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Das eine stellt die nenn Musen vor, Minerva in ihrer Mitte,
in heiterer Landschaft, unter Bäumen, in deren Zweigen
Tauben flattern, an einer Quelle, auf deren Spiegelfläche
Schwäne schwimmen; das andere Dante, von Virgil geleitet,
in der Vorhbllc, wo Homer und mehrere andere Dichter der
Vorzeit wandeln. Die Figuren sind etwa fußhoch. Der
Künstler gehört der neuer» Schule an, welche, wie cs
scheint, durch die deutschen Bestrebungen in Rom angeregt,
sich von der französisch-akademischen Behandlungsweise ent-
fernend, in größere Uebereinstimmnng mit der vaterländischen
Kunst des 16. und 15. Jahrhunderts zu setzen erstrebt. In
Anordnung, Bewegung und den dadurch gewonnenen Linien,
in Formenwahl und Zeichnung, vornehmlich der Gewänder,
auch der Gesichtszügc, hat Consoni sich sichtbar an Raphael,
und zwar an die Werke der vorletzten Epoche, gehalten; in
Betreff des Eolorits überhaupt einen etwas bräunlichen, den
alten Bildern eigenen Ton gewählt. Was auf diesem Wege
ein begabter Künstler erreichen kann, findet man gewiß hier
wieder, vornehmlich in dem Dantebild, bei welchem nur die
furchtbar, nicht vorhbllische, sondern in der That ganz höl-
lische Einöde auffällt, in welche die Dichter verbannt sind;
allein zweierlei vermißt man vom fremden Standpunkt ans:
die Eigenthümlichkcit der Auffassung, und die Einkehr des
Künstlers bei der Natur. Denn so wenig ein Kunstwerk ge-
nügt, das eben nur ans Naturstudien zusammengesetzt ist, so
wenig wird ein solches befriedigen, in welchem keine unmit-
telbare Einwirkung der Natur auf den Künstler sichtbar ist,
sonder» nur die von andern, wenn auch noch so vollendeten
Kunstwerken. Dies hindert indeß nicht, das Bestreben, sich
von allem theatralischen Pathos ab- und einfach wahrem
Ausdruck zuzuwenden, mit voller Freude und Zustimmung
anzuerkennen.
Berlin. Am i g. Oktober wurde dem Könige von einer
Deputation der Städte und Landgemeinden der sechs Pro-
vinzen, welche am 15. Oktober isho dahier gehuldigt hatten,
das Gemälde übergeben, welches, 14 Fuß lang und 9Vn Fuß
hoch, den Huldigungsakt historisch treu darstcllt, und wie den
König und die Angehörigen seines Hauses, so eine große An-
zahl der bei der Huldigung Anwesenden bildnißähnlich wieder-
giebt. Die Malerei ist vom Prof. Krüger; der Rahmen
nach einer Zeichnung des Prof. Strack von dem Bildhauer
Holde in.
Lot». Der hiesige Kunstverein hat zwei merkwürdige
Bilder von Jacquand in Paris um 5voo Frcs. angekauft.
Sic bieten eine Galleric der bedeutendsten Künstler und Ge-
lehrten a»S der Zeit Ludwigs XV. dar, wie sich diese auf dem
berühmten Cnfe Procope in Paris, dem Versammlungsorte
aller literarischen und künstlerischen Notäbilitäten der dama-
ligen Zeit, zusammenzufinden pflegten. Voltaire, Ronffean,
Marmvntel, Gressct, Vernet, Piron, Astrnc (der Chirurg)
u. s. w. sind hier i» den lebendigsten Gruppen zusammengc-
stellt, und die Köpfe sind mit einer Feinheit ausgeführt, wie
man sie nur etwa auf Chvdowiecki's (sehr seltenen) Oel-
gemälden findet. Um di- Personen kenntlich zu machen, hat
der Künstler jedem Bilde ein eigenes, eingerahmtcs Tableau
beigefügt, auf dem die Köpfe mit der Namensbezeichnung in
Bleistift, und zwar meisterhaft, ausgeführt sind.
Dresden. Die dem Könige von Sachsen vom Hamburger
Magistrat übersendete Danktafel ist von dem Maler Sol tau
ans Hamburg, der in Paris lebt, gefertigt. Die Adresse be-
findet sich auf einer Marmor vorstcllendc» Tafel, welche zwi-
schen den zwei Aestcn eines grünenden Eichstammes aufge-
hängt ist. lieber der Tafel thronen, von zwei Engclsgcstaltcn
gehalten, unter einer vereinigenden Krone, die Wappen Sach-
sens und Bayerns, zum Fuße der Tafel das Wappen Dres-
dens, und an den Seiten die der ander» vier Landestbeile,
des leipziger, crzgebirgischen, voigtländischen und oberlausitzer
Kreises, alle von sinnreich gewählten Attributen und Emble-
men der dem einzelnen Landestheile cigenthümlichcn Zweige
der Industrie, des Handels, der Künste und Wissenschaften
umgeben.
London. Auch die Königin von England erhielt eine Ham-
burger Danktafel. Die Malerei auf derselben, von Jacob
Gcnslcr, enthält außer den allegorischen Verzierungen, die
auf eine gemeinschaftliche Stammesabkunft der Hamburger und
Engländer deuten sollen, eine Zeichnung der beiden aus Eng-
land gekommenen Apostel, Winfried (S. Bonifacius) und
Willibrod, welche in Deutschland das Christenthum gepredigt
haben; ferner eine Darstellung der Verleihung der ersten
Hanbelsprivilegien an die Stadt Hamburg durch Heinrich III.
im Jahre 1266, welches Bild durch die Porträts der vier
Königinnen Englands, Maria, Elisabeth, Anna und Victoria,
eingefaßt ist; endlich mehrere denkwürdige Gebäude Londons
und Hamburgs. Die farbige Goldschrift auf dem Pergament
ist in dem Style der Renaissance gehalten. Das Ganze um-
geben Verzierungen von Waffen, Fahnen und National-Em-
blemen.
Paris. In der Kirche Saint-Germain-l'Aurerrois ist
eine neue Kapelle eröffnet, deren Gemälde von dem Maler
Joseph Guichard aus Lyon gefertigt und auS de», Leben
des heil. Landry, Bischofs von Paris, entnommen sind. Das
Hauptbild zur Rechten stellt den frommen Prälaten in dein
Momente dar, wo er die Goldgefäße seiner Kirche cinschmel-
zen läßt, um dem Volke von Paris in den Gräueltagcn der
Pest zu Hülfe zu kommen. Zur Linken ist die Apotheose
des Heiligen. Unter diesen große» Darstellungen lauft ein
gemalter Fries umher, der die Bestattung des Bischofs ent-
halt. Auf dem Altar, in schöner poetischer Einfassung, hat
der Künstler den gekreuzigten Erlöser gemalt, dessen Blut
Engel in goldene Schalen auffassen; darunter mehrere
Heilige.
Ludwig Philipp hat den Maler Garneray mit der
Ausführung eines Gemäldes beauftragt, welches die Einschif-
fung des Prinzen und der Prinzessin Joinville an Bord der
Belle -Poule darstcllen soll, in dem Moment, wo diese Fre-
gatte den Hafen von Rio Janeiro verläßt, um die Heimfahrt
nach Frankreich anzutreten.
Gemäldeversteigerung.
Montag den 15. Januar 1844 und die folgenden
Tage werden in München die von dem verstordcnen
königlich bayerischen Central-Gemäldegallerie-Direktvr
Georg von Dillis hinterlassenen Gemälde, worunter
sich Originalien von Johann Both, Kaspar Pous-
sin, Salvmon Ruysdael, Louis de Vadder,
Anton Waterloo ic. befinden, durch den verpflich-
teten Auktionator Lorenz Hirschvvgel öffentlich an
den Meistbietenden versteigert.
Kataloge sind in allen größeren Kunsthandlungen,
in München bei Mey und Widmaycr (Mar-Josephs-
Platz Nr. 12) zu haben.
Diejenigen, welche die Gemälde besichtigen wollen,
belieben sich m der Theresienstrasie Nr. 37 über 3 Stiegen,
zwischen 1Uhr und 2^ Uhr Nachmittags, anzufragcu.
München, den 15. Oktober i84s.
Unter Mitwirkung von De. Ernst Förster in München und De. Franz Kuglcr in Berlin, und unter Verantwortlichkeit
der I. G. Cotta'sche» Buchhandlung.
Das eine stellt die nenn Musen vor, Minerva in ihrer Mitte,
in heiterer Landschaft, unter Bäumen, in deren Zweigen
Tauben flattern, an einer Quelle, auf deren Spiegelfläche
Schwäne schwimmen; das andere Dante, von Virgil geleitet,
in der Vorhbllc, wo Homer und mehrere andere Dichter der
Vorzeit wandeln. Die Figuren sind etwa fußhoch. Der
Künstler gehört der neuer» Schule an, welche, wie cs
scheint, durch die deutschen Bestrebungen in Rom angeregt,
sich von der französisch-akademischen Behandlungsweise ent-
fernend, in größere Uebereinstimmnng mit der vaterländischen
Kunst des 16. und 15. Jahrhunderts zu setzen erstrebt. In
Anordnung, Bewegung und den dadurch gewonnenen Linien,
in Formenwahl und Zeichnung, vornehmlich der Gewänder,
auch der Gesichtszügc, hat Consoni sich sichtbar an Raphael,
und zwar an die Werke der vorletzten Epoche, gehalten; in
Betreff des Eolorits überhaupt einen etwas bräunlichen, den
alten Bildern eigenen Ton gewählt. Was auf diesem Wege
ein begabter Künstler erreichen kann, findet man gewiß hier
wieder, vornehmlich in dem Dantebild, bei welchem nur die
furchtbar, nicht vorhbllische, sondern in der That ganz höl-
lische Einöde auffällt, in welche die Dichter verbannt sind;
allein zweierlei vermißt man vom fremden Standpunkt ans:
die Eigenthümlichkcit der Auffassung, und die Einkehr des
Künstlers bei der Natur. Denn so wenig ein Kunstwerk ge-
nügt, das eben nur ans Naturstudien zusammengesetzt ist, so
wenig wird ein solches befriedigen, in welchem keine unmit-
telbare Einwirkung der Natur auf den Künstler sichtbar ist,
sonder» nur die von andern, wenn auch noch so vollendeten
Kunstwerken. Dies hindert indeß nicht, das Bestreben, sich
von allem theatralischen Pathos ab- und einfach wahrem
Ausdruck zuzuwenden, mit voller Freude und Zustimmung
anzuerkennen.
Berlin. Am i g. Oktober wurde dem Könige von einer
Deputation der Städte und Landgemeinden der sechs Pro-
vinzen, welche am 15. Oktober isho dahier gehuldigt hatten,
das Gemälde übergeben, welches, 14 Fuß lang und 9Vn Fuß
hoch, den Huldigungsakt historisch treu darstcllt, und wie den
König und die Angehörigen seines Hauses, so eine große An-
zahl der bei der Huldigung Anwesenden bildnißähnlich wieder-
giebt. Die Malerei ist vom Prof. Krüger; der Rahmen
nach einer Zeichnung des Prof. Strack von dem Bildhauer
Holde in.
Lot». Der hiesige Kunstverein hat zwei merkwürdige
Bilder von Jacquand in Paris um 5voo Frcs. angekauft.
Sic bieten eine Galleric der bedeutendsten Künstler und Ge-
lehrten a»S der Zeit Ludwigs XV. dar, wie sich diese auf dem
berühmten Cnfe Procope in Paris, dem Versammlungsorte
aller literarischen und künstlerischen Notäbilitäten der dama-
ligen Zeit, zusammenzufinden pflegten. Voltaire, Ronffean,
Marmvntel, Gressct, Vernet, Piron, Astrnc (der Chirurg)
u. s. w. sind hier i» den lebendigsten Gruppen zusammengc-
stellt, und die Köpfe sind mit einer Feinheit ausgeführt, wie
man sie nur etwa auf Chvdowiecki's (sehr seltenen) Oel-
gemälden findet. Um di- Personen kenntlich zu machen, hat
der Künstler jedem Bilde ein eigenes, eingerahmtcs Tableau
beigefügt, auf dem die Köpfe mit der Namensbezeichnung in
Bleistift, und zwar meisterhaft, ausgeführt sind.
Dresden. Die dem Könige von Sachsen vom Hamburger
Magistrat übersendete Danktafel ist von dem Maler Sol tau
ans Hamburg, der in Paris lebt, gefertigt. Die Adresse be-
findet sich auf einer Marmor vorstcllendc» Tafel, welche zwi-
schen den zwei Aestcn eines grünenden Eichstammes aufge-
hängt ist. lieber der Tafel thronen, von zwei Engclsgcstaltcn
gehalten, unter einer vereinigenden Krone, die Wappen Sach-
sens und Bayerns, zum Fuße der Tafel das Wappen Dres-
dens, und an den Seiten die der ander» vier Landestbeile,
des leipziger, crzgebirgischen, voigtländischen und oberlausitzer
Kreises, alle von sinnreich gewählten Attributen und Emble-
men der dem einzelnen Landestheile cigenthümlichcn Zweige
der Industrie, des Handels, der Künste und Wissenschaften
umgeben.
London. Auch die Königin von England erhielt eine Ham-
burger Danktafel. Die Malerei auf derselben, von Jacob
Gcnslcr, enthält außer den allegorischen Verzierungen, die
auf eine gemeinschaftliche Stammesabkunft der Hamburger und
Engländer deuten sollen, eine Zeichnung der beiden aus Eng-
land gekommenen Apostel, Winfried (S. Bonifacius) und
Willibrod, welche in Deutschland das Christenthum gepredigt
haben; ferner eine Darstellung der Verleihung der ersten
Hanbelsprivilegien an die Stadt Hamburg durch Heinrich III.
im Jahre 1266, welches Bild durch die Porträts der vier
Königinnen Englands, Maria, Elisabeth, Anna und Victoria,
eingefaßt ist; endlich mehrere denkwürdige Gebäude Londons
und Hamburgs. Die farbige Goldschrift auf dem Pergament
ist in dem Style der Renaissance gehalten. Das Ganze um-
geben Verzierungen von Waffen, Fahnen und National-Em-
blemen.
Paris. In der Kirche Saint-Germain-l'Aurerrois ist
eine neue Kapelle eröffnet, deren Gemälde von dem Maler
Joseph Guichard aus Lyon gefertigt und auS de», Leben
des heil. Landry, Bischofs von Paris, entnommen sind. Das
Hauptbild zur Rechten stellt den frommen Prälaten in dein
Momente dar, wo er die Goldgefäße seiner Kirche cinschmel-
zen läßt, um dem Volke von Paris in den Gräueltagcn der
Pest zu Hülfe zu kommen. Zur Linken ist die Apotheose
des Heiligen. Unter diesen große» Darstellungen lauft ein
gemalter Fries umher, der die Bestattung des Bischofs ent-
halt. Auf dem Altar, in schöner poetischer Einfassung, hat
der Künstler den gekreuzigten Erlöser gemalt, dessen Blut
Engel in goldene Schalen auffassen; darunter mehrere
Heilige.
Ludwig Philipp hat den Maler Garneray mit der
Ausführung eines Gemäldes beauftragt, welches die Einschif-
fung des Prinzen und der Prinzessin Joinville an Bord der
Belle -Poule darstcllen soll, in dem Moment, wo diese Fre-
gatte den Hafen von Rio Janeiro verläßt, um die Heimfahrt
nach Frankreich anzutreten.
Gemäldeversteigerung.
Montag den 15. Januar 1844 und die folgenden
Tage werden in München die von dem verstordcnen
königlich bayerischen Central-Gemäldegallerie-Direktvr
Georg von Dillis hinterlassenen Gemälde, worunter
sich Originalien von Johann Both, Kaspar Pous-
sin, Salvmon Ruysdael, Louis de Vadder,
Anton Waterloo ic. befinden, durch den verpflich-
teten Auktionator Lorenz Hirschvvgel öffentlich an
den Meistbietenden versteigert.
Kataloge sind in allen größeren Kunsthandlungen,
in München bei Mey und Widmaycr (Mar-Josephs-
Platz Nr. 12) zu haben.
Diejenigen, welche die Gemälde besichtigen wollen,
belieben sich m der Theresienstrasie Nr. 37 über 3 Stiegen,
zwischen 1Uhr und 2^ Uhr Nachmittags, anzufragcu.
München, den 15. Oktober i84s.
Unter Mitwirkung von De. Ernst Förster in München und De. Franz Kuglcr in Berlin, und unter Verantwortlichkeit
der I. G. Cotta'sche» Buchhandlung.