichlicher Behänd- I
lungsweise nicht anzunehmen.

(Fortsetzung folgt.)

Nachrichten vom Decembrr.

Denkmäler.

Thorn, 17. Dec. Bis zum > l. d. M. sind zur Kasse
des Kopernikusvcreincs bereits rio5 Thlr. beigesteuert worden.

Warschau, 5. Dee. Der Obelisk, welchen Lie Regierung
den der russischen Obrigkeit getreuen, i88o im Kampfe ge-
fallenen Polen gesetzt hat, steht nun, in Gußeisen vollendet,
auf dein sächsischen Platz, eine einfache, aber bedeuten» hohe,
von vier Löwen umlagerte Spitzsäule, welche die Namen der
Gefallenen in goldenen Lettern trägt.

Stuttgart. In diesem Sommer ist der alte Kreuzgang
der vormaligen Dominicanerklvster-, nunmehr Hospitalkirche
gereinigt worden. Die Ausführung war dem kundigen Stadt-
baumeiflerFöhr übertragen, welcher die noch übrigen Denk-
mäler auf angemessene Weise restauriren und wieder ein-
fügen lieg. Unter diesen Denkmälern befindet sich der berühmte
Denkstein, welchen der große Johann Neuchlin im Anfänge
des taten Jahrhunderts Sibi ct posteritoti Capnioncac in dem
Krcnzgang des Prcdigerklosters setzen ließ, che er in den
berüchtigten Streit verwickelt wurde, welchen die Kölner
Dominicaner gegen ihn anfingen; wcßhalb er späterhin die
Anordnung traf, daß man ihn in der Leonharbskirche bestatte.
Schade freilich, wenn die Rückficht auf Symmetrie den Bau-
meister veranlaßte, dieses Monument um einen Schuh höher
zu rücken, als cs der Stifter selbst gesetzt und seine Zeit
es gesehen hatte. — Demselben Künstler verdankt man auch,
daß die sdiönc steinerne Büste des Baumeisters Fisd-cr,
welche an der Ecke des Erdgeschosses einer alten Wohnung
der Linden- und Calwcrstraße bisher zu sehen gewesen, bei
dein Umbau jenes Hauses erhalten und unter dem Giebel
eingesetzt worden ist.

•frcibntg, 9. Dec. Unsere Zeitung enthält einen Aufruf
an die Bürger Freiburgs zur Errichtung eines Denkmals
für Rotte cf. Auf der Höhe des SchloßbcrgcS, im Angesichte
der Stadt, soll eine Granitsäule errichtet werden, mit dem
Namen Rotteck und seinem Wahlspeuche: „Licht und Recht."

Dauwcrke.

Aierandrien, 12. Nov. Am 8. dieses kamen hier drei
kleine päpstliche Kriegsschiffe an, um die vom Pascha dem
Papste geschenkten Marmorsäulen abzuholen, welche für die
St. Paulskirchc in Rom bestimmt sind. Sic brachten als
Gegeugejchcuk Sr. Heiligkeit einen prachtvollen Lehnsessel.

Köln, 16. Dee. Von de» zur Zeit der französischen
Invasion aus dem geflüchteten Archive des hiesigen Doms
abhanden gekommenen Rissen ist der kostbare Originalrisi des
nördlichen Tynrmes und des ganzen Mittlern Portals auf
Verwendung des Domcapilels durch Eabinelsordrc vom i.Juli
d. I. an das hiesige Domstift zurückgegeben worden, nachdem
er früher in die Hände des ObcrbaudirectorS Möller in
Darmstadt gelangt und von diesem dem verstorbenen Könige
von Preußen geschenkt worden war. Der Riß ist bereits
vor einiger Zeit hier cingctroffen. Nu» liat sich auch der,
um den hiesigen Dombau durch sein großes Kupferwerk so
verdiente I)r. Sulpiz Boissere'e in München bewogen
gefühlt, den gleich slhönen, ebenfalls in der ersten Zeit der
Fremdherrschaft verloren gegangenen Originalriß des südlichen
Tl'urmcs, nebst zwei andern Blättern, welche er vor Jahren
in Paris aufgefunden, der Domkirche zum Geschenk zu machen.
Diese Originalprojecte des herrlichen Bauwerks werden nun
im Dome selbst zweckmäßig aufgestcllk werden.

Verantwortlicher Redacteur: von Schorn.
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