Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V 13.

Kunstblatt.

Dienstag, den 16. Februar 1811.

Deiträge zur Kenntniß der alt-niederländischen
Malerschulen des 15""nnd 16^nIahrhnnderts.

(Schluß.)

Ja» van Tchorcl.

Geb. 1495, grst, ,58r.

Daß die in neuerer Zeit dem Schorel zugcschriebencn
Bilder, unter denen der Tod der Maria aus der Bois-
seröeschen Sammlung das berühmteste ist, nicht von ihm
scyn können, ist von Knnstforschern schon öfters bemerkt
worden, und ich werde selbst an seinem Orte nachzu-
weisen suchen, daß sie von einem Maler der kölnischen
Schule stammen. Bis jetzt war indessen von unserm
Meister kein documentirtes Werk bekannt, sondern man
wußte nur durch van Mander, daß er anfänglich in der
Weise der Harlemer Schule malte, dann des Mabuse
Zögling geworden, seit dem Jahr 1520 aber, in welchem
er nach dem heiligen Lande pilgcrte, und in Italien die
dortigen Meister kennen gelernt, vieles von diesen, na-
mentlich von Raffael annahm, was auch Vasari bestä-
tigt. Nun ist cs mir aber kürzlich gelungen, ein unbe-
zweifeltes, durch eine Inschrift beglaubigtes Bild von
Schorel in Utrecht selbst aufzufinden, wodurch alle
Zweifel beseitigt werden.

, Dieses Bild einer Madonna mit den Stiftern stammt
aus dem ehemaligen Hospital bei dem Wittwenvcrsor-
gungshaus zu Utrecht, und befindet sich jetzt in der
Kunstsammlung des Stadthauses daselbst; der Fuß des
Bildes trägt folgende Inschrift:
llic soror cl duo suiil soboles \issclieria fratres:
Qiioh Christo ei Mairi rcgttla sacra ligat.

Hos lionus cxpressit laula Scliorelins arte
Xobilisj ut credi possil Apellis opus.

Entspricht nun auch das Werk selbst nicht völlig diesem
hohen Lobe, so ist cs doch ein in der nicdcrländisch-
italienisirenden Weise geistreich behandeltes Bild, folglich
nach dem Jahr 1520 gefertigt und von besonderem

Interesse für die Kunstgeschichte. Die Maria, in einer
Landschaft sitzend, erinnert sehr an Naffacl's Darstel-
lungsweise, das auf ihrem Schovße stehende Christkind
in den etwas mächtigen Formen mehr an Michelangelo,
der dabei knieende, vom Christkind am Kinn gestreichelte
Chorherr zeigt dagegen die rein niederländische Art der
Behandlung. Die Carnation der Mutter und des Kindes,
dünn gemalt, ist sehr klar, und hat transparente, licht-
bräunliche Schatten; die Zeichnung ist schön, etwas
scharf in den Umrissen. Der Kopf des Chorherrn, von
bräunlichrother Gesichtsfarbe, ist pastoser gemalt. Auch
das Laubwerk hinter der Maria ist sehr stark aufgetragen
und scheint nachgedunkelt zu haben, da es im Ton mit
den übrigen Theilen nicht in Harmonie steht. Die Form
ist sehr hell, die Ruine hat lichtgraue und röthliche Tone.
Weit geringer, und von anderer Hand als das Mittel-
bild, sind die beiden Flügelbilder. Auf dem links knicct
einer der Donataren in weißem Mantel bei dem heiligen
Adrian, auf dem rechts die weißgekleidete Geberin bei
S. Barbara.

Höchst merkwürdig sind noch in dieser Sammlung
des Stadthauses zu Utrecht fünf lange, schmale Tafeln
mir den Brustbildern von 38 Stiftern, welche alle nach
dem heiligen Land gepilgert, mit beigefügten Namen
und den Jahreszahlen ihrer Reisen, von 1498 bis 1547
gehend. Die beiden ersten Tafeln, immer mit 12 Bild-
nissen, scheinen von derselben Hand und werden mit
vieler Wahrscheinlichkeit dem Schorel zugeschrieben, der
auch als der achte auf der ersten Tafel porträtirt und
folgendermaßen bezeichnet ist: Heer Jan va» scorei wt
Holland, Scildere Vicaris le St. Jans, 1520. — Alle
Bildnisse auf dieser Tafel sind sehr charaktervoll und
scharf gezeichnet. Die Carnation ist in den Schatten
braun, die Lichter sind hell aufgesetzt. Die Zeichnung
der Hände ist öfters vernachlässigt. Auf der zweiten
Tafel find die Porträte ganz ähnlich behandelt, nur
stärker colorirt. Die folgenden drei stimmen zwar in
der Technik mit den beiden ersten überein und haben
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen