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bestanden, in's Wasser gefallen; Andre, sie könnten einer
Münzsammlung «»gehört haben, die beim Brand der Londoner
Brücke in den Fluß gerathcn sey. Der Verf. der Abhandlung
stellte dagegen die Vermuthung auf, daß a» dieser Stelle
eine von den Römern erbaute Brücke über den Fluß gegan-
gen, und daß diese Münze», thcils bei der Erbauung, theils
bei Reparaturen an derselbe» oder sonstigen Gelegenheiten
gls Gedenkzeichen in de» Fluß versenkt worden seyen. Hiefür
spricht allerdings das neue Ansehen der Münzen, so wie,
das, man weder brittische, noch griechische oder sächsische auf-
gefunden hat. 2» der Nähe des Fundaments der alten
Brücke fand man auch einen kolossale» Kopf Hadrian's, nebst
vielen andern schönen Bronzen, die wahrscheinlich von den
Heidenbekehrern, zur Beseitigung jedes Symbols der Götzen-
diencrei, versenkt worden waren; vielleicht hatten die Münzen
ein ähnliches Schicksal. Die Meinung, daß a» jener Stelle
eine von de» Römern gebaute Brücke gestanden habe, fand
allgemeine Bcistimmung.

Museen u»c> Sammlungen.

Nom, 2. Mai. Die Sammlungen der Herzogin von
Scrmoneta sind säinmtlich für das Berliner Museum er-
worben worden. Das wicytigfle Kunstwerk derselben ist die
schöne Statue des Mcleager, mit deren Ergänzung gegen-
wärtig der Bildhauer E.Wolff beschäftigt ist. Sie ist weit
vorzüglicher gearbeitet, als die Statue des Mcleager im Va-
tican, welche nur als eine mittelmäßige Copie von jener
gelten kann.

Die päpstliche Regierung hat von den in Servetri ge-
fundenen Statue» die vier vorzüglichste» tun de» Preis vo»
7000 Scudi an sich gebracht, nämlich die sitzende kolossale
Statue des Claudius, die lebensgroße gepanzerte Figur des
jünger» Drusus, die des Cäsar Gerinanicus und die des
älter» Drusus in der Toga.

München, 15. Mai. 2» den letzten Tage» ist die un-
längst von unserm König in Wien angekaufte Sammlung
indischer Alterthümer hier eingetroffen. Sie wird der reich-
haltigen ethnographischen Sammlung einverleibt werden, zu
deren Aufstellung man die Säle einrichtet, welche früher die
königliche Gemäldegalerie enthielten.

Berlin, lo.Mai. Privatsammlunqcn, mehr ober minder
bedeutend, findet man hier in allen Richtungen; solche für
Bildhauerei, wegen ihrer Kostspieligkeit, am wenigsten. 2n
Waffen ist die des Prinzen Karl von Preußen die ge-
schmackvollste, die des Obersten von Peurer am besten histo-
risch geordnet und ungemein reich. Die Kupferstichsammlung
des Hrn. v. Nagler hat der Staat gekauft, eine andere
wcrthvolle besitzt der Geh. Obcrrevissonsrath Liel. 2» an-
tiken Vasen und Bronzen findet man bei Graf Georg von
Blankensce-Wugarten eine ansprechend geordnete, be-
sonders formcnrciche Sammlung. Die des Prof. Zahn ist
noch nicht hier. 2n Gemälden sammelten oder sammeln mit
ungleichem, aber immer anzuerkennendem Erfolge Minister
v. Nagler, General Miuutoli, Gencr. v.Rühl, Oberst
v. Peuker, die Herren Minutti, Buchhändler Reimer,
dessen Sammlung leider nur zum Thcil eingerahmt und auf-
gestellt, Bankier Wolfs, Beer, T» ierman n «. A. Graf
Raczynski hat eine Galerie erbaut, in welcher Kaul-
bach's Carton der Hunnenschlacht neben Bildern aus allen
Zeiten und Schulen zu sehen ist. Zwei Sammlungen sind

aber wirkliche Galerie», die eine der neue», die andere der
classischcnMalerei gewidmet. Diejenige dcsConsuls Wagner
enthält treffliche Bilder fast aller ausgezeichneten Maler neuerer
Zeit, insbesondre der deutschen Schulen. Nichts ist dieser
Galerie zu wünschen, als größere Räumlichkeit und Helle.
Die Sammlung des Grafen Blankensee ist dagegen reich
an italienischen Meisterwerken von Raffael, Perugino,
Corcggio, Tizian, Leonardo da Vinci und deren
Schülern, Fra Bartolommeo di S. Marco, Andrea
dcl Sarto :c., und das Resultat vielfacher erfolgreicher
Studie» und Reisen deS Besitzers.

London, 8. Mai. Ein großer Thcil der Gemäldesamm-
lung des Herzogs von Lucca wird mit einigen andern Bil-
der» am 5. 2uni hier von dem Auctionatvr Phillips iu
New-Bondstreet öffentlich versteigert werden. Unter den -8
Nummern, welche der Catalog umfaßt, zeichnen sich folgende
Bilder am meisten aus. Die Madonna de' Candelabri von
Raffael, welche den Liebhabern durch verschiedene Kupfer-
stiche bekannt ist. Alle feiner gebildeten Künstler und Kunst-
freunde, denen dieses Bild aus eigener Anschauung bekannt
ist, vereinigen sich indeß dahin, daß dasselbe diesem große»
Name» keineswegs entspricht. — Christus, welcher nach der
Auferstehung der Maria Magdalena erscheint, gehört zu den
berühmtesten Werken des Federigo Baroccio, vereinigt
indes, mit de» Vorzüge» dieses Meisters auch in einem hohen
Grade dessen Mängel, Süßlichkeit im Ausdruck, Unwahrheit
in der Färbung, Verblasenheit des Vortrags. Aus der Smule
der Carracci befinden sich hier zwei Hauptwerke, die Ver-
setzung des heiligen Hauses nach Loretto von Domenichino,
und Snsanna mit den beiden Alten, von Guido Reni.
Ein Kindermord von Nicolas Ponssin gilt für eines der
vorzüglichsten Werke dieses Meisters. Einige der namhaf-
testen Bilder aus der Sammlung des Herzogs vo» Lucca
sind jedoch schon früher vo» dem bekannten Kunstschriftstellcr
Hrn. Bucha na» erworben worden. Das berühmte Bild
des Francesco Francia, welches oben in einer Lünette
den todten Christus von den drei Marien beweint, unten die
heilige Familie von vier Heiligen umgeben, darstellt, hat
bereits die Nationalgalerie von Hrn. Buchanan für 80,000
Franken erworben, ohne Zweifel die größte Summe, welche
jemals für ein Werk dieses Meisters bezahlt worden ist.
Drei Wunder, welche Christus verrichtet, von Lodovico,
Agostino und Annibale Carracci,. vormals Haupt-
bilder der Giustinianischen Galerie, befinden sich dagegen noch
im Besitz des Hrn. Buchanan, welcher dafür die Summe
von rt,0,000 Fr. begehrt. Unter den übrigen jetzt zur Ver-
steigerung kommende» Bildern befinden sich indeß, nach dem
Catalog, noch Werke sehr berühmter Meister, als des Mich cl-
angelo, des Coreggio, Tizian, Andrea dcl Sarto.
Unter den anderweitig hinzugekommenen Bilder» machen eine
Kreuztragung vo» Sebastian del Piombo. die Erschaf-
fung der Welt, angeblich aus der früher» Zeit von Raf-
fael, ein Hauptbild von Backhuysen, so wie eine Land-
schaft von Claude Lvrrai», »nd Gcnregemälde von 2an
Steen, letztere beide aus der Sammlung des berühmte»
Hrn. Bcckford, die meisten Ansprüche.

Burnet's schönes Bild: „die Invaliden von Green-
wich, welche die Nachricht von der Schlacht bei Trafalgar
erhalten," bat der Herzog von Wellington gekauft; cs hängt
jetzt in Apsley-House neben Sir D. Wilkic's berühmtem
Bilde: „die 2>walidcn von Ehelsea, welche die Nachricht
von der Schlacht von Waterloo empfangen,"

Verantwortlicher Rcdactcur: von Schorn.
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