Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
255

Färbung, so wie die kräftige, wenn gleich nicht sehr
präcise Behandlung verdient Lob. — Obgleich in den
zwei andern Bildern Robert-Fleury's: den Michelangelo
als Krankenwärter am Bette seines Bedienten, und den
Benvenuto Cellini in seinem Atelier in Nachdenken ver-
sunken darstellend, die tüchtige Behandlung und die gute
Charakteristik der Nebendinge anzuerkennen ist, scheinen
mir doch die Motive in beiden äußerst abgeschmackt, der
Ton braun und dunkel.

Pierre Revoil, während der Restauration der
populärste Maler in diesem Fach, gab drei Stücke: die
bekannte Anekdote von dem Zusammentreffen Cimabue's
mit dem jungen Giotto, der Schwur eines Ritters,
Simon de Mailly, am Grabmal eines seiner Ahnen,
und Philipp August's Empfangnahme des französischen
Nationalbanners in der Stiftskirche von Saint-Tenis,
aus den Händen seines Oheims , des Erzbischofs Wilhelm
von Rheims, in Gegenwart der versammelten Domherrn
und vieler Kreuzritter. Diese Bilder scheinen mir die
Zeichen der Altersschwäche zu tragen. Zu der bunten
Färbung, dem kaltrosigen Flcischton und sehr mangel-
hafter Perspective kommen hier unlebendige Köpfe und
gezierte Stellungen, für welche große Mängel die Ge-
nauigkeit des Kostüms nur einen schwachen Ersah bietet.
Die Schlacht in der Ebene von Askalon von Lafaye,
die Einnahme von Tyrus von Caminade, der Seesieg
der Johaunitcrritter über die türkische Flotte bei der
kleinen Insel Cpiscopia von Mayer, die Einnahme von
Damiette durch Johann von Bricnne von H. Dela-
bordc, vier für den neuen Saal der Kreuzzüge im
historischen Museum zu Versailles beschaffte Bilder zeich-
nen sich durch dramatischen Inhalt, thcilweise Lebendig-
keit der Handlung und geschmackvolle Gruppirung aus;
nur ist das Machwerk zu fabrikartig. Jcanne d'Arc auf
dem Scheiterhaufen und die heilige Elisabeth unter den
Armen machen den Gegenstand zweier Gemälde von
Detouchc, wo einige glückliche Motive nicht für die
faden und leeren Köpfe, die matten und blassen Farben
entschädigen. — Ju Dulong's Jcanne d'Arc, welcher
die Heiligen Katharina und Margaretha im Gefängniß
erscheinen, sind die Charaktere edel, iudeß etwas schwäch-
lich, die Zeichnung sorgfältig, die Färbung klar und sein,
jedoch etwas bunt. — Eine junge Bürgersfrau im nie-
derländischen Kostüm des löten Jahrhunderts, die wäh-
rend der Fastenzeit in einem Mönchskloster eine Dispen-
sation für eine gewisse Quantität Butter und Eier cin-
löst, von Jacqnand, zieht durch den Ausdruck der
lebendigen Kopfe und die fleißige Ausführung a», wenn
es auch durch die stumpfe Farbe etwas verletzt. Die Scene
aus Walter Scoti's Connetabcl von Chester, von dem-
selben Künstler, ist in der Composition mißlungen, in
den Charakteren unedel, in dem Hauptmotiv theatralisch

und in der Ausführung sehr flüchtig. Dagegen ist der
Arnold von Melchthal, der den Boten des Landenberg
wehren will, seinem Vater die Ochsen vom Pfluge auö-
zuspanncn, von Lugardon, in Composition, in wahrem,
würdigem und kräftigem Ausdruck der lebendigen Köpfe
und fleißiger Technik ausgezcichuet, nur in der Färbung
etwas trübe und schwer; namentlich störend wirkt ein
kalt-röthlicher Fleifchton. — Außerdem lieferten noch
Tellier, Longa, Bourbon-Leblauc, Herbö,
Oabasson u. A. verschiedene Süjets ans der älteren
französischen Geschichte, nicht ganz ohne Verdienst, indeß
ohne erhebliche Eigenschaften. — Zwei italienische Künstler,
Stvrclli und Marzocchi di Bclucci aus Florenz,
behandelten Anekdoten ans dem Leben älterer berühmter
Maler in mehreren Bildern von sehr untergeordneter
Bedeutung. — Unter den Stücken ans der neueren Ge-
schichte Frankreichs vor Ludwig xv. bis auf unsere Tage
gefielen besonders: Abschied des in einem Seetrcffen
schwerverwundeten Du Couödic von den Offizieren und
Matrosen seiner Schiffsmannschaft, auf dem Verdeck der
von ihm befehligten Fregatte, la Surveillante, die alle
drei Masten verloren hat, von Bia r d; — eine etwas zer-
streute, aber reiche Composition, von rührenden, nur
mitunter etwas übertriebenen Motiven und lebendigen
Köpfen, von guter Zeichnung und geistreich-breiter Be-
handlung in einem etwas bläßlichen Ton. — Der Hel-
dentod des Chevalier d'Assas, von Rioult, ist energisch
im Gefühl, doch dunkel und schwer in der Farbe. —
Der Tod des Vendoegeuerals Vonchamps von A. de
Taverne und die Gefangenschaft der Königin Marie
Antoinette in derCouciergerie vonLebouis, sind zwei
Bilder von glücklichen Motiven, aber schwacher Ausfüh-
rung. — Der Bernardin von Saint-Pierre, welcher im
Salon des Herrn von Neckcr einer zahlreichen Gesell-
schaft seinen Roman Paul und Virginie vorliest, von
I. Boillp, spricht durch einige gute Porträtköpfe und
eine klare, wenn gleich geschminkte Färbung an.

(Fortsetzung folgt.)

Nachrichten vom Juni.

Persönliches.

Düsseldorf, is. Juni. Der Rheinländer Hr. Franz
Mertens, welcher nach zehnjabrigen Studien in Berlin
und Paris wieder zu uns zurückgekehrt ist, hat hier Vor-
lesungen begonnen, in denen er die Entwickelung der Archi-
tektur und deren organische Fortbildung auf eine sehr geist-
reiche Weise darstellt. Er nennt die Wissenschaft Monumcn-
talgcschichte. Nach derjenigen des Alterthums wird er auch
die des Mittelalters abhandcln, und man verspricht sich von
ihm über die Entwickelung der gothischcn Baukunst am Rhein
neue und interessante Aufschlüsse. Die Zahl seiner Zuhbrcr
beläuft sich bereits auf eo bis 70.
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen