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2V 101.

Kunstblatt.

Dienstag, den 21. December 1841,

Deiirage zur Aenntnist -er alten Maicrschnlen
in Deutschland vom 13'°" bis in das 16'° Jahr-
hundert.

(Fortsetzung.)

Der LicSborncr Meister von 1465.

In meiner „Reise durch England und Belgien"
S. 400 habe ich bereits über diesen ausgezeichneten Maler
berichtet, daher ich hier darauf verweisen kann, und nur
noch hinzufüge, daß seitdem ich die Bilder bei Herrn
Rcgierungsraths Krüger in Preußisch-Minden im Jahr
1840 wieder gesehen, sich meine Bewunderung für sie
nur gestärkt hat. Zugleich aber erkannte ich jetzt deut-
licher, als das erstemal, daß trotz einer sehr verschiedenen
Technik, und einem weit helleren allgemeinen Farbenton,
seine Darstellungsweisc den Van Eyck'schen Einfluß ent-
schieden an sich trägt. Er steht so zu sagen auf der
Scheide zwischen der früher« idcalischen und der jetzt
herrschend werdenden individuell niederländischen Rich-
tung. Ein ähnliches Verhältnis findet auch in Bezug
auf seine Technik statt, die vieles bcibehielt von der
alten Temperamalerei, aber mit Lasuren von Oelfirniß.
Zu den schon früher beschriebenen Fragmenten der großen
Altartafel von 1465, darstellend Christus am Kreuz, an
dem sechs fast lebensgroße Heilige standen, und mehreren
kleineren Bildern aus dem Lebcu Christi, gehören noch
einige Köpfe, welche Hr. i>>-, Haindorff in Münster besitzt;
es sind zwei der anbetenden Könige, der des Josephs
und drei von Engeln aus der Kreuzigung Christi. Ge-
ringer als diese Bilderfragmente sind zwei Tafeln, welche
Hr. Regierungsrath Krüger gleichfalls aus der Liesborncr
Kirche erworben hat; sie bildeten die Flügel eines ver-
loren gegangenen Mittrlbildes und enthalten immer drei
Heilige auf der Innenseite jeder Tafel, nämlich: St.
Gregor, ein Streiter aus der thebanischcn Legion und
St. Augustin; sodann St. Ambrosius, St. Epuperius (?)
der thebanischcn Legion und St. Hieronymus. Die

äußern Seiten, von einem Schüler ansgeführt, zeigen
Magdalena und den Evangelisten Johannes, bei welchem
in kleinerem Maßstab der Donatar kniet, sodann Jakob
major und die Geberin (die dritte Figur fehlt).

Zu Soest in der Marienkirche zur Wiese, ein aus-
gezeichnetes Bauwerk des Meisters Joh. Schcndeler vom
Jahr 1314, wie die Inschrift im Chor besagt,' befindet
sich ein schönes Altarblatt mit Flügeln vom Jahr 1473.
Das Mittelbild zeigt die Familie der h. Anna; auf dem
Flügel links sechs kleine Darstellungen aus ihrer Legende
und auf dem rechts eben so viele ans dem Lebe» der
Maria. Obgleich der Van Eyck'sche Einfluß in der Dar-
stellnngsweise entschieden hervortritt und die Färbung
sehr kräftig ist, so scheint die Malerei auf Goldgrund
doch hauptsächlich in Tempera ausgeführt. Die Jahrs-
zahl 1473 steht unten am Mittelbilde; die äußern Seiten
der Flügel enthalten einen vom Kreuze abgenommcnen
Christus, von den Seinen beweint, und die Messe des
h. Gregor.

- Ans der Soester Schule scheint auch ein Altar
in der Kirche zu Rhynern bei Hamm, der in der Mitte
im vergoldete» Schnitzwerk die Jugend- und Leidens-
geschichte unseres Herrn zeigt, während die Flügel mit
Gemälden versehen sind, die mehrere Begebenheiten aus
dem Leben Christi darstcllen. Die schätzenswerthen, in
Oel ausgeführten Bilder gehören indessen nicht zu den
ausgezeichnetsten aus der zweiten Hälfte des löten Jahr-
hunderts jener Schule. Eben so eine Geburt Christi
mit dem Martyrthum des h. Stephanus und Laurenzius
zu den Seiten, die indessen mit dem Namen des Mei-
sters S u c l n m e i g r bezeichnet sind, und in dem

l Cter X ct mille tribus Ilß
Vdies lenet ille ....

Hujus quo primum
Struxil loculi caput ymum
Ne Deus o clempnes
Hunc Schendeler arte Johannes.
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