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Vegnffsüberseyiingen, denn sonst würden sie wenigstens
den Begriff verständlich ausdrücken. Daß der Cultns der
Alten ein Kalenderdienst war, alle Götter Prädikate
des Sonnengotts als männlichen oder warmen Naturprin-
zips, alle Göttinnen Prädikate der Mondgöttin al-s des
weiblichen oder feuchten Naturprinzips seyen, daß ihre
Kämpfe, Tod, Vegräbniß und Auferstehung sich ans den
Wechsel der Jahreszeiten beziehen, ist so oft erhärtet
worden, daß diejenigen, auf welche Vernunftgründe ein-
wirken, schon längst den euhcmcristischcn Standpunkt
verlassen haben. Daß endlich in den alten Religionen,
weil sie Naturdienst waren, die Gottheit, als schaffendes
Prinzip aufgefaßt, in jenem Körpergliede verehrt wurde,
welches diese Idee am deutlichsten verbildlichte, versteht
sich von selbst; daher jenes Symbol in den Mysterien
als Sinnbild der geistigen Wiedergeburt nach dem phy-
sischen Tode eine Nolle spielte und sogar zur Hieroglyphe
der methaphysischen Philosophie erwählt wurde. Diese
Bemerkung gilt für diejenigen, welche an den so oft in
diesem Wörterbuch auf den Lingamcultus hinweisenden
Erklärungen Anstoß nehmen möchten, weil ihre befleckte
Phantasie an die kindlich naive Weltanschauung der Vor-
zeit nicht zu glauben vermag."

(Fortsetzung folgt.)

Lithographie.

I-u Lathedrale de Strasbourg d’apres le Da-
guerreotype. Daguerreotype par E. Simon.
Rapporte, dessine et grave d’apres des vues
priscs au Daguerreotype par J. G. Bach,
sous la dircction de Mr. E. Simon. Impr.
E. Simon ä Strasbourg. Verlag von Schmidt
und Grucker daselbst. Jmper. Folio.

Man hat schon verschiedene Versuche gemacht, archi-
tektonische Kunstwerke mittelst der Lichtwirkung aufzu-
nehmen, und namentlich sind in Mailand über den
dortigen Dom und andere Bauten solche Blätter, doch
nur in kleinerem Format und nicht ohne Zuthat male-
rischer Effekte, erschienen. Ein anderes, gründlicheres
und durchaus großartiges Unternehmen ist hingegen in
dem vorliegenden, in Stein gestochenen Blatte gelungen.
Der Straßburger Münster, von so hoher Vollendung
auch in seiner unvollendeten Riesengestalt, ist hier mit
einer ungemeinen Klarheit, die man durchsichtig nennen
möchte, und mit einer Kraft wiedergegeben, daß der von
der Natur selbst bewirkte Abdruck zugleich in der ganzen
künstlerilchen Schönheit, so weit sie durch das Mittel
der Kunst auf diese Weise nachgebildet werden mag, vor

Augen steht. Der ßeichner ist mit richtigem Gefühl der
Handlcitnng des die Natur in ihren unbeweglichen For-
men so streng reproducirenden Instruments gefolgt, und
hat bei aller Pünktlichkeit der Ausführung des Einzelnen
die Gesammtheit, besonders an der Foyade, die den
Hauptgegensiand des Blattes bildet, in einer befriedi-
genden Harmonie und in einem kräftigen Tone erschei-
nen lassen. Das Blatt wird überall, wo cö gesehen
wird, Freude machen.

cn.

Nachrichten vom December.

Nauwerke.

London. Am 8. December sind die Maurerarbeitcn an
der neuen Börse vollendet worden. Als Wahrzeichen wurde
die Grille (gnishoppcr), das Wappenzeichen des Erbauers der
allen Börse, welches auf dem Glocienlhurm der levtern an-
gebracht gewesen war, auf die Spitze des östlichen Thurmcs
der neuen Börse gesetzt.

Acrsaillcs. Am ,2. November wurde die seit hundert
Jahren im Bau begriffene hiesige Kathedrale eingeweiht.

Äonen. Die sehr alte, seit vierzig Jahren verlassene und
z">" Theil zerfallene Kirche zu Painville wird auf Befehl des
Ministeriums, als eines der merkwürdigsten Denkmäler der
Architektur, wieder hcrgestcUt.

Conflantinopcl. Am ,8. November fand die Grundstein-
legung zu dem neuen Palaste von Beschiktasch statt. Derselbe
wird von Stein gebaut, was bisher ohne Beispiel war, und
soll binnen sieben Jahren vollendet werden.

Mlalcrci.

Aom. Overbeck arbeitet fortgesetzt an seinen Zeichnun-
gen zu einem Bibelwerk, Christus, der die Pharisäer an-
redet, und Pilatus, der den dorncngekrönte» Heiland der
Menge vorstellt. sind die zuletzt behandelten Gegenstände. Der
Vortrag ist überaus großartig, der Styl der Zeichnung breit
und die Jdeenentfaltung eben so poetisch als klar. — H a u -
sers jüngstes Gericht, bestimmt für die von Lord Shrewsburt)
errichtete Kirche, hat auch in der Ausführung reichen Beifall
geerntet. — Scitz ist noch immer mit der Ausführung der
von Overbeck erfundenen Evangelisten und Apostel i» Castel
Gandvlfo, wo D. Carlo Torlonia eine Kapelle erbaut hat,
bcschäfiigt. Sie werden in einer Art von Tempera auf die
Mauer gemalt, »nd der Meister ist mit der Arbeit sehr zu-
frieden. — Keller ist mit der Zeichnung der Disputa zu
Ende. Jetzt bleibt ihm »ur übrig, das Ganze in Harmonie
zu bringen, eine Arbeit, die indessen immer »och einige Mo-
nate vc>langen wird. Derselbe ausgezeichnete Kupferstecher
hat so eben auch die letzte Hand an das andere Evangelisten-
paar gefegt, das er nach Overbecks Cartons gestochen, und
von denen die beiden ersten schon zu Anfang des Sommers
den Beifall aller Kenner davon gelrage» haben. — Riedel
hat für Herrn v. Klenze ei» Bild vollendet und bereits ab-
gesandt. welches die Reife seines Talents und das wvhlbc-
wubte Mollen des Künstlers in neuen Phasen glänzend offen-
bart. Am Mcercsufcr ist eine junge Frau mit ihrem kleine»
Säugling in Schlummer versunken. Zu ihren Füßen liegt
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