Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kunstblatt.

Donnerstag, den 20. April 1843.

Archäologische Schriften von I. E. G. Roulez.

Ms Belgien noch unter österreichischem Scepter stand,
fanden sich in den Memoires de l’Academie Imperiale et
Royale des Sciences et Beiles-Lettres de Bruxelles hie

und da schätzenswerthe Abhandinngen aus dem Gebiete
der Alterthumswiffenschaft, z. B. im ersten Bande vom
Jahr 1777 Memoire sur la röligion des peuples de l'an-
ciemie Belgique, par Mr. des Uoches; im dritten Bande
vom Jahr 1780 Dissertation, dans laquelle ou täche de
deterininer preeiscinent le port oü Jules-Cesar s’est
embarque pour passer dans la Grande-Bretagne, et
celui oü il aborda; aiusi que le jour prdcis oü il fit ce
voyage, par Mr. l’Abbe Manu; im vierten Bande V0M
Jahr 1783 Memoire liistorique et pbysique sur la sub-
stance connue des anciens sous le norn de pierre Sar-
copliage ou pierre Assienne, par Mr. de Launay; und
P. -1 Heylen, Disserlalio de antiquis ßoinauoruin mo-
liumentis in Austriaco Belgio superstitibits aliisque non
ila prideni abolitis, nec non de iis quae apud Tungros
et Bavacenses rcperta fuerunt. In unserem Jahrhundert
aber herrschen die politischen und cracten Wissenschaften
so ausschließend in diesen Akademieverhandlungen, daß
der Alterthumsforscher gar nicht gewohnt ist, in densel-
ben etwas ihn Jnteressirendes zu suchen. Dieser Um-
stand veranlaßt uns aus die seit einigen Jahren in den
Memoiren, vorzüglich aber in den Bulletins der Aka-
demie enthaltenen archäologischen Artikel aufmerksam zu
machen, welche Herrn Dr. Roulez, Professor der Ar-
chäologie an der Universität zu Gent, zum Verfasser
haben. Herr Roulez, der auf deutschen Universitäten
stndirt und sich auch als Philologe durch die Herausgabe
des Ptqlemaeus Hepbaestion rühmlich bekannt gemacht
hat, hat sich während seines Aufenthaltes in Paris und
Italien einen reichen Vorrath von Zeichnungen neu ent-
deckter Denkmale erworben, die er nun an dem oben
genannten Orte nach und nach veröffentlicht. Vorzug- !
lieb fic es der Kreis der Vasengemälde, welcher zwar

nicht mit ganz neuen Sujets, deren Abbildung dem rei-
senden Gelehrten auf rechtlichem Wege nicht so leicht zu
Theil wird, aber mit interessanten Variationen schon
bekannter Gegenstände bereichert wird.

Als ein Beispiel dieser Art nennen wir das Urtheil
des Paris nach einer Vase aus der.Sammlung des
Ritterp Pizzati in Florenz, welches auf eine von den
zahlreichen Darstellungen ganz abweichende Weise behan-
delt ist. Wenn cs nämlich nach der Mythologie, an
welche sich die bisher bekannten Kunstwerke anschließend
immer Venus ist, welcher der Preis von Paris zucr-
kannt wird, so erblicken wir hier den Apfel in der Hand
der Juno, welche vor dem schönen Hirten steht, durch
das Diadem auf dem Haupte, den als Schleier über
das Haupt geschlagenen Peplos, die lange doppelte Tu-
nica und den mit dem Granatapfel gezierten Scepter
unverkennbar bezeichnet. Hinter Juno, steht Minerva in
voller Rüstung, dem Paris und der Juno stolz den
Rücken kehrend und der Venus, welche in der Rechten
einen Myrtenzweig hält, zugewendct. Herr Roulez er-
klärt diese Eigeuthümlichkeit durch die von Crcuzer (zur
Gallerie der alten Dramatiker S. 10) gemachte Bemer-
kung, daß die Entscheidung des Paris zu Gunsten der
Venus von den Sophisten als Gegensatz zu der Wahl
des Herkules am Scheidewege behandelt worden sey, und
zieht aus den von Creuzer gegebenen Prämissen eine sehr
sinnreiche Folgerung für die Deutung der schönen Vase
des Carlsruhcr Museums. Wenn nämlich dort auf der
einen Seite des Paris Eutychia (Glückseligkeit) und
Aphrodite, auf der andern Athene, Here und Älymene
(Ruhm) stehen, so erkennt er darin die dem Prodikos
von Keos nachgeahmte ethische Auffassung des Gegen-
standes, und nimmt zu Erklärung der vorliegenden Dar-
stellung an, daß, ebenso wie Helena Lobredner an Gor-
gias und Jsokrates fand, ein Sophist auf den Gedanken
kommen konnte, die Rehabilitation des Paris zu über-
nehmen und ihn unempfänglich für die Reize der Venus
darzustcllen. Zur Bestätigung dieser Erklärung fügen
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen