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431

©t. Ursula sind nur von Schülern Grünewalds ausge- !
führt, der h. Erasmus aber und M. Magdalena, welche
gleichfalls die Bildnisse des Albrechr von Brandenburg
und angeblich seiner Geliebten darstellen, sind vom Meister
selbst auf's sorgfältigste gemalt.

Weniger bedeutend und noch nicht so schön behandelt
sind mehrere Bildnisse unsers Meisters im Belvedere zu
Wien, unter denen zweimal das des Kaisers Marimilian
und seines Enkels Karl v. als Knabe. So auch mehrere
Heilige in der Bibliothekssammlung zu Mainz und an-
dere in der Verlassenschaft des Kunsthändlers Metzler.
Von großer Anmuth ist ein Madonnenbild, dem Herrn
Rentamtmann Kees in Aschaffenburg gehörig. Maria
mit dem Kind im Arm erscheint in goldener Glorie
neben dem Apostel Bartholomäus dem verehrenden Do-
natar. Letztere haben charaktervolle Köpfe. Die Aus-
führung ist aber eher etwas flüchtig, die Gewänder sind
nicht so großartig, wie in später» Werken des Meisters,
und viel und scharf gebrochen. Schon dem Manierirten
zugcwandt, wie es nach dem ersten Viertel des töten
Jahrhunderts herrschend geworden, sind dagegen zwei
grau in Grau gemalte Bilder gegenwärtig im Städel-
schen Kunstinstitut zu Frankfurt anfgestellt, den h. Lau-
rentius und den h. Cyriacus darstellend. Sie stammen
ans der dortigen Dominikanerkirche; erstercs ist mit dem

Monogramm des Meisters: liSI • ^ • bezeichnet.

Nach Betrachtung dieser Werke erscheint Matthäus
Grünewald als einer der größten deutschen Maler des
töten Jahrhunderts, der anfänglich von einer etwas
flüchtigen, wenn auch geistreichen Behandlungsweise zu
gründlicherem Studium und großartigerem Style über-
ging, in seiner letzten Zeit aber der einreißenden Manier
nicht ganz widerstehen konnte. In welchem hohen An-
sehen er gestanden, beweist nicht nur was Saudrart von
ihm berichtet, sondern auch der französische Kunstkenner
de Moncony versichert in seiner zu Frankfurt 1664 er-
schieneuen Reisebeschreibung bei Gelegenheit eines Buches
mit Zeichnungen von unserm Meister, den er aus Ver-
sehen Martin von Aschaffcnburg nennt, daß er noch
höher als Albrecht Dürer gehalten werde, aber in Frank-
reich nicht bekannt sey. Muß ich ihn nun auch nach den
mir von ihm bekannten Werken dem großen Nürnberger
in Bezug auf Phantasie und energische Charakteristik
nachsetzen, so übertrifft er ihn dagegen öfters in gran-
dioser Haltung, besonders aber in der Art zu malen.
Cr hat hierin bei feinerer Zeichnung und Modellirung
eine gewisse Verwandtschaft mit Lucas Cranach; diese
fällt auch noch ganz besonders in der Behandlung der
Landschaft auf, so daß man sie mit denen des Lucas
verwechseln könnte, wären sie nicht in den Linien groß-
artiger gehalten. Ein ähnliches Verhältniß tritt auch

bei seiner Gewandung ein, welche in seinen bessern
, Werken sehr studirt und in großen Massen gehalten ist;
, in der Behandlung der Haare und des Pelzwerks, wo
er in die Localfarbe, einzelne helle und dunkle Striche
aufsetzte, stimmt er mit der des Lucas überein; auch ist
er in der Zeichnung oder de» Formen nicht mager und
eckig, sondern hat eine gewisse Fülle; seine Umrisse sind
nicht dunkel umgrenzt, in seiner später» Zeit selbst weich.
Die Proportionen der Figuren hielt er etwas kurz. Die
Charaktere seiner Männer sind stets bedeutend. In der
Färbung, namentlich der Gewänder, die zuweilen von
Sammt, ist er oft sehr mächtig und harmonisch; ein
dunkeles Purpur oder Violct, ein leuchtendes Grün mit
mildernder» Lasuren üben bei ihm einen besonder» Reiz.

In Bezug auf seine Lebensverhältnisse geht aus
obigen Mirtheilungen noch hervor, daß er nicht, wie
angenommen worden, schon im Jahr 1510 zu Frankfurt
gestorben, sondern daß die schönste Zeit seiner Thätigkeit
in das erste Vierthcil des 16ten Jahrhunderts fällt, und
daß er selbst, wie nach den etwas manierirten Bildern
in Frankfurt zu schließen, bis tief in die zwanziger
Jahre desselben gelebt. Ferner, daß er mit Lucas Cranach
in nahem Verhältniß gestanden, vielleicht dessen Lehrer
oder Mitschüler gewesen. Diese Annahme gewinnt noch
dadurch au Wahrscheinlichkeit, daß einige der Aschaffen-
burger Gemälde aus Halle stammen. Denn es hat sich
die Nachricht erhalten, daß, nachdem das Capitcl des
Stiftes letzterer Stadt sich zur Reformation Luthers hin-
geneigt hatte, der Kurfürst Albert, als Erzbischof von
Magdeburg, alle dem Dom von Halle geschenkten Kirchen-
zierden zurücknehmen und die Paramente in den Dom
von Mainz, die Gemälde, worunter einige von Lucas
Cranach, aber in die Stiftskirche von Aschaffenbnrg
bringen ließ. Leider wurde der größte Theil derselben
in den Jahren 1802 und 1811 aus derselben genommen
und zerstreut. Befanden sich indessen unter den von
Halle nach Aschaffenburg geführten Gemälden einige von
Matth. Grünewald, so wäre dessen Aufenthalt in dem
nördlichen Deutschland erwiesen und dessen Uebcrcin-
stimmung mit der Behandlungswcise des Lucas Cranach
leicht erklärlich. Zu untersuchen wäre auch, ob dieFlügcl-
bilder am Hochaltar des Doms zu Brandenburg vom
Jahr 1518 nicht von unserm Meister Grünewald gemalt
sind, was nach der Beschreibung in Kugler's Handbuch
im zweiten Band S. 126 als höchst wahrscheinlich erscheint.

Matthias G e r o n. 1540 — 1551,

Da dieser zu Lauingen in Bayern ansässig gewesene
Maler mit einem ganz ähnlichen Monogramm wie Mat-
thäus Grünewald seine Werke bezeichnet hat, so soll hier
desselben noch kurz Erwähnung geschehen. Brulliot in
seinem Diciionnairc J. S. 282 beschreibt ein Bild dieses
Register
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