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2V 20.

K u ns t b 1

alt.

Donnerstag, den 9. März 1843.

Gericht über die Kunstansstctiung zn KerUn
im Herbste 1812.

(Fortsetzung zu Nr.

Wir gehen über zu den Genrebildern. Es ist
schon oben bemerkt worden, daß sie an Zahl nicht mehr
überwiegen, und wir schließen daraus, daß manche treff-
liche Talente sich mehr ihrer eigentlichen Bestimmung,
der Historienmalerei, zugewandt haben, der sie sich bis-
her vielleicht aus Zaghaftigkeit entzogen hatten. Nicht
gls ob wir, glaubten, daS Genrebild werde je ganz be-
seitigt werden! cs hat seine ganz bestimmte Bedeutung
für unsere mehr als je der Betrachtung von „Zuständen"
zugewandte Zeir; auch ist es, mögen wir cs gestehen
oder nicht, das Genrebild, welches der neuern Kunst
den Weg zum Publikum gebahnt hat. Nur tritt cs jetzt
in seine natürlichen Gränzen zurück, und auch diesmal
fehlt cs nicht an ausgezeichneten Leistungen von Malern,
welche wirklich von der Natur zum Genre bestimmt sind.

Wir beginnen mit einigen Bildern, welche, streng
genommen, noch den historischen beizuzählen seyn würden.
Glücklicherweise hat uns der Heros des humoristischen
Genre, A. Schrödtcr in Düsseldorf, auch diesmal
nicht im Stiche gelassen; sein: Münchhausen, ein Jagd-
abenteuer erzählend, ist eine seiner meisterlichsten Schö-
pfungen. Der alte Lügner sitzt in der Wirthsstube an
einem Tisch, auf welchem eine Bowle dampft, um ihn
Bauern, Gensdarmen, Jäger, alle mit größter Span-
nung horchend. Der ideale Münchhausen ist durch dieses
Bild auf ewig festgestellt, und cs steht gar nicht mehr
in unserer Macht, ihn uns anders vvrzustellcn, als unter
dieser schlottrigen Gestalt, mit der langen Nase und
dem großen Maul, im Sammtrock und abgeschvssenen
grünen Mätzchen. Ueber die Zuhörer mögen wir gar
nichts sagen; es sind hier alle Abstufungen der Theil-
nahme und des Erstaunens in solch komischer Weise er-
schöpft, daß wir eine lange Exposition hinschreiben müß-
ten, ohne doch eine Idee von dem Ganzen geben zu

können. Nur Helldunkel fehlt dem Bilde, und doch be-
darf das Genre desselben so sehr! Hier, wo eö sich um
eine Scene des uns näher stehenden gewöhnlichen Lebens
handelt, verlangen wir billig auch eine größere Illusion
als in der Historienmalerei. — Das Cramen des Kan-
didaten Jobs, von Hasenclever in Düsseldorf, ist
hauptsächlich durch die außerordentlichen Köpfe der Era-
minatoren ein Lieblingsbild des Publikums geworden,
welche die alte Orthvdorie nach allen Seiten hin auf's
Gründlichste charakterisiren. Der Maßstab scheint uns
für den Gegenstand etwas zu groß; freilich ein Fehler,
den sehr viele Bilder dieser Ausstellung theileu. Das
richtige Gefühl hierüber wird sich einstcllen, sobald die
deutsche Historienmalerei mehr mit sich im Reinen sepn
wird. ,

Auch romantisch-sentimentale Genrebilder fehlen nicht.
Obenan steht Lessings Beichte im Walde, ein Werk
aus einer früheren Periode (1837), die wir abgethan
glauben. Auch die Ausführung reicht nicht an die der
neuern Bilder des Meisters; besonders vermißt man
die erforderliche Macht des momentanen Ausdrucks. —
Ein anderes Räuberbild, von Prof. C. F. Schultz, ist
freilich noch um Vieles schwächer; auf der Erde liegt ein
erschlagener Räuber, der mit dem schlafenden Räuber
Lcop. Robert's sehr große Achnlichkeit hat; neben ihm
steht ein nachdenklicher Kapuziner; auch ist die Färbung
viel kälter als bei Robert. Ebenso verhält es sich mit
dem „Schiffzug auf dem Rheine," welcher an einem naß-
kalten Morgen gemalt zu seyn scheint. — Ueberschwem-
mungen und Feuersbrünste sind in mäßiger Zahl vor-
handen; die vorzüglichste Leistung dieses Faches, eine
Ueberschwemmungsscene, gehört H. Rüstige in Frank-
furt a. M. — Die Strand - und Hafengenrebilder sind
schon weit zahlreicher, und die Schmuggler wird man
ebenfalls noch lange nicht ausrotten. Sv erscheint hier
eine Verlobung in der Normandie, von Henry Ritter
in Düsseldorf, als eine vortreffliche Darstellung, die den
Jordan'schen Heirathsantrag auf Helgoland, wenn freilich
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