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2V ei.

Kunstblatt.

Wienstag, den 30. Juli 1844.

Wie Wiener Kunstausstellung im Jahre 1844.

(Schluß.)

Unter den Genremalern ist, da Danhauser nichts
eingeschickt, Waldmüller der hervorstechendste. Sein
„Erstehen zum neuen Leben" und seine „Nieder-öster-
reichische Bauernhochzeit" zeigen eine treue, nur allzu
ängstliche Auffassung acht nativnellen Treibens, mit
höchst detaillirter Ausarbeitung, wie wir sie in allen
seinen Arbeiten finden. Es mangelt ihm nur der dens
in »Obis; daher die Gruppen auf dem zweiten Bilde
viel zu gedrängt sind. Daö erste Gemälde stellt einen
Landmann dar in dem Moment, wo er, auf sein Weib
gestützt, zum ersten Male über die Schwelle seines Hauses
tritt und dankbar seinen Blick znm Himmel wendet,
während seine Familie ihn freudig betrachtet und der
Frühling eben die ersten Knospen treibt. Das ist ein
gemüthvoller Gedanke, der auf das Herz unserer guten
Wiener seine Wirkung nicht verfehlt. Schwächere Künst-
ler benützen diesen Wienercharakter und suchen nur zu
rühren, vergessen oder verdecken aber damit die Schwä-
chen ihrer Malerei. Waldmüller hat eine große Kreuz-
abnahme zu malen unternommen, aber für solche Ge-
genstände reicht sein Talent nicht ans; seine Schwächen,
die bei seinen Genrebildern hinter der fleißigen Durch-
führung sich verbergen, treten hier dagegen stark hervor.
ES ist kein rechtes Leben in den Lebendigen, kein rechter
Tod im Tobten. — L'Allemand haben wir schon bei
den historischen Gemälden erwähnt. Unter den andern
thun sich noch Goebcl, Borsos, Ranftl und Treml
hervor. G vcbelS Aquarellpvrträt der Fürstin Schwar-
zenberg hat Haltung und Charakter. Treml gefällt
sich in militärischen Scencn, die viel Lebendigkeit haben,
aber etwas Manier. Ranftl hat schon früher im Thicr-
stücke hervorragendes Talent gezeigt, und auch jetzt hat
jm Genre seine humoristische Auffassungsweise Erfreu-
liches zu Tage gefördert. BvrsoS' Stillleben haben
inehr Frische als seine Genrebilder. Wir wünschen ihm

und Andern diesen inner» Zug der Bestimmung wohl
zu beachten, da eine andere Sphäre als die, wofür sie
geschaffen sind, ihnen leicht Gefahr bringen könnte. In
Wenigem tüchtig ist besser, als in Vielem schwach. —
G. van Haanen, Lampi, Ritter u. A. konnten uns
nicht in dem Maße ansprechen. Wien hat so viel ächt
Volksthümlichcs, daß ein Künstler, welchem Empfin-
dung dazu nicht abgeht, nicht nvthig hat. Fremdes aus
allen Welttheilen zusammen zu raffen, und es nebenbei
so französisch leicht hinzupinseln, wie z. B. He icke in
seinen Beduinen und der Rückreise der Pilger von Mekka
nach Kairo gethan hat. Das Genrebild wie die Land-
schaft sind mit Volksthümlichem so verwachsen, daß kein
Künstler ohne Nachtheil den heimischen Boden verlassen
kann. Der eigenthümliche, durchaus nationell-verschie-
dene Ton, der in der Farbe des Zimmers und der Luft
herrscht, will von Jugend auf eingesogen seyn, um in
einer künstlerisch gestimmten Seele eine entsprechende
Empfindung zu erregen; und diese eigenthümliche Em-
pfindung muß uns mit einer Sehnsucht nach der Hei-
math erfüllen, wenn sie innig genug gegeben ist. Die
Phantasie eines Genre- und Landschaftmalcrs sott jeder
allzu unruhigen Bewegung fremd seyn, und sich durch
einen Zug von Außen in ihrer Heiterkeit nicht stören
lasse».

Die hiesigen Landschaftmaler, deren Anzahl im Ver-
hältnis' sehr groß und deren Leistungen in vieler Bezie-
hung tüchtig sind, bemühen sich viel zu wenig, dem
Gemälde einen gleichmäßig durchdringenden Grundton
zu geben, der aus einer alle Nüancen des Naturlebens
mit Eigenthümlichkeit auffassenden Empfindung hervor-
geht. Selten sieht man ein großes Stück Natur mit
dem Geiste aufgcfaßt, daß cs die Seele mächtig ergreife.
Es ist meistens nur ein Stückwerk, das »ns gegeben
wird, nur Skizzen aus einer Neisemappe, wie sie ein
mehr oder minder geistreicher Mann, aber nicht ein
Künstler, auf seinen Wanderungen entwirft. Man sieht
ordentlich, wenn man die Zahl der Landschaften, die
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