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Gegenstände haben, so wie über die Bauwerke selbst,
entbehrt darin aller Festigkeit, und Gegenstände, die
einer weitläufigen Untersuchung und Besprechung wohl
werth wären, fertigt sie oft mit einigen kurzen, leicht
und oberflächlich gehaltenen Bemerkungen ab. Ausnah-
men von dieser Regel kommen allerdings vor, und unter
diese gehört eine Reihe von gutgeschriebenen kritisirenden
Artikeln über einige neue Bauwerke Londons, welche die
Unterschrift Ralph Redivivus führen. Dies Journal
liefert nur selten Pläne irgend einer Art; die neuesten
Nummern enthalten indeß erläuternde Abbildungen über
das von Barry errichtete Gebäude des Reformclubs, und
eine vollständigere Beschreibung des Innern dieses schönen
Palastes wird in Aussicht gestellt. Außerdem haben wir
jetzt noch eine zweite englische Bauzeitung, nämlich
lAudie's (Madie’s) Surveyor, Civil Engineer and Ar-
chitect, die im Februar 1840 zuerst erschien. Der Titel
ist eben nicht glücklich gewählt; denn wie dessen Bestand-
theile gegenwärtig geordnet sind, nennt man die Zeit-
schrift schlechthin den Surveyor (den Vermesser oder so-
genannten Geometer), während zu wünschen wäre, daß
man sie den Architect (Baumeister) nennte; welche
ehrenvollere Benennung ihr auch mit mehr Recht gebührt,
als dem früher erwähnten Journal, da sie der Baukunst
mehr Aufmerksamkeit schenkt, auch tüchtigere und in
einem entschiedeneren Geiste geschriebene Kritiken darüber
enthält, als jenes. Auch ihre äußere Ausstattung ist
schöner und die architektonischen Abbildungen sind besser
ausgeführt. Unter ihnen sind zwei perspektivische An-
sichten bemerkenöwerth, von denen die eine den westlichen
Porticus, die andere das innere Viereck der nach Tite'S
Plänen zu erbauenden königlichen Börse darstellt. Der
dazu gehörige höchst gediegene Artikel spricht sich über
mannigfaltige Fehler des Plans freimüthig und gewandt
aus, und weiset namentlich nach, wie ungereimt es sey,
daß die eigentliche Börse, wo sich die Geschäftsleute
versammeln, nach wie vor, ein bloßer offener Hof
werden soll.

Zwei bereits begonnene und mit einander rivali-
sirende neue Werke beschäftigen sich mit Windsor Castle.
Das eine lassen die Testamentsvollstrecker des verstorbe-
nen Sir Jcffry Wyatville erscheinen; das andere
geben die Herren Gandy und Baud, Sir Jeffrey's
Gehülfen bei der Restauration jenes Schlosses, unter
dem Titel; Piclorial et practical Illustralions of Wind-
sor Castle heraus. Beide sind noch nicht so weit vor-
geschritten, daß ich darüber eine entschiedene Meinung
abgebcn könnte. Vom Tert liegt noch kein Buchstabe
vor, und auf den Tert wird gerade hier sehr viel an-
kommen. Wünschenswerth ist, daß derselbe eine voll-
ständige Geschichte des Bauwerks in seiner jetzigen Be-
schaffenheit, eine genaue Beschreibung aller seiner Theile

und eine unparteiische Beurtheilung aller seiner Vorzüge
und Mängel enthalte; denn bis jetzt ist dasselbe nur in's
Blaue hinein und ganz gewiß sehr übertrieben gelobt
worden, und mau hat unterlassen, solche allgemeine
Anpreisungen durch triftige Bemerkungen zu begründen,
so wie dieMängel des Gebäudes hervorzuheben, von denen
es ganz sicher nicht frei ist. Nur im Polytcchnic Journal
sind unter der Ueberschrift: Impressions of Windsor
Castle (etwa: Erinnerungen aus Windsor Castle) einige
kritische Bemerkungen über dieses Schloß erschienen. Was
die beiden vorerwähnten Werke anbetrifft, so dürfte das
ersrere, welches nach einem weitläuftigern Plane ange-
legt ist, als das letztere, höchst unvollständig ansfallen,
da es nur einen einzigen Durchschnitt enthalten, und
keine innere Ansichten von den Hauptgemächern und
überhaupt keine Abbildungen der Einzelnhcitcn geben
wird, während das Werk der Herren Gandy und Baud,
nach der Ankündigung, diese wie jene zu enthalten
verspricht.

Heath's Picturesque Annual für's Jahr 1840 hat
sich Windsor Castle zum Gegenstand gewählt, denselben
aber in einer sehr befremdlichen Art und Weise behan-
delt; denn außer den beiden den St. Georgssaal und
die Waterloogalcrie darstellenden Kupfern, hat keines
für den Architekten Interesse, indem man auf den übri-
gen das Schloß nur in weiter Ferne als den Haupt-
gegenstand von Landschaften erblickt. Der von Lcitch
Ritchie verfaßte Tert ist um kein Haar besser; sondern
ein echter Fabrikartikel, in welchem in andern Schriften
zum Ueberdruß Wiederholtes von Neuem ausgekramt
wird. Das Picturesque Annual auf's Jahr 1841, welches
sich mit Belgien beschäftigt, hat vor dem Jahrgang 1840
entschiedene Vorzüge, indem es höchst anziehende archi-
tektonische Gegenstände, nach Allan, bietet, wenn gleich
auch manches höchst Unbedeutende mit unterläuft, dessen
Weglassung um so eher hätte erwartet werden dürfen,
weil andere, der Hand jenes tüchtigen Künstlers weit
würdigere Gegenstände von ihm mit leichter Mühe hätten
aufgefunden werden können. So vermißt man z. B.
mit Bedauern innere Ansichten des Doms zu Antwerpen,
obgleich Allan diese Stadt besucht und eine äußere Ansicht
des Gebäudes mitgetheilt hat. Der von T. Noscoe
verfaßte beschreibende Tert hat vor dem Ritchieschen des
vorigen Jahrgangs nur sehr wenig voraus. Er ist an-
ständig und langweilig, und scheint nach Anleitung von
sogenannten „Führern für Reisende" am heimischen
Herde zusammengeschrieben zu seyn. Hätte Roscoe
Schnaase's niederländische Briefe gekannt, so hätte er
wenigstens etwas wirklich Belehrendes abschreiben können.
Heath scheint immer mit seinen Literatoren recht un-
glücklich anzukommen; denn er beschäftigt Leute, die
von Architektur wunderwenig verstehen, und wer über
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