Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt (22.1841)

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dem vorherrschenden Rundbogenstyle gleichzeitig bei dem-
selben Baue auch der Spitzbogen vorkomme. In Naum-
burg u. a. sind die Eingänge zu den Thürmen und beide
Thüren, welche zu der Krypta fuhren, spitzbogig. Im
Innern der Krypta zeigt sich allerdings in der Vorhalle
und im vorderen Theile, welcher ein kleines Schiff
bildet, der Rundbogen; wo sie aber breiter wird, um
die Kreuzflügel anzudeuten, treten die Seitenbvgen mehr
auseinander, werden höher und rufen so in den Mittel-
bogen, die, bei gleichfalls zunehmender Höhe, nicht breiter
wurden, wieder Spitzbogen hervor. Den genauesten
Untersuchungen zufolge ist aber Alles ein derselben Zeit
angchörender fortgesetzter Bau, wobei natürlich auch beide
Bauformen völlig gleichzeitig sind.

Auch bei mehrern sonst völlig im Rundbogenstyl
erbauten andern deutschen Kirchen, z. B. in Königs-
lutter, findet sich das Hauptschiff im Rundbogen und
die Seitenschiffe im Spitzbogen überwölbt, dennoch un-
bezweifelt gleichzeitig ausgeführt. Das Portal im Zwi-
schenbau der Thürme des Domes zu Halberstadt hat auch
einen breiten Spitzbogen, während sonst selbst alle Details
und Ornamente nur aus Rundbogen construirt sind.

Wenn auch Hrn. Knight's Aufstellungen und Ab-
stractionen hie und da Anfechtung erleiden, vielleicht
sogar eine kleine Revolution unter den Architektur-
Gelehrten anrichten werden, so ist dadurch gerade auf
ein noch genaueres Verfolgen dieser hochwichtigen Unter-
suchungen zu hoffen, wodurch man wiederum zu immer
klarer» Resultaten gelangen muß.

Das Originalwerk ist außerdem so reich an schönen
kunstvollen Nachbildungen der reichsten und wichtigsten,
hier als Dokumente geltenden Bauwerke und Beschrei-
bungen derselben, daß cs nicht nur für Gelehrte, sondern
selbst für Kunstfreunde und Architekten vom höchsten
Werthe ist. Der deutsche Tert gewinnt durch die lehr-
reichen Bemerkungen des Herrn Uebersetzcrs ein noch
höheres Interesse als der englische und die Nachbildung
der Beilagen ist in den Händen ausgezeichneter Künstler,
und wird gewiß hinter den englischen Originalien zu-
rückbleiben.'

Halbcrstadt, ->m M. J»ll «811.

Dp. Fr. Lucanus.

1 eine in manche» Punkten mit de,» Obigen überein-
stimmende Abbandlung über alldeutsche un- noemänniswe
Kunst. vom Herausgeber dieser Blätter medergeschrieben, bevor
er von den Werken des Herr» Galt» Kmght uno Lepsius
Keimtnisi gehabt, vergl. im 4ton Bande der deutschen Vierrel-
jahrsschrift d. I. ^ed.

Nachrichten vom August.

Skulptur.

Florenz, is. Aug. Auf einer zwei Stunden von hier
an der Straße nach Siena gelegene» Villa hat man ein
grvsies Kamin aufgefunden, welches Kenner für eine der besten
Arbeiten des Donakello erklären. Es ist wohlcrlialten »nd
in einem harten grünen Steine ausgefährt. Oben in der
Mitie befindet flch das Wappen der Familie Bvni; dann
folge», durch Verzierungen verbunden, zwei Medaillons mit
weiblichen Köpfen. Die Ecken werden durch zwei weit ller-
voriretende Engel ausgefüllt, und die Scitcnstücke tragen
arabeskenartlge Verzierungen.

Paris, r. Aug. Das Giebelfeld an dem Gebäude der
Depulirtenkammer vom Bildhauer Cor tot ist ,,»» aufgc-
dectt und findet im Ganzen, wie im Einzelnen, de» Beifall
d,r Kenner. Den Miitelpunkt bildet die Schuygbuin Frank-
reichs, eine Gestalt von 5 Meires 5 7 Centimeires Höhe,
vor einem Throne stellend, die Rechte auf die Cllarte von
>85o gestützt, und alle Klaffen der Bürger zur Abfassung
der Gesetze herbeirufend. Zu beide» Seiten dieser Figur,
deren Thron durch die Stärke und die Gerechtigkeit bewacht
wird, befinde» sich noch siebzehn Figiire» in zwei Gruppen,
die zur Linken stelle» die Schifffahrt, die Marine, die In-
dustrie. das Heer (durch einen Krieger bezeichnet), den Frieden
und den Ueberfluß dar, die zur Rechte» den Handel, den
Ackerbau, die Bcredtsamkeit, die Künste, die Seine und die
Marne.

Der Akademiker Gayrarb arbeitet an der kolossalen
Marmorstatue des Marschalls Souli in großem Eostüm, welche
im Versailler Schlosihof ausgestellt werden soll.

Amflerdiim, 28, Juli. Der Guß der für Vließingen
bestimmten Statue De Ruvtcr's ist vollkommen gelungen.
Sic ist nach Royer's Modell in der hieflgeii Gießerei
gefertigt worden und stellt de» Seeheldcn in kolossaler Größe
(>5 Fuß hoch) und imponirender Haltung dar. In der
Rechte» hält er ei» Schiffsfernglas, die Linke ist in die Seite
gestemmt, während über Schultern und Rücken ein breiter
Mantel herabfällt, dessen Faltenwurf vorzüglich gelungen ist.

München, 2 8. Juli. Der talentvolle Bildhauer Brug-
ger hat nun Fr. v, Baadcr's Büste (über lebensgroß) treff-
lich ausgeführt.

u. Aug. Bei der k. Erzgießcrei ist nun auch der Guß
de» kolossalen, für Frankfurt bestimmten Goctlledenkmals, mit
dessen Modcllirung sich jetzt Schwanthaler beschäftigt und
dessen Enthüllung im August «845, am Geburtstage des
großen Dichters, stattfinden soll, bestellt worden.

Lettin, 6. Aug. In der jünaste» Zeit ist hier eine
interessante Charakterifirung der Gebäude durch plastische Ar-
beiten, die sich auf den Beruf des Beflyers beziehen, üblich
geworden. Ei» Beispiel der 9Xvt sellen wir in den vom Bild-
hauer Gebhard compviiirte» Reliefs der von Stüler ge-
zeichneten Fatzade des Hauses Rr. 119 11t der Fricdrichsstraße,
welches einem Maurer gehört; deßgleichcn an dem Kühn'fchen
Hause mit dem auf die Gartenkunst bezüglichen Relief von
Kiß; ferner am Hause des Bildhauers Drake, wel-ves sich
durch Karyatide» am vorgebautcn Baleo» und ei» Relief im
Giebel anszeichnet: „Kunst und Wissenschaft blühend unter
dem Schutz des preußische» Adlers." Zu dergleichen Orna-
menten besitzen wir jetzt im Zink ein ganz vorzügliches Material.

27. Aug. Ein hiesiger Kunstfreund hat kürzlich aus