Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
419

3) Ein Triptychon, welches alsHausaltärchen gedient.
Das Mittelbild zeigt Christus am Kreuze von Jüngern
und Frauen umgeben, Maria ist in Ohnmacht gesunken.
Zu der Seite links der kniende Donatar mit drei Söhnen
von einem Bischof empfohlen, oben das Wappen der
von Humbracht; rechts kniet dessen Frau mit drei Töch-
tern von einer Heiligen empfohlen, oben das Wappen
der Fanten von Monsperg. Aus den Wappen ergibt
sich, für welche Frankfurter Patricierfamilie das Bild
gemalt worden; nachmals besaß cs die Familie von
Glauburg, von welcher cs das Städel'schc Kunstinstitut
erstanden. Der Meister erscheint in diesem vorzüglichen
Werke als einer der bessern Nachfolger der Ban Eyck-
schen Schule in Deutschland, durch Naturstudium, in-
dividuelle Auffassung, edle Charakteristik, Schmelz der
Farben und saubere Ausführung; indessen steht er weit
hinter einem Oiogtcr von Brügge und Memling und
scheint überhaupt kein Künstler von ausgezeichnetem
Genius gewesen zu seyn. Dieses fallt besonders bei
seinen Figuren in größcrn Dimensionen auf, die nicht
immer richtig gezeichnet, in der Modellirung nicht ge-
hörig gerundet sind; die Kinder besonders verunglückten
ihm fast bis zur Ungestalt; dagegen erfreuen oft liebliche
Bildungen seiner Frauenköpfe von eigenthümlicher Fein-
heit; die in Ohnmacht gesunkene Maria zeigt selbst einen
hohen Adel. Die Färbung, an die Niederländer sehr
erinnernd, hat indessen nicht ganz deren Klarheit, Tiefe
und Schmelz, nicht deren zauberhafte Harmonie in der
Zusammenstellung.

4) Hier ist noch an ein Bild unscrs Meisters zu ge-
denken, welches aus der Voifferseschen Sammlung in die
Münchner Pinakothek gelangte (Nr. 109 — 111). Cs ist
gleichfalls eine kleiner Hausaltar mit Flügeln: eine Kreuz-
abnahme in der Mitte, der kniende Stifter mit dem
Kartheuserabt Hugo auf der einen, die kniende Stifterin
mit der h. Katharina auf der andern Seite. Dort wird
dieses schöne Werk dem Johann Walter von Assen zu-
gcschricben, und ist auch unter diesem Namen litho-
graphirt worden.

(Fortsetzung folgt.)

Nachrichten vom Oktober.

Itlterthümcr.

Paris, 5. Ott. 5n der Flur des Dorfes Cracouville,
an der Straße »ach Jvry, haben von Hrn. Bonn in geleitete
Ausgrabungen zur Entdeckung einer Reibe von Alterlhüinern
geführt, die es wahrscheinlich machen, daß sich dort der Be-
gräbnis,platz der rdinischen Stadt befunden habe, deren
Trümmer sich zu Viel - Evrenx zeige». Außer Münzen,
Säulenfragmenten, Urnen, Mosaiken, hat inan bereits recht

gut erhaltene Fresken aufgegraben. Hoffentlich wird man
auch Inschriften entdecken, die für die Alterthumskundc von
hohem Interesse seyn dürften.

7. Okt. In Rabastciis, im Tarn-Departement, hat
man einen schönen rdinischen Mosaikfußboden entdeckt.

Statistik der Kunst.

Madrid, 4. Okt, Es erscheine» hier gegenwärtig viele
illustrirte Werke mit Vignetten, Holzschnitten und Stahl-
stichen. Wir bestyen jetzt eine geschmackvolle Ausgabe des
Don Quixote mit soo Holzschnitten; Quevedo's Erzschelm
mit 2000, einen Gil Blas mit eoo eingcdrucklc» Bilder»,
ferner eine Biographie Napoleons mit voo Vignetten, eine
malerische Reise ui» die Welt, das malerische Cuba, Ita-
lien :c. Bei den hier erscheinenden Ausgaben der Art werden
die Holzschnitte -c., so wie die ihnen zu Grunde liegenden
Zeichnungen, ausschließlich von einheimischen Künstlern ge-
liefert; dagegen findet man es in Barcelona wohlfeiler, die
Matrize» aus dem Ausland anzukaufen. Das erwachte Be-
dürfnis, wird uns indeß bald eine hinreichende Anzahl inlän-
discher Künstler heranbilden.

Polen, 8. Okt. Prof. Sarnczki wirb diese» Winter
hier öffentliche Vorträge über die zeichnenden Künste halten.

peng, 9. Okt. In de» böhmischen Fabrikstädten wird
jetzt in den Schulen der Zeichnenunterrichl mit besonderer
Sorgfalt betrieben, und cs zeigen sich hiervon bereits die
besten Erfolge.

London, io. Okt. Der türkische Sultan hat die Er-
laubnis, erihcilt, Kunstwerke von der lycischen Küste nach
England auszuführen. Die Admiralität hat bereits Befehl
an den Admiral Ommaney auf Malta ergehen lassen, ein
Schiff, mit voll dem bekannten Alterlhumsforscher Charles
Fellows entworfene» Instructionen an die Mündung des
Xanthus zu senden. Herr Fellows selbst wird von hier nach
Lpcien abgehe» und die Einschiffung der Alterthümcr über-
wachen, deren Ankunft man hier für das künftige Frühjahr
entgcgensieht.

London, 15. Okt. Die Commission zur Beförderung
der schönen Künste in England hat nun ein Gutachten ab-
gegeben, zufolge dem ein bedeutender Raum der neuen Par-
lamentshäuscr Iheils mit Frescogemälbcn geschmückt, theils
zum Aufhängen von Bildern und Aufstelle» von Statuen
benützt werden soll. Auch ein großer Thcil der Westminstcr-
hallc wird in ähnlicher Art geschmückt werden. Es war
dieß schon längst der Plan der Regierung und des Parla-
ments, Nur das Wie war eine Frage, welche der reiflichsten
Ucberlcgung werlh schien, und dcßhalb ernannte das Parla-
ment eine Commission, um die bedeutendsten Maler und
Bildhauer Englands über ihre Meinung zu vernehmen. Der
rasche Schluß des Parlaments hat den Arbeite» der Com-
mission ein zu frühes Ziel gesetzt. Bis jetzt wurden nur
Barry, der Architekt der neuen Parlamcntshäuscr, und die
Maler Eastlakc und Sir Martin Archer Sh ec über
die Möglichkeit, die Häuser mit Sculpturwerken und Fresco-
malereien zu schmücken, so wie über die Art befragt, wie
man englische Künstler dabei beschäftigen könnte. Ueber die
Holzschnitzkunst ward Mitchell in gleicher Absicht vernom-
men, Die drei erster» Herrn stimmten darin überein, daß
Frescomalerei sich sehr wohl zur Verzierung der Gebäude
eigne, und daß das Klima Englands an sich kein wesentliches
Hindernis, abgeben würde. Barry bczeichncte als vorzüglich
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen