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2V 73.

nstblatt.

Dienstag, den 14. September 1841.

Kleber malerische Schanbarkeit.

(Fortsetzung.)

Das Firmament ist die einfach-größte Schaubarkcit,
dem Denkenden der erhabenste Anblick, doch kein künst-
lerischer, kein malerischer. Wir müssen den Blick auf
die Erde zurückrufen, um das größte malerisch Schaubare
zu finden. Die Sterne, die Sonne können nie mit
bedeutender Wirkung im Bilde erscheinen; der Mond
dagegen wohl. Wie die Sonne in Verhüllung darzu-
stellen sei), hat Claude gezeigt.

Der Dualismus von Licht und Dunkel spricht aus
jedem Landschastsgemalde in Himmel und Erde, Ferne
und Nahe, — aus jedem Historischen in der Beleuchtung
der Gestalten.

In der Naturlandschaft geht Licht und Dunkel durch
alle Factoren von den Einsenkungen der fernsten Höhen
bis heran zu den Massen des Vorgrundcs; ja jede Wolke
hat ihre lichte und dunkle Seite; so jede Woge, Welle,
jedes Gebäude, jeder Fels und Theil des Gesteins, jeder
Baum und zwar in seinen Hauptmassen, in seinen
Zweigen, ja in jedem Aestchen, Blatt, Stiel. Der
Baum ist der schaubarste Repräsentant des Helldunkels
von der Durchleuchtung der Aesteausläufer, dem Wider-
schein der Laubmassen, den Abstufungen des Halblichts
in der Krone bis zu dem Dunkel der Aefte und des
Stammes.

Welcher Naturfreund läßt alle diese Lichtabstufungen
vom Hinter- zum Vorgrundc, diese wunderbaren Töne
des Helldunkels in Schluchten, Höhlen, Ruinen, Ge-
bäuden, dieses Weben des Lichts im Hain, in Gebüschen,
in Baumgruppcn, ja in jeder einzelnen Krone rc. un-
beobachtet. Wer solcher Schönheiten sich bewußt wird,
der weiß auch ihre malerische Nachahmung zu schätzen.

Die größer,, Meister unterscheide» und charaktcri-
siren sich durch den Grad, in welchem sie der Natur
hierin nahe gekommen. Keiner vermochte Alles; Jeder
hat seine Liebe und Virtuosität auf andere Naturen in

der Natur gerichtet. Man nenne, was man will, jedes
Reich derselben, jedes Hauptphänomen, jedes Geschlecht,
Gattung, Art der Creaturen hat seinen Meister.

Aber die Kunst ist nicht Natur; die Malerei hat
kein Licht auf ihrer Palette, die Scala der Pigmente ist
unendlichmal kürzer und enger, als die des Himmels-
lichts. Weiß und Gelb leuchten nicht; Schwarz und
Gran ist weder Schatten noch Dunkel, Ultramarin ist
kein Actherblau. Der Mond, bei Tag nicht heller als
das kleinste Wölkchen, blendet bei Nacht, und nun erst
die Sonne, die 30 — 40,000mal heller ist, als der Mond.

Man möchte einwenden, das' Tableau reflectirc ja
auch Sonnenlicht und wohlgewählte Localfarben müssen
sich ganz nahehin so leuchtend darstellen, als die Local-
töne der wirklichen Gegenstände.

Man muß aber bedenken, daß in der Natur das
Sonnen- (und Mond-, wie überhaupt jedes) Licht in
allen Dimensionen und Abstufungen die Gegenstände
umspielt, durchleuchtet, anglänzt; ein ganz anderes
Weben als der Rester, mit welchem es von einer kleinen
bemalten Fläche wiederstrahlt. Das Gemälde ist ans
einen bestimmten Stand der Sonne rc., auf einen
gewissen Grad der Helle, auf eine feste Richtung des
cinfallenden Lichtes berechnet. Diese äußern Bedingungen
sucht es in sich wiederzugeben. Der Künstler kann aber
nickt den hellen Partien zu lieb sein Tableau in die
Helle, den dunkeln aber zu lieb zugleich ins Dunkel
stellen. In der Sonnenhelle hat er daher statt des
Dunkels, z. B. eines Waldes, einer Höhle — eine Licht
reflcktirende Fläche, im Halbdunkel aber verliert sein
leuchtender Hjmmel, verlieren seine Schlaglichter ihren
Glanz.

Somit muß er die Lichtscala der Natur in seine
dürftige Palette übersetzen. Sein Himmel wird uns zu
leuchten scheinen, wenn er ihn größtenthcils durch Wolken,
Bäume, Felsen, Gemäuer rc. verdeckt und nur einen
mäßigen Raum durchblicken läßt. Claude hat cs gewagt,
die Sonne zu malen, aber in Duft gehüllt, welcher
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