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Deiträge zur Kenntniß -er ait-nic-erlnn-ischen
Mnierschnlen -es 15"«nn- 16""Aahrhnn-erts.

(Fortsetzung.)

Weit geistreicher als Cornelis Engelbrechtsen,
wen» auch anfänglich ihm ziemlich treu nachfolgend,
war sein berühmter Schüler

Lucas von Leyden,
geb. 1494, §,si. 1533.

Dieses zeigt sich auffallend in einem seiner Jugend-
bilder, jetzt in der Sammlung des Königs der Nieder-
lande im Haag. Es ist ein kleiner Hausaltar mit dem
Jahr 1517 bezeichnet und stellt im. Mittelbild die An-
betung der Könige dar; eine reiche Compositivn, von
zarter Ausführung und tiefbrauncm Tone. Einige
schillernde Gewänder, wie auch einige der Gestalten,
die denen seines Meisters ähnlich sind, lassen entschieden
den jungen Schüler des Cornelis erkennen, im Allge-
meinen jedoch ist seine Färbung weit harmonischer, ist
seine Behandlungsweise bedeutend geistreicher; auch die
Neigung zn carieaturartigen Physiognomien blickt schon
in einzelnen Nebenfiguren durch. Es ist ein höchst in-
teressantes Bild, welches von dem dortigen Aufseher
irrig dem Johann van Eyck zugeschrieben wird. Die
beiden Seitcnbilder, worauf der Donatar mit sechs
Knaben und seinem Schutzheiligen, einem Bischof, so-
dann die Mutter mit sieben Mädchen bei der h. Catha-
rina knieend, sind von weit geringerer Hand, aber au-
genfällig von einem Schüler deS Cornelis Engelbrechtsen.

Dieselbe Galerie im Haag bewahrt noch zwei Flügcl-
bilder, den Durchgang durch das rothe Meer und eine
Vision des h. Hieronymus darstellend, welche dem Lucas
von Leyden zugcfchrirbcn werden, aber bedeutend von
obigem und andern Gemälden des Meisters abweicheu,
jedoch einige Verwandtschaft mit seinem jüngsten Ge-
richte im Stadthaus zu Leyden zeigen; denn auch dieses
Gemälde hat einen sehr klaren, fast kraftlosen Ton, ist
dürftig und zerstreut in der Anordnung, öfters anstößig
gegen den guten Geschmack. Bei allen diesen Mängeln
hat es dagegen einzelne Vorzüge, sowohl in der Zeich-
nung und den Charakteren, als in einer leuchtenden
Färbung und geistreichen Behandlungsweise, von welchen
Eigenschaften ich in den zwei Bildern im Haag, bei
allerdings flüchtiger Betrachtung, keine Spur gefunden.

Da in den Gemäldesammlungen häufig die verschie-
denartigsten Bilder unserem Meister zugeschrieben werden,
während doch seine cigenthümliche Darstellungswcise hin-
länglich durch seine Kupferstiche bekannt seyn sollte, so
will ich hier noch weiter diejenigen Bilder von ihm an-
geben, welche mir keine Zweifel über ihre Echtheit ge-
lassen. Sie alle tragen den originellen Charakter des

Meisters. In der Ausführung ist er sehr zart, studirt
und vollendet; sein Colorit hat den der holländischen
Schule eigenthümlichen braunen, aber klaren To» in
den Schatten und das Gedämpfte der Lvcalfarben.

1) In der Münchner Pinakothek (Nr. 151): Maria
in einer offenen Halle auf einem Throne sitzend, hält
das Christkind auf dem Schooße. Zur Seite die Maria
Magdalena, gegenüber der Donatar in anbetender Stel-
lung. Kniestück, l. 1522 gezeichnet. Auf der Rückseite
der englische Gruß. Das köstliche Bild wurde schon in
früherer Zeit vergrößert; es scheint dasselbe zu seyn,
welches van Mander beschreibt, und berichtet, daß cs
damals Kaiser Rudolph n. besessen; nur gibt er statt
des verehrenden Mannes eine verehrende Frau an.

2) In der Gemäldesammlung des Belvedere zu
Wien (Nr. 45): das Bildniß Kaiser Marimilian's. Leider
ist es sehr verwaschen.

3) In der Lichtensteinischcn Galerie zu Wien: die
Geburt Christi. Maria und drei unbekleidete Engel-
knaben kniecn anbetend vor dem zur Erde auf einem
Linnentuch liegenden Christkinde; Joseph sieht man von
hinten, zwei Hirten kommen hinzu, von denen der eine
den Dudelsack bläst, im Grunde noch vier aus einem
Notenbuche singende Knaben. Das Licht geht von dem
Christkinde aus und beleuchtet von unten. Das überaus
zart und in einem gesättigten Ton behandelte Bild ist
i- i- 1530 gezeichnet. Auf Holz, hoch 2', breit 2' 6".

4) In derselben Galerie: Paulus und Antonius, die
Einsiedler, sitzen in felsiger Gegend unter Bäumen und
sind sehr erstaunt zu scheu, daß der Rabe für beide
Brod bringt. Die Einsiedler sieht man nochmals in
der Ferne bei ihren Höhlen von Palmen umgeben. Auch
dieses Bild ist wie obiges sehr zart in einem bräunlich-
klaren Tone ausgeführt. Auf Holz, hoch 1' 6", br. 2'.

5) Eiu Hauptbild des Lucas bewahrt die Tribüne
der Florentiner Galerie; cs ist ein fast lebensgroßes
Ecce Homo, ähnlich demjenigen, welches er gestochen.
Christus bis auf die Knie gesehen, steht, die Dornen-
krone ans dem Haupte, gegeißelt, an den Händen ge-
bunden, in dem Sarkophage. Die Hüften umgibt ein
weißes Tuch, das sehr schön und weich behandelt ist.
Die Zeichen seines Leidens umgeben ihn °. Auf dem

| Deckel des Sarkophags links liegen die 30 Silberlinge
und die Würfel; im Hintergründe die Säule, der Hahn,
die Geißel, der Asopstab und das Kreuz. Rechts die
Leiter, die Laterne und der Speer. Der Ausdruck des
Kopfes, obgleich etwas gemein in den Formen, ist doch
edel leidend; der Körper ist richtig gezeichnet und nicht
zn mager; die Carnatio» geht sehr in's Bräunliche in
den Schatten, wie überhaupt das Bild einen kräftig
braunen Ton hat.

6) Ein anderes noch reicheres Ecce Homo, halbe
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