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bei weitem hundert übersteigt, durchgeht, wohin die
Künstler, wie Zugvögel, ihre Wanderungen machen.
Die Hyperromantischen, im Verein mit den altern Jdea-
lisirenden, zu denen Th. End er gehört, wandern nach
Italien und Südtprol; die Andern, deren Romanticis-
mus in grünen Gewässern und violetten Bergen mit
ewigem Schnee sich verläuft, ziehen nach Steyermark
und dem Salzkammergute, und den wenigsten ist die
Natur in ihrer Heimath gut genug, und meinen, wie
im Lebem nicht der Stand dem Mann, sondern der
Mann dem Stande Ehre bringt, so auch in der Land-
schaft; nicht sie macht das Gemälde, sondern der Künst-
ler macht aus der Landschaft ein Gemälde. Zu diesen
letzter», denen wir im Ganzen Beifall zollen, gehören
vor allen Feid, Stein seid, Loos, Altmann,
Fischbach und Naffalt, dessen Gemälde um so mehr
Anerkennung verdienen, als sie aus ganz einfachen Ge-
genständen ein Ganzes zu machen verstehen, denen man
das Streben ansieht, nach Kräften die Natur wahr auf-
zufassen. — Wiehert und ganz vorzüglich R. v. Han-
nen gaben uns Winterlandschaften. — Unter den Künst-
lern, die nicht in Wien domiciliren, haben Krüger
aus Jena, Hasenpflug ans Halberstadt, Canella
und mehrere Münchener (letztere haben meist einen
schmutzigen Farbenton) Landschaften und Architekturstücke
cingeschickt, die nicht ohne Talent gearbeitet sind. —
Unter den Seestückeu von Smith, Rieger, Peters
und Tauneur sind'es die Arbeiten des letztern, die
durch ihre Farbe und Haltung die Aufmerksamkeit ver-
dientermaßen auf sich lenken.
Im Tyicrstisck suchen wir Hauermann vergebens.
Außer Ran st l ist keiner, dessen Leistungen in diesem
Fache auf eine tiefere Bedeutung Anspruch machen. —
Unter den Obst-, Blumen- und Früchtestücken findet
sich manches Gute.
Auf die Lithographien, Kupferstiche u. s. f. können
wir hier nicht eingehen. Die wenigen Glas- und Por-
zellanmalereien zeigen, daß der Ton noch nicht getroffen
ist, sie dem Stoffe gemäß zu behandeln. Viel Künstelei,
aber keine Kunst.
Zum Schluffe wollen wir noch einen Blick auf die
plastischen Werke werfen. Das Auffallendste ist ihre ge-
ringe Anzahl. Während die Zahl der Aquarelle gegen
130 beträgt, die der Oelgemälde 400 übersteigt, ist die
Zahl der plastischen Arbeiten kaum 50, und darunter die
meisten aus Gyps, Elfenbein oder Terracotta. Man
würde sich sehr irren, wenn mau glaubte, cs gäbe keine
Talente. Wir haben an K lieb er ein eben so großes,
als nur irgend eine Stadt in Europa, aufzuweisen, und
nächst ihm giebt es eine Menge tüchtiger Arbeiter, die
sich aber meistens mit Grabsteinen - und Pfeifenschneiden
forthelfen müssen. In größern plastischen Arbeiten, Ver-
zierungen auf öffentlichen Gebäuden, Gärten u. s. f.
werden unsere Künstler viel zu wenig beschäftigt. Auf
den Kunstschulen ist die idealisirte Antike vorherrschend
und die christliche Plastik ohne künstlerische Durchdrin-
gung. Daher haben auch so viele an der Plastik kein
Gefallen; es fehlt ihnen an einem Schlüssel zum Ver-
ständniß. Darin liegt wohl für Private eine Entschul-
digung. So lange einheimische Talente hinlänglich be-
schäftigt sind, ist es gut, Fremde zu berufen, aber wenn
die einheimischen Künstler darben, sollte man vor allen
ihnen Arbeit, die ihren Talenten angemessen, anweisen.
Seit der Reitcrstatue Josephs II. ist, mit Ausnahme der
Arbeiten der Pensionäre in Rom und einigen andern
Statuen in Sandstein, keine öffentliche große Arbeit
von einheimischen Künstlern gemacht worden; eine That-
sache, die für Künstler so niederdrückend wirkt, als daß
wir sie nicht hätten erwähnen sollen. Das Schöne muß
gefördert werden, das Nützliche geht von selbst. Da ist
es ein übelangebrachter Grundsatz, die Hände in den
Schooß legen, bis ein großer Künstler, wie Athene aus
Zeus' Haupte, entspringt. Und wer ist da, um den He-
phaistos zu machen? In der Plastik kann ein Künstler
nur aus tüchtigen Technikern erwachsen, und die Praktik,
die so leicht verloren geht, soll angemessen genährt wer-
den. In Wien hat sich so Manches erhalten, was noch
selten geübt wird; wir haben noch Holzschneider und
Bildhauer, die frei aus dem Steine hauen und nicht
auf den Punkt arbeiten. Und wer sieht nicht ein, in
welch' lebendiger Wechselwirkung diese Technik mit der
Kunst ist. Wir freuen uns, daß Baron Clem. Hügel
auf den Gedanken gekommen, die österreichischen Helden
von Alery in Statuetten aus Terracotta, die später in
Erz gegossen werden sollen, darstellen zu lassen. Wir
benützen diese Gelegenheit, um auch einige ehrenfeste
Bürgersleute zu erwähnen, die kräftig chie Kunst unter-
stützen. Wer wäre es sonst, als Arthaler, Vck u. A.,
die einen Danhauser, Amerling, Hau ermann,
Stcinfeld u. unterstützten? Ihre Namen sind, trotz
ihrer Verirrungen, mit der österreichischen Kunst innig
verwachsen und geben auch derselben einen bürgerlich
festen Charakter. Um nun auf die wenigen plastischen
Werke zurückzukommen, so verdienten unter den vielen
Wachs- und Gypsporträts nur die Wachsporträts des
Medailleurs C. Radnitzky genannt zu werden. Sie
sind in der Technik und Auffassung vollendet, und im
Ganzen, worauf es, dem Stoffe gemäß, ankommt, mit
Lebendigkeit aufgefaßt und dargestcllt, und so in einer
Art geleistet, wie es kein Zweiter nach ihm zu -leisten
fähig ist. In seinen Porträts sind Leben und Charakter.
— Preleuthners Statuetten des Hagen und Volker
aus dem Nibelungenliede verdienen genannt zu werden.
Sonst ist, außer einem tvdten Christus von Schroth,
bei weitem hundert übersteigt, durchgeht, wohin die
Künstler, wie Zugvögel, ihre Wanderungen machen.
Die Hyperromantischen, im Verein mit den altern Jdea-
lisirenden, zu denen Th. End er gehört, wandern nach
Italien und Südtprol; die Andern, deren Romanticis-
mus in grünen Gewässern und violetten Bergen mit
ewigem Schnee sich verläuft, ziehen nach Steyermark
und dem Salzkammergute, und den wenigsten ist die
Natur in ihrer Heimath gut genug, und meinen, wie
im Lebem nicht der Stand dem Mann, sondern der
Mann dem Stande Ehre bringt, so auch in der Land-
schaft; nicht sie macht das Gemälde, sondern der Künst-
ler macht aus der Landschaft ein Gemälde. Zu diesen
letzter», denen wir im Ganzen Beifall zollen, gehören
vor allen Feid, Stein seid, Loos, Altmann,
Fischbach und Naffalt, dessen Gemälde um so mehr
Anerkennung verdienen, als sie aus ganz einfachen Ge-
genständen ein Ganzes zu machen verstehen, denen man
das Streben ansieht, nach Kräften die Natur wahr auf-
zufassen. — Wiehert und ganz vorzüglich R. v. Han-
nen gaben uns Winterlandschaften. — Unter den Künst-
lern, die nicht in Wien domiciliren, haben Krüger
aus Jena, Hasenpflug ans Halberstadt, Canella
und mehrere Münchener (letztere haben meist einen
schmutzigen Farbenton) Landschaften und Architekturstücke
cingeschickt, die nicht ohne Talent gearbeitet sind. —
Unter den Seestückeu von Smith, Rieger, Peters
und Tauneur sind'es die Arbeiten des letztern, die
durch ihre Farbe und Haltung die Aufmerksamkeit ver-
dientermaßen auf sich lenken.
Im Tyicrstisck suchen wir Hauermann vergebens.
Außer Ran st l ist keiner, dessen Leistungen in diesem
Fache auf eine tiefere Bedeutung Anspruch machen. —
Unter den Obst-, Blumen- und Früchtestücken findet
sich manches Gute.
Auf die Lithographien, Kupferstiche u. s. f. können
wir hier nicht eingehen. Die wenigen Glas- und Por-
zellanmalereien zeigen, daß der Ton noch nicht getroffen
ist, sie dem Stoffe gemäß zu behandeln. Viel Künstelei,
aber keine Kunst.
Zum Schluffe wollen wir noch einen Blick auf die
plastischen Werke werfen. Das Auffallendste ist ihre ge-
ringe Anzahl. Während die Zahl der Aquarelle gegen
130 beträgt, die der Oelgemälde 400 übersteigt, ist die
Zahl der plastischen Arbeiten kaum 50, und darunter die
meisten aus Gyps, Elfenbein oder Terracotta. Man
würde sich sehr irren, wenn mau glaubte, cs gäbe keine
Talente. Wir haben an K lieb er ein eben so großes,
als nur irgend eine Stadt in Europa, aufzuweisen, und
nächst ihm giebt es eine Menge tüchtiger Arbeiter, die
sich aber meistens mit Grabsteinen - und Pfeifenschneiden
forthelfen müssen. In größern plastischen Arbeiten, Ver-
zierungen auf öffentlichen Gebäuden, Gärten u. s. f.
werden unsere Künstler viel zu wenig beschäftigt. Auf
den Kunstschulen ist die idealisirte Antike vorherrschend
und die christliche Plastik ohne künstlerische Durchdrin-
gung. Daher haben auch so viele an der Plastik kein
Gefallen; es fehlt ihnen an einem Schlüssel zum Ver-
ständniß. Darin liegt wohl für Private eine Entschul-
digung. So lange einheimische Talente hinlänglich be-
schäftigt sind, ist es gut, Fremde zu berufen, aber wenn
die einheimischen Künstler darben, sollte man vor allen
ihnen Arbeit, die ihren Talenten angemessen, anweisen.
Seit der Reitcrstatue Josephs II. ist, mit Ausnahme der
Arbeiten der Pensionäre in Rom und einigen andern
Statuen in Sandstein, keine öffentliche große Arbeit
von einheimischen Künstlern gemacht worden; eine That-
sache, die für Künstler so niederdrückend wirkt, als daß
wir sie nicht hätten erwähnen sollen. Das Schöne muß
gefördert werden, das Nützliche geht von selbst. Da ist
es ein übelangebrachter Grundsatz, die Hände in den
Schooß legen, bis ein großer Künstler, wie Athene aus
Zeus' Haupte, entspringt. Und wer ist da, um den He-
phaistos zu machen? In der Plastik kann ein Künstler
nur aus tüchtigen Technikern erwachsen, und die Praktik,
die so leicht verloren geht, soll angemessen genährt wer-
den. In Wien hat sich so Manches erhalten, was noch
selten geübt wird; wir haben noch Holzschneider und
Bildhauer, die frei aus dem Steine hauen und nicht
auf den Punkt arbeiten. Und wer sieht nicht ein, in
welch' lebendiger Wechselwirkung diese Technik mit der
Kunst ist. Wir freuen uns, daß Baron Clem. Hügel
auf den Gedanken gekommen, die österreichischen Helden
von Alery in Statuetten aus Terracotta, die später in
Erz gegossen werden sollen, darstellen zu lassen. Wir
benützen diese Gelegenheit, um auch einige ehrenfeste
Bürgersleute zu erwähnen, die kräftig chie Kunst unter-
stützen. Wer wäre es sonst, als Arthaler, Vck u. A.,
die einen Danhauser, Amerling, Hau ermann,
Stcinfeld u. unterstützten? Ihre Namen sind, trotz
ihrer Verirrungen, mit der österreichischen Kunst innig
verwachsen und geben auch derselben einen bürgerlich
festen Charakter. Um nun auf die wenigen plastischen
Werke zurückzukommen, so verdienten unter den vielen
Wachs- und Gypsporträts nur die Wachsporträts des
Medailleurs C. Radnitzky genannt zu werden. Sie
sind in der Technik und Auffassung vollendet, und im
Ganzen, worauf es, dem Stoffe gemäß, ankommt, mit
Lebendigkeit aufgefaßt und dargestcllt, und so in einer
Art geleistet, wie es kein Zweiter nach ihm zu -leisten
fähig ist. In seinen Porträts sind Leben und Charakter.
— Preleuthners Statuetten des Hagen und Volker
aus dem Nibelungenliede verdienen genannt zu werden.
Sonst ist, außer einem tvdten Christus von Schroth,