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422

Marquis Massimo d'Azeglio ein, Alessandro Man-
zvni's Schwiegersohn, und auch als Schriftsteller vor-
theilhaft bekannt. 1 Sein Fach ist daS der historischen
Landschaft, sein vorzüglichstes Bild die Darstellung des
Kampfes der italienischen und französischen Ritter bei
Barletta, während der Feldzüge Gonsalvv's von Cor-
dova in Apulien, in welchem ersterc Sieger blieben. 2
Ein neueres Werk, welches ich bei ihm sah, ist der erste
Sforza, welcher beim Ackerbau, von Kriegsleuten anf-
gcfordert, ihnen sich anzuschließen, dem Zufall die Ent-
fcbciduug überläßt, indem er sein Grabscheit auf einen
Baum wirft und wartet, ob dasselbe herunterfallen werde
oder nicht.

Die Kunstausstellung der Akademie, die ich im Pa-
last der Brera sah, war so unbedeutend, daß ich am
liebsten davon schweige.

Pietro Anderloni ist immer als Lehrer wie als
ausübender Künstler thätig. Seinen schönen Stichen
nach dem Heliodor und Attila in den vatikanischen Zim-
mern wird ein drittes Werk Raphaels folgen: Salv-
mvns Urrheil in der Stanza dclla Segnatura, nach einer
Zeichnung des tüchtigen Consvni in Rom.

Die wichtigsten Gebäude Mailands werden jetzt von
dem Kupferstecher Ferdinande Cassina in geome-
trischen Abbildungen herausgegeben. 3 * 5 Im Vergleich
mit vielen andern/auch weit weniger wichtigen Städten
Italiens, hat Mailand eine verhältnißmäßig geringe
Zahl älterer Bauten bewahrt. Politische Verhältnisse
haben dazu mitgewirkt: die Zerstörung durch Kaiser
Friedrich >., das entsetzliche Elend, welches die Kriege
in der ersten Hälfte des l6. Jahrhunderts über die Stadt
brachten, die gewissermaßen ein Spielball war in den
Händen der Franzosen und der Kaiserlichen. Endlich ist
der von Jahr zu Jahr zunehmende Wohlstand dazu ge-
kommen und die Baulust, welche in einigen Theilen,
z. B. dem Cvrfo di Porta orientale, ein ganz neues
und brillantes Mailand geschaffen hat, das aber freilich
den großen Straßen Londons oder Berlins ähnlicher
sieht, als einer italienischen Stadt, so wenig hat die
Architektur einen nationalen Charakter bewahrt. Den-
noch blieben viele interessante und schone ältere Gebäude,
Kirchen wie Paläste, von dem Dom und S. Ambrogio

r Er ist Verfasser der auch in's Deutsche übertragenen
Romane: FiUorc Fieramosca und Niccolö de} Lopi, üie in
Italien großes Glück machten. — Sein Bruder Roberto
d'Azeglio ist Direktor der kbnigl. GaUcrie zu Turin und
Herausgeber des großen Werkes über dieselbe. (Vcrgl. Kunstbl.
ms, Nr. 72.)

2 In Kupfer gestochen von Cornacchia und Ba-
selli zu Parma. (Vergl. Kunstbl. i84o, Nr. 75.)

3 Lc l'ubbrichc piü cospicuc di Milano pubblicole per

cura deli' incisore Ferdinando Cassina. In Heften voll

5 — 8 Kupfertafeln. (Auf 50 Hefte berechnet, « s Lire.)

nicht zu reden, die Bauten der Sforza's, wie das große
Spital, welches unter Franz I. entstand, die Kirche
Marie belle Grazia, unter Lodovico il Moro erbaut,
neben welcher Lionardo da Vinci im Refektorium das
Abendmahl malte, die Vramanteschen Kirchen, welche
zum Theil (so Sta Maria presso S. Satiro) durch nach-
malige Restaurationen gelitten haben, unter denen aber
Sta Maria presto S. Cello immer noch von großer
Schönheit ist; ans neuerer Zeit die Höfe des Palazzo
della Contabilitü, (ehemals das Borromeische Schweizer-
Collegium), des erzbischöflichen Seminars u. s. w. Eine
Sammlung von guten Abbildungen der wichtigsten dar-
unter wird also immer einen höheren alö bloßen Lokal-
werth haben.

Als ich (im Juli d. I.) in Mailand war, kam da-
selbst die Nachricht ein, daß S. Maj. der Kaiser beschlossen
habe, dem Karthäuserorden Kirche und Kloster der Cer-
tosa bei Pavia zurückzugcbcn, und so zu dessen Gunsten
eine Ausnahme von den Josephinischen Verordnungen,
in Betreff der Mönche in der Lombardei, zu machen.
Vorerst sollen zwölf Geistliche dahin zurückkehren. Ge-
wiß wird jeder sich freuen, dies splendide Denkmal der
Prachtliebe, ich wollte ich könnte sagen Frömmigkeit, der
Visconti von Neuem der Obhut dieses Ordens anver-
trant zu sehen, der es so lange und sorgsam bewahrte.
Die Beschuldigung iudeß, die kaiserliche Regierung habe
die Certosa ihrem Untergange entgegengehen lassen —
eine Beschuldigung, die ich wiederholt gehört und gele-
sen — ist höchst ungerecht. In den ersten Zeiten nach
der Aufhebung des Ordens in diesen Gegenden und
während der französischen Occupation ist zwar Vieles be-
schädigt worden, Vieles abhanden gekommen; durch die
lange Verödung haben die Gebäude hie und da leiden
müssen: aber man braucht nur einen flüchtigen Blick
auf Kirche wie Kloster zu werfen, um sich davon zu
überzeugen, daß beide gegenwärtig mit großer Sorgfalt
unterhalten werden. So haben, um auch das Detail
zu erwähnen, die schönen Erzgitter, die reichen Pietrei
dure-Arbeiten an den Altären und die Gemälde nichts
von ihrem Glanz und ihrer Farbenpracht verloren.

Alfv. Rennioiit.

Aesthetik.

Drei Vorlesungen über Kunst, von Wilhelm
v. Kügelgcn. Bremen 1842.

In vielen deutschen Städten hat man neuerer Zeit
angefangen, einen Kreis gebildeter Hörer und Hörerin-
nen zu versammeln und ihnen auf mehr oder weniger
populäre Weise Ergebnisse wiffenscbafklicher Forschnnge»'
in einzelnen Vorlesungen mitzutheilen. Wie viel sich
Register
Wilh. V. Kügelgen: Aesthetik: Drei Vorlesungen über Kunst.
 
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