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I rt t t

2V ri.

K u n s t b

Dirnstag, den 5. September 1843.

Erklärung.

Ich habe schon oft, und jetzt eben auf's Neue, hören
müssen,' dast man mir die Abfassung von Zeitungsarti-
keln über Gegenstände der Kunst zuschreibt, die nicht
von mir herrühren, und daß man mir solcher Gestalt
die Behauptung oder Verteidigung von Ansichten auf-
bürdct, die mit den meinigen zum Theil in sehr ent-
schiedenem Widerspruche stehen. Wer meinen Ansichten
näher zu folgen die Gewogenheit gehabt hat, würde auch
ohne meine Unterschrift erkennen, was von mir her-
rührcn kann und was nicht; für die klebrigen bemerke
ich, daß Alles, was ich schreibe, die Unterschrift meines
Namens oder etwa der Anfangsbuchstaben desselben (F.K.)
trägt, sowohl hier im Kunstblatte, als wenn ich gele-
gentlich einmal einen Artikel einer andern Zeitschrift
zum Abdruck zusende. Ich bitte, diese Erklärung gefäl-
ligst beachten zu wollen.

Berlin, d. 8. August ms. F. Kugler.

Neues aus DerUn.

8. August 1845.

Hrietcussaule. Museum. T-mida.

Der 3. August, der Geburtstag unseres verstorbe-
nen Königs und lange Jahre hindurch ein Festtag für
unser Volk, hat uns die Vollendung und Enthüllung
eines öffentlichen Denkmals gebracht, zu dem die Vor-
bereitungen schon seit etlichen Jahren im Werke waren.
Es ist dies die Friedenssäule im Mittelpunkte des
kreisrunden Belle-Alliance-Platzes am Halleschen Thore,
zu der vor drei Jahren der Grundstein gelegt wurde;
sie ist ein Denkmal der Friedenszeit, die damals bcreiis
ein Viertel Jahrhundert erreicht hatte, und die auf so
lange Frist dem preußischen Staate zuvor noch nie be-
schieden war. lieber einem kreisrunden Unterbau, um
den sich ein Becken für springendes Wasser herumzieht,
erheben sich fünf Stufen, und über diesen ein Piedestal,

auf welchem die Säule ruht. Der Schaft ist ein Mo-
nolith von Granit, ein wenig über 22 Fuß hoch. Das
Capitell von Marmor ist korinthischer Art, mit Adlern,
dem Symbol deS preußischen Wappens, auf den Seiten.
Es trägt eine kolossale Bronzestatue der Victoria, von
Rauch, die, in der Linken den Palmzweig haltend, mit
der Rechten den Siegeskranz gegen die Stadt erhebt.
Das Ganze hat vom Straßenpflastcr eine Höhe von
58 Fuß; doch ist, um dem Denkmal auch für de» Stand-
punkt aus der Ferne eine möglichst imposante Erschei-
nung zu verschaffen, der ganze Boden des Platzes bis
weit in die benachbarten Straßen hinein ansehnlich er-
höht worden, was nebst den mannigfachen Kanalbauten,
die dabei nöthig wurden, wohl der vorzüglichste Grund
war, weßhalb die Vollendung des Werkes sich so lange
hingezögert hat. Eine Inschrift findet sich an dem Mo-
numente nicht vor. — Die Schleifarbeit des Granit-
schaftes ist in der Werkstatt des Baurath Cantian er-
folgt und gicbt, eben so wie die große Granitschale vor
dem Museum, ein merkwürdiges Beispiel von der Voll-
endung in dieser Technik, die sich der alt-ägyptischen in
der Thal zur Seite stellen kann. Außerdem dient das
Denkmal zur wirksamen Dekoration der genannten Ge-
gend der Stadt, die in solchem Belange seither etwas
stiefmütterlich bedacht war; auch dürfte ein gefälligerer
Neubau des Thores und seiner mesquinen Seitenge-
bäude, die jetzt zu dem Denkmal einen sehr auffälligen
Contrast bilden, die nächste Folge dieser ersten Verschö-
nerung seyn. — Betrachten wir das Denkmal aber mit
künstlerischem Auge, so können wir uns mit seiner Cvm-
posirion nicht sonderlich einverstanden erklären. Abge-
sehen davon, daß die Säule über dem breiten und
kahlen Unterbau nothwendig dünn erscheint, daß die vier-
eckigen Stufen mit der Rundform des Unterbaues nicht
übereinstimmen wollen, daß der Säulenschaft uncanellirt
ist, mithin nicht lebendig aufwärts strebt, so ist die
ganze Erscheinung der Säule unbefriedigend. ES fehlt
ihr alle künstlerische Selbstständigkeit, Originalität und
Register
F. Kugler: Erklärung.
F. Kugler: Neues aus Berlin.
 
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