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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 25.1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.3206#0038
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2V 10.

Kunstblatt.

Donnerstag, den 1. Februar 1844.

Mythologie und Archäologie.

1. Apollons Ankunft in Delphi. Von
P. W. Forchhammer. Kiel 1840. 4.

2. Phriros der Herold. Von Ed. Gerhard.
Berlin 1842. 4.

3. Etymologisch - symbolisch - mythologisches Real-
Worterbuch, zum Handgebrauche für Bibelfor-
scher, Archäologen und bildende Künstler u. s. w.
Von F. Nork. Stuttgart 1843. Gr. 8.

4. Antike Marmorwerke, zum erstenmal bekannt
gemacht von Emil Braun. Leipzig 1843.

(Fortsetzung.)

Wenn daher die griechische Mythologie in der All-
gemeinheit, wie cs in dem ersten Bande der Hellenika
entweder geschehen ist oder angekündigt wird, aus den
gewöhnlichen Naturerscheinungen der Regengüsse, Berg-
ströme, der aufsteigenden Nebel und Dünste abgeleitet
wird, so können wir dieß viel eher mit der Thätigkeit
eines Gelehrten, der in dem vielverschlungenen Laby-
rinth der Mythologie nach einem sicher leitenden Faden
sucht und sein System auf einem einmal gefundenen
Prinzip construirt, vereinigen, als mit der Vielseitigkeit
des griechischen Mythus. Welche Ansicht man auch über
diese Mythen haben mag, das wird doch allgemein an-
zunehmen seyn, daß sie ein im Laufe vieler Jahrhun-
derte gebildetes Produkt eines lebendigen, phantasiereichen
Volkes sind. Wie ist es denkbar, daß die verschiedenen
von einander getrennt wohnenden Stämme mit so gro-
ßer Uebereinstimmung ihr Augenmerk nur auf das
Wasser und die Luft und deren Metamorphosen gerichtet,
und an diesem Leitfaden ihre Sprache geschaffen, andere
eben so nahe liegende Erscheinungen aber, wie die regel-
mäßige, auf das Leben der Menschen so vielfach cinwir-
kende Bewegung der Sonne, des Mondes und der

Gestirne, die meteorologischen Erscheinungen, so wie die
ethischen Verhältnisse des Lebens ganz unbeachtet ge-
lassen haben sollten? Die Consequenzen, zu denen sich
Herr Forchhammer fortreißen läßt, werden am auffal-
lendsten, wenn er auf die Poesie übergeht. Das Epos
hatte nach seiner Ansicht nur Physik zu seinem Inhalt;
es stellte die Erscheinungen des Jahrescyklus dar, und
daher hieß es cyklisches Epos (Hellen. S. 360). Jedes
cyklische Epos mußte ursprünglich einen dem cyklischcn
Fest, an dem es gesungen wurde, entsprechenden Inhalt
haben. Darnach müßte der Inhalt der Winter-, Früh-
lings-, Herbst- und Sommer-Epen verschieden seyn.
An den Pamboeoticn sang man von der versteinerten
Jodama, von den Freiern der Kalirrhoe, auch wohl von
den thebäischen Helden, deren winterlichen Charakter der
zweite Band der Hellenika schildern soll. An den Cha-
risien von Orchomenos sang man von dem Frühlings-
helden Etcvkles, an den olympischen Festen sang man
Herakleien, an den Panathenäen pries man den Thcseus.
Die Ilias ist ein cyklisches Epos, welches den
Kampf des Winters gegen die Erde darstellt.
Der niSa; ojy.v; Aydhv; ist nichts anderes als der^7!k^-
Xho; Syjäo;, d. h. der Spercheios fließt während seines
laugen Laufes, in seinen Ufern gebändigt, hastig
xö/jsros) daher; an seiner Mündung aber wird er, in
Folge der Vermischung der lehmreichen Fluth mit dem
Meer, seiner Lippen beraubt, er wird ein Sysdog, oder
pcrsonificirt ein AydUvs (Hellen. S. 22). Der mytho-
logische Dolon ist nichts anderes, als der Nebel. Und
wie geht dieß zu? In den germanischen Sprachen be-
deutet Fuchs, Voss, geradezu Nebel. Im Isländischen
heißt Vosslciauii ein Kleid gegen die nasse Luft, dessen
sich besonders Schiffer bedienen, ein Nebelkleid. Daher
im Englischen tax (fogs) der Fuchs, und fog der Nebel.
Reineke Voß ist auch nichts anderes, als der Nebel.
Der Fockmast und das Focksegcl haben ihren Namen da-
her, weil sie den Nebel durchschneiden oder weil sie dem
Steuermann im Nebel verborgen sind. Das Fockscgel
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